Die Schachtanlage Ewald 3/4 in Resse wurde ab 1895 abgeteuft. Zwei Jahre später nahm sie die Förderung auf. Bis 1955 war der Pütt Förderstandort. Das endgültige Aus kam 1997.
Sie ist eine Ableger-Zeche - doch ohne Ewald 3/4, an die im Mai die Ruhr2010-Aktion „Schachtzeichen“ erinnern wird, kein Stadtteil Resse. Als 1895 mit dem Abteufen der „Filiale“ der Hertener Zeche Ewald begonnen wurde, bestand Resse noch aus zwei kleinen Bauernschaften.
Der Grundstein für Ewald 3/4 und damit für das moderne Resse wurde gelegt, als die Bergwerksgesellschaft um den Essener Bergassessor Ewald Hilger (Namensgeber des Pütts) in der Resser Heide für 2,5 Mio Goldmark 59 Morgen Land kaufte. Auf Ewald 1/2 - 1871 war die Bergwerksgesellschaft entstanden, ein Jahr später begannen die Abteufarbeiten für Ewald 1 und 1888 für Ewald 2 - waren die Wege zu lang geworden: Schichtleistung, Förderung und Bewetterung litten. Verbesserung sollte die zweite Schachtanlage bringen, nordwestlich gelegen und nicht weit entfernt von der „Mutterzeche“. Im Mai 1895 wurde der Betriebsplan durch den königlichen Bergrevierbeamten genehmigt. Kurz darauf begannen die Abteufarbeiten für die Schächte „Schürenberg“ (Ewald 3) und „Waldthausen“ (Ewald 4), so Heimatforscher Carl Heinrich Lueg.
Schacht 3 erreichte bei einer Teufe von 327,5 m das Steinkohlengebirge, 1897 wurde die Förderung aufgenommen. Ewald 4, dessen Gesamtteufe damals 822 m betrug, ging 1899 in Betrieb. Die Anlage war eine eigenständige, selbstständig fördernde Zeche. Um 1890 wurde daher auch der Tagesbetrieb ausgebaut: Kaue, Sieberei, elektrische Zentrale, Kohlenwäsche, Voll- und Leerwaage, Werkstätten so- wie Ziegelei (1933 stillgelegt) entstanden. Schon 1897 war die Zufahrtsstraße zum Bergwerk chausseeartig ausgebaut worden. Sie wurde bald bis Crange verlängert. Die Bauernschaften entwickelten sich zum kleinen Städtchen: Straßen, Schulen, Wohn- und Geschäftshäuser entstanden.
Die Zeche selbst hatte bei der rasanten Entwicklung mit Rückschlägen zu kämpfen: Wassereinbrüche und Schlagwetter galt es zu bewältigen. 1897 brannte einer der beiden hölzernen Schachttürme ab. Mit dem Bau einer Verbindungsstrecke zwischen den Schächten 3 und 4 wurde schließlich eine stabile Wetterführung hergestellt.
1899 betrug die Fördermenge gut 150 000 t, zehn Jahre später bereits knapp 520 000 t. In der gleichen Zeit erhöhte sich, so Lueg, die Belegschaft von 608 auf 1778 Bergleute. Anfangs wurde die Kohle noch von Hand auf die Förderwagen geladen. Arbeitszeiten von 14 bis 16 Stunden waren ebenso üblich wie Frauen- und Kinderarbeit. Unter 16-Jährige fingen als Pferdejungen an.
800 Meter südöstlich von 3/4 im Emscherbruch wurde 1911 der Schacht 6 bis auf 1000 m Teufe aufgefahren. 1912 ging er in Betrieb und diente als Wetterschacht. 1914 erhielt der Resser Pütt einen Gleisanschluss zum Kanalhafen Wanne-Eickel. 1924 betrug die Förderung 635 650 t, 1926 mehr als 850 000 t Kohle.
Die höchste Fördermenge wurde 1943 - mitten im Krieg - mit 953 858 t erzielt. Die Belegschaft war auf 2887 angewachsen. Allerdings waren hunderte von Kriegsgefangenen (ihr Barackenlager befand sich im südlichen Teil des Zechengeländes) eingesetzt. Genauso wie schon im 1. Weltkrieg. Damals waren die Zwangsarbeiter in einem Lager im damaligen Neubauviertel zwischen Luisen- und Nollendorfstraße einquartiert.
Nach dem 2. Weltkrieg ging die Fördermenge schlagartig auf gut 200 000 t zurück, die Belegschaft schrumpfte auf 1569 Kumpel. Bis Anfang der 50er Jahre, als der Durchschlag zu Ewald 1 /2 erfolgte, war Ewald 3 /4 eine „richtige“ Zeche. 1955 wurde schließlich die Förderung in Gänze von Ewald 1/2/7 übernommen.
Danach diente das Bergwerk als Seilfahrtsstandort. Bis zum 1. September 1997, als die Seilfahrt schließlich eingestellt wurde - bis zu 1000 Kumpel waren hier noch tätig. Ewald 3 wurde 1998 verfüllt, Schacht 4 und 6 im Jahr 2000. Danach wurde das 3,5 Hektar große Gelände zurückgebaut.
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