Gelsenkirchen-Hassel. Nabu organisiert Umbau des Stellwerks auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei im Gelsenkirchener Norden. Projekt soll die Biodiversität steigern.
Noch zeugen Graffitis – oder Menschen, die sich selbst für Künstler an der Spraydose halten – davon, dass sie ein flüchtiges Zuhause im zukünftigen Stadtteilpark in Hassel okkupiert haben. Das wird sich allerdings bald ändern. Denn im alten Stellwerk auf dem ehemaligen Kokereigelände wird mit Unterstützung von etwa 15 Ehrenamtlern des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) ein Artenschutzhaus entstehen – mit 20.000 Euro von der NRW-Stiftung und weiteren Zuschüssen der RAG Montan Immobilien sowie der praktischen Umsetzung durch die Landschaftsagentur Plus.
Artenschutz statt Abriss: Bei den Planungen für den neuen Stadtteilpark auf dem über 33 Hektar großen Gelände im Gelsenkirchener Norden verkaufte die RAG Montan Immobilien das schon zum Abriss vorgesehene Gebäude im vergangenen Oktober zum symbolischen Preis von einem Euro an die Vogelsang Stiftung, die das leerstehende Gebäude symbolisch in ihre Obhut nahm. Gemeinsam mit dem Nabu NRW und der Stadt planen die Naturschützer ein neues Hotel für Fledermäuse, Falken und andere Tiere.
Schwalben, Mauersegler und Bachstelzen
„Das Dach ist bereits fertig saniert“, berichtet Nora Scholpp, die die Koordination des Projektes für den Nabu NRW übernommen hat. In den nächsten Tagen sollen die Baumaßnahmen in den einzelnen Etagen beginnen.
In den Obergeschossen wird dabei Platz geschaffen für eine Schleiereule, die in dem Gebäude brüten soll. Turmfalken, Mehl- und Rauchschwalben, Mauersegler und Bachstelzen sollen in unmittelbarer Nachbarschaft zum überregionalen Radweg „Allee des Wandels“ ein neues, ungestörtes Zuhause finden.
Fenster werden vermauert
„Dazu wird das Gebäude entkernt und die Fenster werden vermauert, um ein feuchtkühles Klima zu schaffen“, berichtet Nora Scholpp. Es werde Luken, Nistkästen und Hängemöglichkeiten geben. Der Boden im Untergeschoss erhält eine feuchte Sandschicht. Hier sollen sich verschiedene Fledermausarten ansiedeln.
Kalkmörtel an den Außenfassaden des Gebäudes soll in Zukunft Wildbienen anlocken. „Natürlich werden wir auch klassische Insektenhotels aufstellen und das Umland mit bestimmten Blühmischungen insektenfreundlich gestalten“, so Scholpp.
Ein See für Amphibien
Und wenn von den 20.000 Euro noch ein bisschen übrig bleibt, wollen die Naturschützer einen kleinen See anlegen und heimischen Amphibien eine Ansiedelungsmöglichkeit schaffen.
Der Park und das Artenschutzgebäude sollen im Frühjahr 2020 eröffnen. Auf diese Weise wird das Areal einen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas leisten, das Wohnumfeld aufwerten und zum Erhalt der Biodiversität und zum Artenschutz beitragen. Zudem soll es auch einen Anziehungspunkt für Menschen darstellen: Dieser Teil des neuen Stadtteilparks Hassel soll zukünftig auch als Ziel für den außerschulischen Unterricht genutzt werden können.