Hassel/Buer. Die Kita braucht eine neue Küche, der Spielplatz eine Laterne – Gelsenkirchens OB beschäftigte sich am Montag mit ganz normalen Problemen.

Manchmal muss sich auch ein Oberbürgermeister höchst persönlich um die ganz normalen Dinge im Alltag seiner Bürger kümmern: dass ein Kindergarten eine neue Küche braucht, zum Beispiel, oder dass der Spielplatz schräg gegenüber eine Laterne vertragen könnte. Und sowieso, dass auf der Straße dazwischen immer so gerast wird – trotz Tempo 30. „Ja, wir können natürlich häufiger blitzen“ – andere Allheilmittel kann sich auch ein Stadtoberhaupt nicht mal eben aus dem Ärmel schütteln. Doch die Idee kommt an: „Gerne. Von uns aus jeden Tag!“

Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski besuchte auch die Kindertagesstätte an der Mühlenstraße. Hier sprach er mit der kommissarischen Leiterin Katharina Rath (M.) und ihrer Stellvertreterin Ela Kara.
Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski besuchte auch die Kindertagesstätte an der Mühlenstraße. Hier sprach er mit der kommissarischen Leiterin Katharina Rath (M.) und ihrer Stellvertreterin Ela Kara. © Funke Foto Services | Olaf Ziegler


Frank Baranowski ist an diesem Montag in Hassel unterwegs. Eingeladen hat ihn der SPD-Ortsverein Hassel-Süd/Bergmannsglück, um Bürgern vor Ort die Möglichkeit zu geben, ihre Sorgen und Probleme direkt mit dem ersten Mann der Stadt zu besprechen. Einige sind der Einladung des Ortsvereinsvorsitzenden Reinhard Ostermann gefolgt.

Kita-Leiterin beklagt, dass zu viele Kinder mit dem Auto gebracht werden

An der Mühlenstraße 122 besucht der OB die dortige Tageseinrichtung für Kinder. Drei Erzieherinnen klagen ihr Leid, nicht nur über rasende Autos: „Das Problem sind auch parkende Autos“, sagt Katharina Rath. Sie schätzt, dass von 105 Kindern jeden Morgen etwa 90 mit dem Auto bis vor die Kita-Tür gebracht werden. Und das sprenge die Kapazität des kleinen Parkplatzes, der eigentlich nur für die Mitarbeiterinnen da ist.

Offenbar verschärft sich das Problem, wenn dann noch der Bus kommt. Direkt vor dem Kindergarten ist die Haltestelle Uhlenbrockstraße der Linie 211. Wenn dort ein Bus hält, muss der nachfolgende Verkehr warten. Eine einst auf die Straße gesetzte Insel soll den Verkehr bremsen, indem sie Autofahrern die Möglichkeit nimmt, den Bus zu überholen. Einige ganz Schlaue machen das aber trotzdem: Sie umfahren die Insel einfach auf der falschen Seite. Die Folge: Dann staut sich der entgegenkommende Verkehr.

Haltestelle Uhlenbrockstraße: Baranowski will mit der Vestischen sprechen

Auch die Situation an der Bushaltestelle Uhlenbrockstraße nahm Baranowski unter die Lupe.
Auch die Situation an der Bushaltestelle Uhlenbrockstraße nahm Baranowski unter die Lupe. © Funke Foto Services | Olaf Ziegler


Dies passiere häufig, versichert Meinolf Wegener. Er wohnt gegenüber der Kita, hat die Haltestelle also bestens im Blick. Das große Problem: Oft hält der Busfahrer nicht nur kurz an, sondern wartet, um mit der Fahrt wieder im Plan zu sein. „Der ist hier ganz oft zu früh“, sagt Wegener. Frank Baranowski hört sich alles an, macht sich immer wieder Notizen auf einem Zettel. „Da müssen wir mal das Gespräch mit der Vestischen suchen. Entweder muss der Bus woanders warten oder der Fahrplan muss angepasst werden.“

Ob sonst noch was sei? „Aschenbecher wären gut“, sagt Wegener. „Ich mache seit 25 Jahren die Kippen der Busfahrgäste weg.“

Spielplatzpate wünscht sich eine Laterne

Zu Fuß geht die Reise weiter. Nächstes Ziel: der Spielplatz an der Mühlenstraße/Ecke Velsenstraße. Damit hat die kleine Gruppe den angrenzenden Stadtteil Buer erreicht. Auf den ersten Blick kaum vorstellbar, dass es hier Probleme gibt: Der Spielplatz wirkt wie neu, ist er doch erst vor knapp zwei Jahren modernisiert worden. Aber der Teufel steckt wie so oft im Detail. Die neu gesetzten Randsteine stellen nämlich aufgrund ihrer unterschiedlichen Höhe eine Verletzungsgefahr für Kinder dar – sagt einer, der es wissen muss: Spielplatzpate Uwe Tonkel. „Auf einem anderen Spielplatz, wo das auch so ist, hat sich ein Kind das Schienbein verletzt.“ Das wolle man hier natürlich verhindern.

Spielplatzpate Uwe Tonkel (r.) erklärt Frank Baranowski, warum die unterschiedlich hohen Randsteine für Kinder ein Verletzungsrisiko sind.
Spielplatzpate Uwe Tonkel (r.) erklärt Frank Baranowski, warum die unterschiedlich hohen Randsteine für Kinder ein Verletzungsrisiko sind. © Funke Foto Services | Olaf Ziegler


Der OB macht sich weiter Notizen – auch wegen der geforderten Laterne. „Das müssen wir uns angucken. Es gibt nämlich auch immer Anwohner, die sich durch das Licht dann gestört fühlen.“ Dabei versteht er das ernste Ansinnen hinter der Idee: Vor einiger Zeit sei hier fast ein Mädchen in der Dunkelheit vergewaltigt worden, erzählt Tonkel.

Liegt illegaler Müll im Wald hinterm Haus?

Velsenstraße 4, das Hochhaus hinterm Spielplatz, das viele in der Runde einstimmig als „typische Bausünde der 70er“ bezeichnen, steht auch noch auf dem Plan des Oberbürgermeisters. Gibt es hier ein Müllproblem? Am Rande der Zufahrt steht ein wenig Krempel rum, nicht wirklich der Rede wert. „Das könnte ja auch angemeldeter Sperrmüll sein“, so Baranowski.

Ein Mann mit einem Schäferhund an der Leine kommt aus dem Haus. „Sind Sie von der Stadt?“, fragt er. „Seinen“ Oberbürgermeister kennt er offenbar nicht. „Kommen Sie wegen dem Müll? Das ist schlimm hier. Die Stadt tut nichts.“ Er sei ja jetzt da, betont Baranowski. „Ihre Kollegin wollte sich auch schon kümmern“, winkt der Mann ab. „Gehen Sie mal in den Wald hinterm Haus. Da müssen Sie mal die Augen aufmachen!“ Und dann geht der Oberbürgermeister in den Wald und sucht nach Müll. Auch die anderen suchen. Allerdings findet ihn niemand. Vielleicht ist es für das Problem einfach der falsche Tag.

Alle anderen Probleme sollen gelöst werden. Für den Spielplatz wird es einen Ortstermin mit Gelsendienste geben – Baranowski: „Und zwar zügig.“ Mit der Vestischen will er über die Linie 211 reden und auf der Mühlenstraße öfter blitzen lassen. Eins, zwei zusätzliche „30“-Schilder sollten auch nicht das Problem sein. Bleibt noch die Frage nach der neuen Küche für den Kindergarten: Auch die soll nun bald kommen. Endlich, möchte man sagen – ausgemessen wurde sie, sagt Katharina Rath, nämlich schon vor vier Jahren. So lange sollen die anderen Verbesserungen nicht auf sich warten lassen.