Erle.

Was lange währt – wird in den Augen Betroffener nicht unbedingt gut. Seit 1993 wurde geplant, den Erler Markt umzubauen, gestern gab es einen ersten Probelauf für Händler und Kunden auf der neugestalteten Marktfläche im Kreuzungsbereich Marktstraße/Darler Straße.

„Es ist ein Trauerspiel“, hält sich Hermann-Josef Schulte, der die Erler Marktkunden seit rund zehn Jahren mit Fisch versorgt, mit seiner Kritik nicht zurück. „Meine Kunden sind stinksauer. Was sind denn das für Zustände, wenn man durch den Autoverkehr laufen muss, wenn man vom Fisch- zum Gemüsestand kommen will?“

Was Schulte beklagt, war eigentlich der Urzustand, bevor im Dezember 2009 mit rund 650 000 Euro teuren Umbau begonnen wurde. Während der Bauarbeiten gab es ab der Jahresmitte ein Provisorium, das sich viele Kunden und die Mehrzahl der Händler als Endzustand gewünscht hätten. Da konzentrierte sich die Handelszone auf der ungeteilten Fläche nördlich der Marktstraße.

Das war auch die Zeit, als Petra Paasch zusammen mit Beate Olschewski-Welker ihr Marktcafé eröffneten: „Das Café lief wirklich gut an, wir profitierten von den Marktbesuchern, unser Laden machte seinem Namen alle Ehre.“ Beim gestrigen Markt-Probelauf standen beide vor ihrem Café und blickten finster auf die vor ihrem Schaufenster parkenden Autos. Aus der vorher belebten Marktfläche ist jetzt ein Parkplatz geworden. „Wenn das so bleibt, können wir in einem halben Jahr zumachen“, unken die Caféhaus-Betreiberinnen.

Auch Kundin Eva Bettendorf ist alles andere als zufrieden mit dem Zustand: „Abgesehen vom Autoverkehr, der den Markt teilt, ist es hier einfach öde. Es gibt zum Beispiel keine Bänke für ältere Leute. Die meisten Märkte, die ich kenne, sind einfach besser. In Buer, Gladbeck oder in Essen Rüttenscheid ist einfach mehr Atmosphäre.“

Nicht ganz so negativ beurteilt Gemüsehändlerin Claudia Kleimann die provisorische Premiere in Erle: „Eigentlich ist ja mit unseren Stellplätzen alles beim Alten geblieben. Was uns stört, sind die Pflasterstreifen auf dem Boden. da kommen wir mit unseren Rollcontainern schlecht drüber. Aber allgemein wir werden ja sehen, wie sich das hier entwickelt.“

Zumindest das Ziel, Gehbehinderten durch abgesenkte Bordsteine den Marktbesuch zu erleichtern, wurde für Inge Merz erreicht: „Mit meinem Rollator komme ich hier ganz gut zurecht.“

„Markt-Urgestein“ Alois Kerkhoff, der seit 45 Jahren auf dem Erler Markt steht hat so seine Zweifel, ob der Markt so von den Kunden angenommen wird: „Die Flächen sind einfach schlecht aufgeteilt und es fehlt die Atmosphäre. Außerdem fehlen hier noch Stände, die das Angebot abrunden.“

Fleischhändler Peter Conrad, seit 15 Jahren in Erle, fasst zusammen, was an den acht Ständen verbal über die Theke geht: „Die haben den Markt nicht für Händler und Kunden umgebaut, sonst sähe das hier nicht so aus.“