Gelsenkirchen-Hassel. Die grüne Oase von Familie Wegener wurde wegen ihrer Regenwasser-Entkoppelung beim Vorgarten-Wettbewerb ausgezeichnet. Die Anlage spart Geld.

Eine Baustelle am Haus? Für gewöhnlich verdrehen Eigentümer in Erinnerung an diese chaotische Zeit die Augen und sind froh, sie hinter sich zu haben. Meinolf Wegener (60) allerdings kann der Isolierung seiner Gebäude-Fundamente an der Uhlenbrockstraße 20a im Jahr 2006 durchaus Positives abgewinnen: Ohne die Arbeiten hätten er und seine Frau Elisabeth Schachta-Wegener wohl kaum den „Sonderpreis Nutzung von Regenwasser“ beim Vorgartenwettbewerb des Stadtteilbüros Hassel/Westerholt/Bertlich abgeräumt.

Denn es war das ausgebaggerte Bodenmaterial, gemischt mit Sand und Kies, das der damalige Vonovia-Techniker vor dem Haus zu einem Wall verdichtete und so geschickt mit blühenden Bodendeckern und Rasen begrünte, dass die Jury regelrecht ins Schwärmen geriet – weil die Aufschüttung als Teil der Regenwassernutzung „vorbildlich“ sei. Konkret wird das Dachwasser des Wohngebäudes über ein offenes Regenfallrohr und eine Rinne in Rasenmulden abgeleitet, wo es auf dem Grundstück versickert. „Der Wall diente dazu zu verhindern, dass das Regenwasser in den Vorgarten stürzt“, so Wegener.

Investitionskosten für Dach-Entwässerung haben sich längst amortisiert

Über ein offenes Regenfallrohr wird das Dachwasser in eine Rinne abgeleitet und versickert im Boden.
Über ein offenes Regenfallrohr wird das Dachwasser in eine Rinne abgeleitet und versickert im Boden. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Korte

Ein Dachdecker machte diese ökologische Lösung möglich, die freilich nicht zum Nulltarif zu haben war. „Er legte das Fallrohr um. Das kostete mich zwar 500 Euro, aber weil ich jährlich durch die Versickerung 100 Euro spare – das Wasser wird ja nicht mehr über die Kanalisation entsorgt –, haben sich die Kosten längst amortisiert. Schließlich habe ich insgesamt seit 2006 rund 1400 Euro gespart“, erläutert der Frührentner.

Es zählten Ökologie, Klimaschutz und Kreativität

„Mach was draus(sen)“ lautete das Motto des Vorgartenwettbewerbs, den das Stadtteilbüro Hassel/Westerholt/Bertlich zum dritten Mal ausgelobt hatte. Berücksichtigt wurden Ökologie, Klimaschutz und Kreativität.

Den ersten Preis gewannen Margret und Dorothe Neumann mit ihrem grünen Paradies im Alten Dorf Westerholt, Martinistraße 12. Zweitplatzierte wurden Anna-Maria Röhling-Sander und Peter Sander mit ihrem Vorgarten an der Wallstraße 4b in Bertlich.

Den Sonderpreis Ökologische Gestaltung erhielten Melanie und Stephan Schlegelmilch, Oberfeldinger Straße 28, in Hassel.

Auf die Idee kam Wegener, weil er als Bauleiter zuständig war für die Entkoppelung der Entwässerung in einer Vonovia-Siedlung am Paschenberg in Herten. „Dort habe ich erlebt, wie sehr diese Maßnahme Betriebskosten reduziert und zugleich einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz leistet.“ Dass die Familie Regenwasser in Behältern sammelt und als Gießwasser nutzt, kommt ebenfalls Portemonnaie und Umwelt zu Gute.

Passanten bleiben oft stehen und informieren sich

Für einen Hingucker sorgt diese ökologische Versickerung sehr wohl. „Wenn ich in dem 350 Quadratmeter großen Vorgarten Unkraut jäte und die Pflanzen wässere, komme ich immer mal wieder mit Passanten ins Gespräch. Diese Form der Regenwasser-Entkoppelung kennen viel zu wenige Leute. Klar, dass sie dann wissen wollen, wie das funktioniert“, berichtet Wegener.

Rund 350 Quadratmeter groß ist der Vorgarten von Familie Wegener an der Uhlenbrockstraße 20a in Gelsenkirchen-Hassel.
Rund 350 Quadratmeter groß ist der Vorgarten von Familie Wegener an der Uhlenbrockstraße 20a in Gelsenkirchen-Hassel. © FUNKE Foto Services | Foto: Michael Korte

Dass seine „vorbildlichen Anlagen“ nahezu komplett unter Grün verborgen sind, macht den besonderen Reiz des Vorgartens aus. Rot und rosa blühende Rosen, ein Teppich aus Frauenmantel und Sonnenblumen in fröhlichem Gelb ziehen die Blicke ebenso auf wie ein Ginkgo-Baum und die gemütliche Bank an der Hauswand, die zum Seele-Baumeln-Lassen einlädt. Kantige Steine sorgen unterdessen für Abwechslung in den verschiedenen Grüntönen und wirken so, als hätte Comic-Figur Obelix sie vergessen. Viel Zeit zum Ausruhen haben die Wegeners jedoch nicht: Hinter dem Haus befindet sich der eigentliche Garten – und der ist noch größer.