Gelsenkirchen. Schlangenexperte und Veterinäramt begrüßen die Pläne von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne), exotische Tiere in Privathaushalten zu verbieten. In Gelsenkirchen gibt es schätzungsweise 4000 Halter von Reptilien – bei vielen Besitzern fehlt die Sachkunde.

Drei Königpythons für 490 Euro, eine Gruppe giftiger Klapperschlangen für 200 bzw. 350 Euro – Angebote, die Gelsenkirchener Bürger auf der Internetplattform „deine-tierwelt.de“ eingestellt hatten. Für 400 Euro gibt’s ein Terrarium inklusive Boa Constrictor – insgesamt 25 Schlangen listet der Ebay-Kleinanzeigenmarkt gestern in Gelsenkirchen, zehn im benachbarten Gladbeck auf. Schnäppchenpreise inklusive: Für einen Euro ist eine etwa vier Meter lange und recht muskulöse Anakonda dabei.

„Jeder, der mindestens 18 Jahre ist, kann in NRW Exoten - vom Kaiman bis zur giftigen Schlange – kaufen“, sagt Hans Bisplinghof aus Bülse. Der ehemalige Schlangenzüchter, Besitzer zweier Anakondas und Fachbuchautor, bemängelt, dass es für die Haltung von Exoten keine ausreichenden Regeln gibt. Von daher hält er die Überlegungen von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) für richtig, giftige Exoten aus den Wohnungen zu verbannen und ein Melderegister für gefährliche Spinnen und Schlangen einzurichten.

Menschen haben häufig keine Ahnung von den Tieren

Das grundsätzliche Problem, so Bisplinghof, bestehe darin, dass die Menschen keine Ahnung von den Tieren haben. „Für jede Schusswaffe brauche ich einen Waffenschein, für Giftschlangen nicht“, schimpft der 64-Jährige. Der Mann liefert tierische reale Begebenheiten: „Da hat sich der Kollege den Pitbull gekauft und der Kumpel möchte das noch toppen: Er legt sich eine Cobra zu“.

Im benachbarten Gladbeck habe ein „Schlangenliebhaber“ seinen Keller zum Zoo umgebaut: „Da sind Tiermassen untergebracht: Kaimane, Kobras, Klapperschlangen“, sagt Bisplinghof. An den Terrarien der Giftschlangen befänden sich keine Schlösser – obwohl kleine Kinder dort rumlaufen würden. „Der Gesetzgeber muss dafür sorgen, dass die Exoten artgerecht und sicher untergebracht werden“, fordert Bisplinghof.

Gefahr für die Öffentlichkeit

Hier sieht auch das Veterinäramt der Stadt Handlungsbedarf. „Häufig liegt die im Tierschutzgesetz geforderte Sachkunde nicht vor“, erzählt Kai Backhaus, amtlicher Tierarzt beim Gelsenkirchener Veterinäramt. Im vergangenen Jahr habe die Polizei bei einer Drogenrazzia in einer Wohnung 98 Reptilien gefunden. In vielen Fällen, so Backhaus, liege eine Gefährdung der Öffentlichkeit vor. Von daher plädiert er dafür, dass für alle Tiere, die nicht wie Hund, Katze und Co. zu den üblichen Couchbesetzern in den Wohnzimmern gehören, ein Sachkundenachweis der Besitzer erbracht werden muss.

Ob man damit allerdings das Problem beseitigt? Denn auch mit einer Meldepflicht kommt man den von der Unteren Landschaftsbehörde geschätzten 3000 bis 4000 Schlangenbesitzern, die es in der Stadt zur Zeit gibt, nachträglich nicht auf die Schliche. Denn die bleiben das Problem: In der Vergangenheit, so Backhaus, habe man bei dem Großteil der Kontrollen Mängel festgestellt – meist Verstöße gegen den Tierschutz.