Hassel. .
Die Nacht stand im Mittelpunkt des sechsten Hasseler Pilgerwegs. Und das nicht nur, weil es wegen der Uhrzeit der Wanderung von Gotteshaus zu Gotteshaus nahe lag.
Die nämlich startete am Freitag um neun Uhr abends in der Markus-Kirche an der Biele, wo Pastorin Andrea Ness zum Innehalten bei Anbruch der Nacht einlud. „Zur Nacht gehört der Schlaf, zum Schlaf gehört der Traum.“ Und in dem habe, so erzählt die Bibel, Gott vielfach zu den Menschen gesprochen. Ein Beispiel hierfür findet sich in der Geschichte von Jakob und Esau, die Pastorin Andrea Ness den Pilgern erzählt.
„Das Interessante ist, dass die Nacht in allen Religionen etwas Besonderes ist. Und sie hat immer zwei Gesichter. Zum einen ist sie eine Bedrohung, zum anderen die Zeit, in der man schläft, beschützt wird“, erklärte Pfarrer Rolf Heinrich aus der Lukas-Gemeinde, der letzten Station des Pilgerwegs. Und er führte gleich ein Beispiel für die Besonderheit der Nacht an. „Mohammed bekam den Koran in der Nacht.“
Und mehr noch. Allein der stetige Wechsel von Tag und Nacht ist im Islam ein Zeichen für die Anwesenheit Gottes. „Er ist es, der die Nacht gemacht hat, in der ihr ruht, und den Tag, an dem man sehen kann“, trug der Hodscha der Moschee am Freistuhl, Yasin Dogru, für die Pilger aus dem Koran vor. „Welcher Gott außer Gott würde euch Licht bringen?“
Von dieser zweiten Station aus ging es weiter zur katholischen Kirche St. Michael und dann zur Lukas-Kirche, wo auch die Neuapostolen ihren Beitrag zum Pilgerweg präsentierten. Geführt wurden die rund 30 Pilger von einem jugendlichen Laternen-Träger. Trotz Kälte und Regen ließen sich die Teilnehmer nicht entmutigen. „Pilger pilgern auch bei schlechtem Wetter“, schmunzelte Rolf Heinrich. Das Ziel der Veranstaltung sei aber trotzdem erreicht worden. „Es geht darum, sich gegenseitig wahrzunehmen, sich zuzuhören. Gerade in der heutigen Zeit.“