Resser Mark. Die Stadt Gelsenkirchen legt einen Großteil der Prostituierten-Wohnwagen auf dem Pendlerparkplatz an der A2 still. Fahrzeugen fehlt Zulassung.

Eng geworden ist es für Verkehrsteilnehmer auf dem Mitfahrerparkplatz an der Münster Straße in der Resser Mark: Berufspendler, die nahe der Autobahnbrücke ihre Fahrzeuge abstellen, müssen sich den Platz teilen mit Prostituierten, die dort am Abend anschaffen.

Seit dem Frühjahr beansprucht auch die Emschergenossenschaft die Fläche für ihre Baustelle. 20 und mehr Wohnwagen stehen nun in Reih’ und Glied nebeneinander, ein großer Teil davon ist allerdings von den Behörden stillgelegt worden.

Amtlich versiegelt

Rechteckige Aufkleber in leuchtendem Orange signalisieren schon von weitem, dass die Wohnwagen, zugelassen u. a. in Gelsenkirchen, Bottrop und im Kreis Recklinghausen, aus dem Verkehr gezogen worden sind. Mindestens ein gutes Drittel der dort abgestellten Anhänger ist von dieser Maßnahme betroffen.

Baustelle für den Rohrvortrieb

Seit dem Frühjahr macht sich auch die Emschergenossenschaft breit an der Münsterstraße in der Resser Mark. Im Hintergelände des Mitfahrerparkplatzes fließen der Holzbach und der Resser Bach zusammen. Beide Nebenflüsse der Emscher stehen zur Renaturierung an.

Die Abwasserbäche erhalten wieder einen naturnahen Verlauf: Die Bäche nehmen nur noch das Oberflächenwasser auf, das Abwasser wird über separate unterirdische Kanäle abtransportiert. In unmittelbarer Parkplatznähe erfolgen die Schachtarbeiten für den Rohrvortrieb.

Einige davon sind sogar amtlich versiegelt worden: Ein roter Aufkleber soll verhindern, dass die Wohnwagentür unbemerkt geöffnet wird. Weil die Zulassungsplakette fehlt oder weil sie andere Mängel aufweisen, hat die Stadt die so gekennzeichneten Anhänger aus dem Verkehr gezogen.

Tägliche Kontrollen

„Der Kommunale Ordnungsdienst ist jeden Tag vor Ort, um zu schauen, ob dort auch die Vorgaben des Prostituiertenschutzgesetzes, der Straßenverkehrsordnung und anderer Regelungen eingehalten werden“, erläutert Stadtsprecher Oliver Schäfer. Weil nicht in jedem Fall ein direktes Gespräch mit den Prostituierten möglich war, habe man sich zu diesem Vorgehen entschlossen, „um einen größtmöglichen Effekt zu erzielen“, wie Schäfer ergänzt.

Ein Siegel hilft der Stadt bei der Durchsetzung ihrer Forderungen.
Ein Siegel hilft der Stadt bei der Durchsetzung ihrer Forderungen. © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dass an dem einen oder anderen Wagen die Siegel aufgebrochen wurden, sei nicht misszuverstehen. Oliver Schäfer: „Die Siegel wurden mit unserem Wissen aufgerissen, weil die Vorgaben, auf die wir hingewiesen hatten, erfüllt wurden.“

Weitestgehend ohne Beschwerden

Als insgesamt „beschwerdefrei“ bewertet Oliver Schäfer die Situation im Umfeld des Pendlerparkplatzes an der Stadtgrenze zu Herten. Bis Anfang 2015 kam es immer wieder zu heftigen Beschwerden, weil Prostituierte, vor allem Frauen aus Bulgarien und Rumänien, die abgelegene Münsterstraße zum offenen Straßenstrich gemacht hatten, wo auch tagsüber um Freier geworben wurde. Anwohner des Erich-Grisar-Weges in Herten und der Eichkamp-Siedlung in der Resser Mark fühlten sich zunehmend belästigt – durch Ansprache und Pöbeleien der Frauen und Verschmutzungen entlang der Straße.

Erst als die Städte Herten und Gelsenkirchen über die Bezirksregierung in Münster dort einen Sperrbezirk verhängen konnten, entspannte sich die Lage deutlich. Seit Januar 2015 dürfen Frauen ihre Dienste nur noch abends und nachts anbieten. In der Folge bezogen immer mehr Wohnwagen auf dem Pendlerparkplatz Stellung. Dort ist zwar das dauerhafte Parken von Wohnwagen verboten, wird aber von den Behörden toleriert.