Gelsenkirchen-Erle. . Weniger Stände, weniger Kunden: Der Wochenmarkt in Erle ist geschrumpft. Der neue Platz konnte den Verkauf von Obst und Gemüse nicht beleben.

Fast zehn Jahre wurde an den Plänen für die Umgestaltung des Marktplatzes in Erle gearbeitet, seit fast zehn Jahren findet der Wochenmarkt jetzt auf drei Teilflächen zweimal in der Woche im Schnittpunkt von Marktstraße und Darler Straße statt. Händler und Kunden ziehen mittlerweile eine ernüchternde Bilanz.

„Markt? Welcher Markt?“, fragt ein Besucher lakonisch am Freitagvormittag. Er lässt seinen Blick resigniert schweifen und zeigt auf den Fischstand von Elke Ritter, auf den Obst- und Gemüsestand von Claudia Kleimann und auf einen Stand mit Textilien. Mehr Markt geht in Erle nicht mehr.

Ein Spiel von Angebot und Nachfrage

Zu den Kundinnen, die dem Erler Markt die Treue halten, gehört Doris Ullmaier. Dennoch sagt sie: „Das ist hier richtig schäbig geworden. Wenn es ein größeres Angebot gäbe, kämen auch mehr Leute.“ Auf der nördlichen Seite der Marktstraße steht allein der Verkaufswagen von Elke Ritter, umringt von geparkten Pkw. „Erle, Buer, Altstadt: Jeder Markt, der umgebaut wurde, ist anschließend kaputt gegangen“, schimpft die resolute Marktfrau.

Fischhändlerin Elke Ritter auf dem Wochenmarkt in Erle.
Fischhändlerin Elke Ritter auf dem Wochenmarkt in Erle. © Joachim Kleine-Büning

Und erinnert an gute Zeiten in Erle, als allein auf der Fläche, die heute an eine Gaststätte grenzt, acht bis zehn Händler zu finden waren. Die Händlerkollegen haben eingepackt, der Italiener und anschließend auch der Grieche. „Wollen Sie, wenn Sie im Restaurant sitzen, direkt auf den Abfall der Markthändler gucken?“, spielt sie auf die Einhausung der Müllcontainer an, die schon lange nicht mehr genutzt wird.

Früher gab es auch Blumen, Fleisch und Geflügel

Auf der Fläche vor dem Bunker stehen Kunden geduldig an, um von Claudia Kleimann bedient zu werden. Helga Mohr zählt auf, was es inzwischen nicht mehr gibt: „Blumen, Fleisch, Wurst, Wild, Geflügel, Käse und Stoffe.“ Trotz des reduzierten Angebots schätzt sie den Einkauf auf dem Wochenmarkt, wegen der Qualität der Waren, wegen der Möglichkeit, auch kleinere Mengen einkaufen zu können.

Markthändlerin Claudia Kleimann bietet auf dem Erler Markt Obst und Gemüse an.
Markthändlerin Claudia Kleimann bietet auf dem Erler Markt Obst und Gemüse an. © Joachim Kleine-Büning

„Für Stammkunden bieten wir auch einen Lieferservice an“, ergänzt Claudia Kleimann, deren Eltern schon in Erle mit Obst und Gemüse vertreten waren. Die Markthändlerin zählt einen weiteren Grund auf für die Veränderungen auf Wochenmarkt: „Viele Händler sind in Rente gegangen und der Nachwuchs will die Geschäfte nicht übernehmen.“ Und schon gar nicht um 1.30 Uhr aufstehen, um zum Großmarkt zu fahren und dann am frühen Morgen den Stand aufzubauen.

Neue Angebote ausprobieren

Siegbert Panteleit, bei Gelsendienste für die Wochenmärkte zuständig, kennt die Situation in Erle genau: „Seit es Marktkauf an der Willy-Brandt-Allee gibt, gehen die Umsätze auf dem Erler Markt zurück. Das Kaufverhalten hat sich verändert ebenso wie die Bevölkerungsstruktur im Quartier.“

Auch die Politik  greift das Thema auf

Über den Wochenmarkt in Erle wird demnächst auch die Politik diskutieren.

Günther Brückner (CDU) hat in der Bezirksvertretung Ost eine Anfrage eingereicht und erkundigt sich nach der Möglichkeit, den Markt zu konzentrieren und künftig nur noch auf einer Teilfläche stattfinden zu lassen.

Man müsse neue Formen des Angebotes entwickeln, wie den nachmittäglichen Frischestützpunkt, zu dem sich der Markt in Hassel entwickeln solle. Händler müssten bereit sein, diese neuen Formen auszuprobieren. Siegbert Panteleit: „Aber dazu braucht es einen langen Atem.“ Auch in Erle sei zu überlegen, ob der Markt nicht besser am Nachmittag stattfinden könne.