Gelsenkirchen-Buer. . 2019 soll die alte Mährfeldschule abgerissen werden. Bezirksvertretung Nord ringt mit der Verwaltung, verlangt Einblick in die Planungen.

„Die Vorlage macht mir Bauchschmerzen. Die Verwaltung hat die Aufgabe, mir darzulegen, dass ich mir keine Sorgen machen muss“. Bezirksbürgermeister Thomas Klasmann (SPD) fand am Donnerstagabend für ihn eher ungewöhnlich scharfe Worte.

Der Vorsitzende der Bezirksvertretung Nord war leicht sauer, weil die Verwaltung von der Politik erstens die Zustimmung zum Abriss der 1910 am Röttgerweg erbauten Schule haben wollte und zweitens bei der Planung für den Neubau ohne Absprache mit der Politik von „den Jahrgangsstufen zugeordneten Lernhäusern“ sprach.

Politik in Planungen involvieren

Das Konzept: Ein Lernhaus statt Schule

Gibt man Wort „Lernhaus“ bei Google ein, landet man bei dem neuen Münchener Schulkonzept.

Mit standardisierten Raumprogrammen sollen Schulen schneller gebaut werden. Offene Räume, Platz für Differenzierung und Ganztagsunterricht sowie mehr Angebote für Inklusionsschüler bilden die Eckpfeiler des Konzeptes.

Hinter der in München entwickelten Idee steht durchaus ein Schulkonzept. Und das störte die Politik gewaltig. Denn sie hatte das Gefühl, dass die Verwaltung über den reinen Beschluss des Neubaus bereits Inhalte abgesegnet bekommen wollte. Zumal der Ausschuss für Bildung diese Vorlage bereits Ende Oktober abgenickt hatte.

„Ich möchte, dass Vorschläge aus der Verwaltung der Bürgerschaft und der Politik zur Diskussion vorgelegt werden“, forderte Klasmann. „Wir werden in die Planungen involviert und sind zustimmungspflichtig“, unterstrich auch Karl Henke (Grüne).

Zu hohe Sanierungskosten

Ein weiterer Diskussionspunkt war, dass die Verwaltung die von der Politik geforderte Alternative, nämlich den Altbau zu sanieren, in der Vorlage nicht erörterte. „Für die Sanierung setzen sie 12,9 Millionen an, einen Neubau kalkulieren sie mit 11,4 Millionen Euro“, sagte Karin Stäritz (CDU). „Wäre es da nicht sinnvoll, diese 1,5 Millionen Mehrkosten zu investieren, um ein altes Gebäude zu erhalten?“

© Heinrich Jung

Die Überlegung verneinte die Verwaltung, da in den Renovierungskosten mögliche statistische Eingriffe nicht eingerechnet wurden. Außerdem drückte die Verwaltung auf Zeit. Man müsse jetzt mit den Ausschreibungen für den Abriss und den Neubau auf den Markt, um die Fördermittel, die nur bis 2022 gewährt werden, abgreifen zu können.

Wie die Planungen dann konkret weiter laufen können, sei heute schwer zu beantworten. Klar ist, dass die Kinder nach den Osterferien aus ihrem Provisorium an der Polsumer Straße zurück an den Röttgersweg ziehen sollen. Bis dahin soll das nächste Provisorium, die Containerschule, errichtet sein. Im Laufe des nächsten Jahres könnte dann die alte Mährfeldschule abgerissen werden.

Asbest-Funde sind möglich

Die Unbekannte dabei: „Wir müssen die Voruntersuchungen des alten Gebäudes abwarten, weil wir nicht wissen, welche Materialien damals verbaut wurden“, erläuterte die Stadt. „Können wir da womöglich auch auf Asbest stoßen?“, fragte Dieter Kutzborski (CDU) und plädierte für einen möglichen Abrisstermin in den Sommerferien, um die Lärm- und Staubbelastung für die Kinder so gering wie möglich zu halten.

>>>>>>Frustrierte Eltern fahren selbst

Im September demonstrierten Eltern und Schüler der Mährfeldschule in der Bezirksvertretung Nord: Der Bustransfer zur Übergangsschule an der Polsumer Straße sei suboptimal, weil Eltern ihre Kinder nicht begleiten könnten und die Einstiegssituation wegen parkender Pkw sehr gefährlich sei.

Zwischenzeitlich hat die Stadt an der Mährfeldstraße ein Halteverbot eingerichtet und das Busunternehmen gestattet Eltern, ihre Kinder zu begleiten, „bringt sie auf eigene Kosten sogar zurück zum Röttgershof“, erläuterte die Verwaltung in der Bezirksvertretung.

Allerdings: „Wir haben Schwierigkeiten, Eltern zu finden, die ihre Kinder begleiten möchten“, so die Verwaltung. „Frustrierte Eltern fahren selbst“, räumte die Schulleiterin ein. „Damit schaffen wir an der viel befahrenen Polsumer Straße ein neues Problem“, resümierte Thomas Klasmann (SPD). Er versucht jetzt, die Polizei zu mehr Kontrollen zu animieren. Zumal die Stadt für den Bustransfer pro Tag 900 Euro bezahlt.