Gelsenkirchen-Buer. . In elf Kneipen zwischen Horster Straße und Freiheit spielte sich am Samstagabend die 15. buersche Musiknacht ab. Trotz guter Stimmung blieb diesmal noch durchaus Luft vor der Bühne. Die Wirte freute das nicht.

„I wanna Rock’n’Roll all Nite“, sangen KISS 1975 auf ihrem „Destroyer“-Album. Trotz des (beabsichtigten) Rechtschreibfehlers im Titel und über drei Dekaden auf dem Buckel, hätte der Song gut das Motto der 15. buerschen Musiknacht sein können. Am Samstagabend rockten wieder die Theken zwischen Horster Straße und Freiheit.

Reichlich Betrieb auf der Tanzfläche

Auf meist improvisierten Bühnen, eingeklemmt zwischen Kickerkasten und Dartautomaten, machten sich die Bands mit ihren Verstärkern breit. Trotz zum Teil beengter Verhältnisse im Scheinwerferlicht war die Stimmung prächtig. Schon von weitem hört man aus dem Wacholderhäuschen die Menschen singen: „Skandal im Sperrbezirk“. Three4Music sind hier am Werke und sorgen nicht nur für strapazierte Stimmbänder, sondern auch für reichlich Betrieb auf der Tanzfläche.

Kein Einzelfall, wie der Gang durch die Gemeinde zeigen sollte. Auch im Lucas legten die Paare den Discofox aufs Parkett. Klar, „Time Of My Life“ aus „Dirty Dancing“ ist ja sowas wie der Befehl zum paarweisen Schwof.

Doch nicht nur modernes aus den Charts der mehr oder minder jüngeren Vergangenheit (der Williams Robbie soll im Foyer der Schauburg - wenn schon nicht gesichtet – immerhin gehört worden sein) stand auf dem Programm. Auch alt-hergebrachte Klänge wurden verabreicht.

Luft vor der Bühne

Im Trujillo griffen die Rock’n’Roller „The Ballroom Rockets“ ganz tief in die Chuck Berry-/Johnny Cash-Kiste und förderten Hits wie „Hey Porter“ zu Tage. Der harte Rocker kam im Markttreff oder Lokal ohne Namen auf seine Kosten, wo zu Klassikern wie „Shadow On The Wall“ oder Auszügen aus der Bon Jovi-Diskografie mitunter auch mal das Haupthaar geschüttelt wurde. Beim „Fury In The Slaughterhouse“-Hit „Time To Wonder“ zeigten auch ganz harte Kerle ihre weiche Seite und lagen sich singend in den Armen.

Trotz aller guten Stimmung konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Musiknacht im Vergleich zu früheren nicht sonderlich gut besucht war. Wo man sich früher mit angelegten Armen durch die dicht gedrängten Massen winden musste, blieb diesmal noch durchaus Luft vor der Bühne und damit in Sachen Publikumszuspruch auch nach oben.

Die Wirte freut es nicht. „Die ganze Arbeit für so wenige Leute“, schüttelt ein Patron den Kopf. „Und was mich das alles kostet.“

"Das lohnt sich nicht"

Woran liegt’s? Am Wetter bestimmt nicht, denn die Frühlingstemperaturen hätten eigentlich Lust auf einen Gang durch Buer machen sollen. Vielleicht am Preis? Zu späterer Stunde vielleicht. „Wir haben uns erst um halb zwölf getroffen“, berichten zwei Passanten auf der Hochstraße kurz vor Mitternacht, „für eine Stunde noch zwölf Euro auf den Tisch legen und dann auch nur eine Kneipe schaffen? Das lohnt sich nicht.“

Gelohnt hätte sich auch kurz vor dem finalen Steckerzug noch der Gang in die Oisin Kelly Gallery. Dort intonierten die Halbiren „The Dublinskis“ noch stimmungsvolle Popballaden, während die Belegschaft schon allmählich den Biergarten aufräumt. Ein gelungener Ausklang.