Die Zeche Scholven wurde 1908 als weitere Staatszeche in Buer gegründet und wandelte sich schon früh auch zu Kraftwerksstandort und nach dem Krieg und dem Aus der Kohlenförderung zu einem der größen in Europa.
Ursprünglich hieß sie Berlin, später mutierte sie zu einem gewaltigen Kraftwerk: Die Zeche Scholven. Auch an sie erinnert die Ruhr2010-Aktion „Schachtzeichen“ , wenn dort Ende Mai auch keiner der gelben Ballone aufsteigen wird.
Schon in den 1870er Jahren wurden in Scholven die ersten Grubenfelder, die „Einig“ hießen, verliehen, 1875 unter dem Namen „Berlin“ zusammengefasst. Nach der Jahrhundertwende erwarb der preußische Staat mit der Bergwerks-AG Recklinghausen - neben anderen - auch dieses Grubenfeld. Geleitet wurde die BAG von der Hibernia AG, die sie 1927 übernahm. Noch vor dem Abteufen der Scholver Schächte erfolgte die Konsolidierung mit dem benachbarten Grubenfeld Zweckel.
An beiden Standorten be-gan 1908 das Abteufen - „Berlin“ in Scholven und - wie naheliegend - „Potsdam“ in Zweckel. Die Abteufmannschaft in Scholven kam von Anfang an gut voran, hatte weder mit Wassereinbrüchen noch mit nennenswerten Schwimmsandbrüchen zu kämpfen. Schon im September begann man mit dem Abteufen von Schacht 2. Ende des Jahres erreichten die Scholven-Pioniere eine Teufe von 265 m. Im Herbst 1909 stoßen sie bei einer Teufe von 370 m auf eine erste Steinkohlenschicht. Im Januar 1910 sind 558 m Teufe erreicht.
Im gleichen Jahr, noch vor der ersten Förderung, wurden die beiden Pütts in „Scholven“ und „Zweckel“ umbenannt. Zur gleichen Zeit entstanden die Übertageanlagen. Die erste Kohle wurde auf Scholven 1911 gefördert. Bis zum Ende des Jahres holten 518 Mann 7795 t des Schwarzen Goldes aus der Grube. Ein Jahr später ging ein erstes kleines Kraftwerk in Betrieb, das nur die Zeche mit der nötigen Energie - Dampf, Strom, Druckluft - versorgte. Schon 1913 startete die Kokerei. Im gleichen Jahr stieg die Förderung auf 471 000 t (Belegschaft: 2215 Mann). „Die Zeche entwickelt sich vielversprechend“, hieß es. 1921 waren es 600 000 t.
1929 erfolgte die endgültige Zusammenlegung von Zweckel und Scholven, nachdem bis dahin getrennt gefördert und zwischenzeitlich Zweckel auch nochmal selbständig ge-führt worden war. Fortan wurde auch die Zweckeler Kohle auf Scholven gefördert. So stieg die Förderung 1930 auf 947 000 t, die Belegschaft um-fasste 3470 Beschäftigte. Bis Mitte der 30er Jahre erfolgt der Ausbau des Kraftwerks zum Großkraftwerk mit Europas höchstem Kamin. Schon 1928 wurde die Kokerei zur Zentralkokerei ausbebaut.
Parallel erfolgte auf einem benachbarten Areal (bereits ab 1928) der Aufbau eines kohlechemischen Betriebs, der als Hydrierwerk ab 1935 die Hochdruckhydrierung von Steinkohle durchführte - mit hochwertige Scholver Kohle. 1940 erreichte die Kohlenförderung die Million-t-Grenze. Die höchste Förderung er-zielte die Zeche Scholven 1943 mit über 1,2 Mio t, gefördert von 5290 Kumpel.
Im Krieg erlitten Zeche und Kokerei durch Bombenangriffe schwere Schäden, vor allem wegen des benachbarten Hydrierwerks. 1944 wurde die Förderung nach Zweckel ausgelagert, die Kokerei war 1945 am Ende. Nach dem Krieg wurden Zeche und Kraftwerk wiederaufgebaut, schon kurze Zeit später war Scholven das leistungsstärkste Kraftwerk im Hibernia-Konzern. 1951 wurde die Kohlenförderung von Zweckel zurück nach Scholven verlegt. Ein Jahr später gab man die kohlechemischen Anlagen an die Veba AG ab. Schon 1950 war ein Kokereineubau in Betrieb gegangen.
Die Zeche Scholven erreichte 1960 noch einmal fast eine Förderung von 1 Mio t(genau: 954 000 t) und beschäftigte 3535 Kumpel. Mit Ausbruch der Kohlekrise entschloss sich die Hibernia zur Zentralisierung. Folge: 1960 schloss die Zentralkokerei Scholven und 1963 wurde das Bergwerk stillgelegt wurde. Die letzte Schicht wurde am 23. Februar 1963 gefahren. In den nachfolgenden Jahren wurden die Schächte verfüllt und die Tagesanlagen zum Teil abgebrochen. Das Kraftwerk wurde ab 1968 ausgebaut – zu einem der größen in Europa.