Gelsenkirchen-Hassel. . Nach 25 Jahren ist Schluss: Pfarrer Rolf Heinrich wurde von der Lukas-Kirchengemeinde in Hassel verabschiedet. Superintendent Rüdiger Höcker lobte den Pfarrer als Querdenker. Dieser schlug in seiner letzten Predigt selbst besinnliche Töne an.
Es war, als ob man die 25 Jahre, die Rolf Heinrich Pfarrer der Lukas-Kirchengemeinde war, in einem Nachmittag noch einmal zusammengefasst hätte. Und so fehlten bei dessen Abschiedsgottesdienst in der überfüllten Kirche weder die Kumpel im Kittel, noch die Vertreter der anderen Glaubensgemeinschaften im Stadtteil.
„Sie haben die Kirchengemeinde geprägt wie kein anderer. Hassel Lukas ist so etwas wie ihr Lebenswerk“, sprach Superintendent Rüdiger Höcker den Anwesenden aus der Seele. Und er plauderte aus dem Nähkästchen, berichtete von seiner ersten Erfahrung mit dem engagierten Pastor. „Unser Anfang war nicht ganz so einfach. Es konnte nur noch besser werden. Wurde es auch. Sie haben es ihrer Landeskirche nicht immer leicht gemacht“, spielte der Superintendent auf das erste Kirchenasyl in den 1980er Jahren an, als das noch keine Selbstverständlichkeit war. Dazu kamen nicht gezahlte Stromrechnungen als Boykott gegen die Atomindustrie und viele Aktionen in der Gemeinde.
Dank an Ehefrau
„Sie waren ein Querdenker und ein Vordenker.“ Denn auch in Sachen interreligiöse Verständigung war die Gemeinde einst voran gegangen. „Das gehört zu den Grundpfeilern ihres Lebens und Handelns. Sie stießen Türen auf, die heute zu den Grundhaltungen gehören.“ Für die Zukunft wünschte Höcker Rolf Heinrich und seiner Frau Lisa, der er explizit auch für ihr Engagement dankte, alles Gute. „Sie werden nun bald frei sein von den kirchlichen Diensten und der Verantwortung. Und wenn sie demnächst in die Toskana fahren, müssen sie keinen Urlaub mehr beantragen.“
Rührseliger war der Abschied vieler Gruppen aus der Gemeinde. Erste Tränen flossen bereits, als der Lukas Kindergarten unter der Leitung von Doris Kortmann-Kasperowski für den scheidenden Pfarrer das Lied „Du bist du“ sang und dazu auf einer Leinwand Fotos von Rolf Heinrich und von der so geliebten Toskana zu sehen waren.
Daneben hatten sich auch frühere Mitstreiter eingefunden. Einer von ihnen war Martin Hurraß. Der Pfarrer arbeitete einst mit Heinrich zusammen in Lukas. Er berichtete von einem Presbyteriumswochenende, an welchem man eine Stelle aus dem Johannes Evangelium Ruhrpottdeutsch übersetzt hatte. Passagen hieraus trug Helga Hellmann, ein früheres Presbyteriumsmitglied, vor. Um die Vision von einer neuen Stadt geht es in der Bibelstelle, aus der folgendes entstanden war: „Datt Kaff war aufgedonnert wie ne Schickse, die auf’n Freier wartet.“
Besinnliche Töne in letzter Predigt
Rolf Heinrich selbst schlug in seiner letzten Predigt in Hassel besinnliche Töne an, sprach von einer Schwelle, die er nun überschreite. „Eine, hinter die ich nicht zurück kann.“ Dann erinnerte er daran, dass das ganze Leben aus Schwellen bestehe. „Und das zum Wohl des Lebens selbst.“
Auch die Repräsentanten der anderen Glaubensgemeinschaften verabschiedeten sich von Rolf Heinrich. Hermann Spickermann von der katholischen Kirchengemeinde dankte ebenso wie Yasin Dogru, der Theologe der Ditib-Gemeinde. „Wir haben stets gut zusammen gearbeitet.“ Die berührendsten Worte fand Andreas Chaluppka von der Neuapostolischen Gemeinde Hassel. „Bei vielen Abschieden und Neuanfängen kann man sich gar nicht vorstellen, wie es weiter gehen soll“, sprach er vielen aus der Seele. „Aber was wir voneinander gelernt und miteinander erlebt haben, das kann uns keiner nehmen.“