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Tierschützer schlagen Alarm: Sie beklagen die hohen Todesraten bei Wettflügen von Brieftauben. Ein Tierarzt spricht von „millionenfachem Elend“. Doch der Taubenverband hält dagegen: Es habe sich schon viel verbessert.

Die Brieftaubenzucht gerät in Verruf. Die radikale Tierschutzorganisation Peta kritisiert jetzt erstmals hohe Todesraten bei Wettflügen und blutiges Vorgehen in den Schlägen. Kritik kommt auch von einem Mitglied des Essener Verbandes. Tierarzt Dr. Matthias Warzecha prangert „millionenfaches Elend“ und Verstöße gegen das Tierschutzgesetz an – bisher ein Tabuthema.

Interne Statistiken belegen mehrere tausend tote Tauben an jedem Wochenende in der Flugsaison. Bei manchen Wettflügen finde nicht einmal die Hälfte aller Tiere zurück in den Schlag. Warzecha beklagt, dass viele Züchter die Tauben unter Erfolgsdruck bei bedecktem Himmel auf die Reise schicken. Zum Hintergrund: Die Vögel brauchen zur Orientierung unter anderem die Sonne. Viele Tauben verfliegen sich, stürzen entkräftet ab, nur die stärksten überleben.

Es geht um viel Geld

Der Taubenverband will die Zahlen nicht bestätigen. „Jeder Züchter möchte, dass die Taube nach Hause kommt“, sagt Sprecher Christoph Schulte. Dennoch suche der Verband die Diskussion. In den vergangenen Jahren habe sich viel verbessert. Präsidiumsmitglied Roland Fitzner spricht dagegen in einer Bestandsaufnahme von „Krieg zwischen Züchtern“.

Es geht um viel Geld im Taubensport: Im Internet werden Summen von 50 000 Euro bei Preisflügen ausgelobt. Bei privaten Wetten stehen mehrere tausend Euro auf dem Spiel. Einzelne Tauben sind selbst mehrere hunderttausend Euro wert. Leistungssteigernde Mittel gibt es offen zu kaufen. Ein Züchter spricht von „fliegenden Giftcocktails“.

Ein Tierschützer sammelt nach den Wettflügen gestrandete Tauben auf. Er wirft den Eigentümern bewusstes Töten vor: „Ich kann die Tauben über die Ringe genau einem Züchter zuordnen“, sagt er. „Die netten Züchter holen die Taube ab. Die anderen sagen: Hals umdrehen!“