Buer. . Wilhelmsruh, die nördlichste Anlage in Gelsenkirchen, wartet mit internationalem Renommee auf: Hier ist die Hasseler Schreberjugend zu Hause.

Wilhelm Urban ist unsterblich. An den ersten Vorsitzenden des einstigen Gartenbauvereins Buer-Hassel erinnert der heutige Name der Kleingartenanlage Wilhelmsruh. Sie feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.

Weil die Geschichte rund um Wilhelm Urban so gut nicht erforscht war, setzte sich Bezirksbürgermeister Klasmannn dafür ein. Er bittet im Vorfeld der Feierlichkeiten um die Hilfe des Instituts für Stadtgeschichte und kommt am Vatertag nicht mit leeren Händen zur großen Party, überreicht eine kleine Chronik mit der Kopie damaliger Urkunden. „Mich interessierte einfach: Wo kommt der Name her?“ Eine Anerkennung für Wilhelm Urban, die damals wohl erst zu dessen Ausscheiden, nach über 25 Jahren im Vorstand, beschlossen wird.

Zechengärtner unterrichtete die Frauen

Hunderte Besucher waren gekommen, den Tag beim Fest im Kleingarten Wilhelmsruh zu verbringen.
Hunderte Besucher waren gekommen, den Tag beim Fest im Kleingarten Wilhelmsruh zu verbringen. © Funke Foto Services GmbH | Joachim Kleine-Büning

Klasmann, der selbst einen großen Teil seines beruflichen Lebens auf der Zeche Westerholt verbrachte, weiß um die Verbindung von Bergwerk und Kleingarten. „Das ging soweit, dass ein Zechengärtner beauftragt wurde, die Bergmannsfrauen das Gartenwesen zu lehren.“ Zum Zwecke der Selbstversorgung.

„Man ging sogar soweit, eine Genossenschaft der Kleingärten zu gründen, deren Aufgabe es war, Saatgut zu besorgen. Diese konnte sich aber aus finanziellen Gründen nicht lange halten.“

Lauben entstehen nach dem Krieg

In den ersten Jahrzehnten des Kleingartens am Stadtrand besteht die Anlage allein aus Grabeland. „Die Lauben kamen erst später“, weiß Hermann Labusch, der heutige Vorsitzende, zu berichten. Vor allem nach dem Krieg seien zahlreiche Lauben entstanden. „Für ausgebombte Familien. Die haben hier richtig gewohnt.“

So beschaulich die Anlage ist, so groß ist ihr internationales Renommee. Der Grundstein dafür wird vor 72 Jahren gelegt: „Damals gründete Lilo Reinecke eine Kindertanzgruppe“, weiß Christian Schiedeck von KGV. Einer der jungen Tänzer ist Dieter Wagner – der Vater der „Hasseler Schreberjugend“, die regelmäßig international auf Tour geht.

Lange Warteliste für Tanzgruppen

Den Nachwuchs für die Truppe betreut man auch selbst. Seit 23 Jahren hat Martina Kerner diese Aufgabe inne, unterstützt von ihrer Tochter Karina. Drei Gruppen weist allein diese Abteilung auf. „Uns ich habe immer eine lange Warteliste. Aber mehr können wir nicht schaffen.“

Schon lange sind es nicht mehr nur Kinder und Jugendliche aus dem Schrebergarten, die hier zusammen kommen. Dennoch: „Unsere Wurzeln sind hier!“

Nachwuchssorgen hat man nicht

Nicht nur des Tanzangebotes wegen müssen sich die Hasseler Kleingärtner um den Nachwuchs keine Sorgen machen. „In letzter Zeit kommen wieder mehr junge Familien und wollen eine Parzelle übernehmen“, freut sich Christian Schiedeck. Dafür zeige man etwas Lockerheit in Sachen Regelwerk: „Früher hieß es, ein Drittel des Gartens müsse Anbaufläche sein. Das lässt etwas nach. Wobei wir uns das weiterhin wünschen. Aber der Garten wird für Familien zur Freizeitfläche – die kommen nicht als Bauern her.“