Die Zeche Graf Bismarck, südlich des Kanals gegründet, entwickelte sich mit ihren drei Standorten in Erle zu einem der größten Bergbaubetriebe des Ruhrbergbaus. 1882 ging es in Erle los, 1966 war Schicht am Schacht.
Sie ist ein Ableger aus Schalke, hauchte aber einem ganzen Stadtteil nördlich des Kanals das Leben ein: Die Zeche Graf Bismarck, das Herz Erles. Mit ihren drei Standorten nördlich des Kanals, an die die Ruhr- 2010-Aktion ,Schachtzeichen’ erinnert, gab sie die Impulse zur urbanen und wirtschaftlichen Entwicklung Erles.
Die Erler Bismarck-Geschichte begann 1882, als an der Auguststraße im Erler Süden der Schacht Bismarck 2 abgeteuft wurde. Da war der Pütt als solcher aber schon einige Jahre alt: 1868 war die Gewerkschaft Graf Bismarck gegründet worden, als sich etliche Gewerken aus der Schalker Braubauerschaft konsolidierten. 1869 wurde mit dem Niederbringen des ersten Schachtes begonnen, die erste Kohle wurde wegen großer Probleme beim Abteufen aber erst 1873 gefördert (3002 t).
An der Auguststraße gingen die Abteufarbeiten glatter über die Bühne: 1884 erreichten die Erler Bismarck-Pioniere in 252 m Teufe die erste Kohle. Der Schacht wurde als selbstständige Zeche geführt. Schon 1893 drang „Bismarck“ noch weiter nach Norden vor, nachdem die Gewerkschaft 149 Morgen Land östlich der Frankampstraße gekauft und mit dem Abteufen eines 3. Schachtes begonnen hatte. Nach dem Auffahren der 2. Sohle in 341 m Teufe wurde dort die Förderung im Juni 1894 aufgenommen. 1902 erhielt der Standort einen weiteren Schacht: Bismarck 5 (Schacht 4 war ab 1899 in Schalke abgeteuft worden). Nach Erreichen der 7. Sohle - Teufe 736 m - begann die Förderung.
In den Folgejahren wurden nicht nur die vorhandenen Zechenstandorte weiterentwickelt und ausgebaut - im Erler Süden wurde neben Schacht 2 zwischen 1909/10 Bismarck 6 abgeteuft-, sondern auch eine vierte Bismarck-Schachtanlage im Osten des Grubenfeldes errichtet: An der Wiedehopfstraße begann 1910 das Abteufen von Schacht 7 und 8. Während Schacht 7 nach Erreichen der 1. Sohle in 286 m Teufe die Förderung aufnahm, wurde das Niederbringen von Schacht 8 „wegen Schwierigkeiten im Berg“, wie es hieß, ausgesetzt. Erst 1930 kam es zur vollen Förderung.
In den 20er Jahren erhielt der Standort Auguststraße seinen 3. Schacht - Bismarck 9. 1927 änderten sich die Besitzverhältnisse an der Zeche: Die Deutsche Erdöl AG (DEA) übernahm alle Anteile an der Gewerkschaft. die Schachtanlage im Emscherbruch wurde 1929 weiter ausgebaut. Zwischen 1931 und ‘39 wurde die Förderung an der Frankampstraße ausgesetzt. Die höchste Förderung erzielte Graf Bismarck 1943 mit knapp über 3 Mio t bei 8251 Beschäftigten.
Nach dem Krieg wurde die Förderung 1949 wieder aufgenommen, 1955 der Standort 2/6/9 zur Zentralförderanlage umgebaut. Zuvor war 1951 im Emscherbruch noch Bismarck 10 als Zentralwetterschacht abgteuft worden (1954 erfolgte die Betriebsaufnahme). 1958 erzielte die Zeche nochmal eine Förderung von gut 2,8 Mio t bei 10 100 Beschäftigten, davon 6795 unter Tage.
Graf Bismarck zählte Mitte der 60er Jahre, zu Beginn der Kohlenkrise, zu den größten und modernsten Zechen des Ruhrbergbaus. Umso erschütternder war das plötzliche Ende der Zeche, das im Februar 1966 von der DEA beschlossen wurde. Offenbar nahm man die Chance wahr, den am wenigsten gewinnbringenden Betrieb des Konzerns durch hohe Stilllegungsprämien (dank hoher Fördermengen) erfolgreich los zu werden. Der große Trauerzug durch Erle am 19. Februar 1966 wurde zum Symbol der Kohlenkrise, konnte die Stilllegung aber nicht verhindern: Am 30. September 1966 war Schluss in Erle, über 7000 Beschäftigte verloren ihre Arbeit.
1967 wurden die Schächte verfüllt und die Tagesanlagen abgebrochen. Das Grubenfeld wurde von der RAG übernommen und von den umliegenden Zechen ausgeraubt. Der Schacht Bismarck 10 wurde als Emschermulde 1 von der Zeche Ewald als Wetterschacht weitergeführt.