Der Zwischenfall bei der BP in Gelsenkirchen-Scholven am 7. Juni erinnert an den Vorfall vor einem Jahr. Als Folge des Ausfalls wurden zwei Drittel des Werksteils Nord abgeschaltet. Produktionsleiter Henri Braun berichtet vor dem Umweltausschuss. Stromlieferant Uniper rückt in den Fokus

Genau 15 Monate ist es her, da versprach BP-Mann Christoph Gillessen den Mitgliedern des Umweltausschusses: „Seien Sie gewiss, dass wir erheblichen Druck machen werden“. Druck auf Eon wollte der Mann machen, weil es nach einem Kurzschluss am 27. März 2015 bei Eon zu einem Stromausfall in der Raffinerie gekommen war. Darauf hatte sich die Anlage heruntergefahren.

Am Dienstag stand BP-Produktionsleiter Henri Braun dem Ausschuss Rede und Antwort zum jüngsten Zwischenfall in der Raffinerie am 7. Juni. Und so mancher Politiker mag ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt haben.

Blitz schlug in Polsum-Süd ein

Diesmal war es nicht die verirrte Katze oder der Hund, die den Kurzschluss ausgelöst hat. Sondern ein Blitz. „An der Altendorfer Straße in Polsum-Süd hat er vermutlich die Hochspannungsleitung und einen Baum getroffen“, berichtet Braun. Und damit den Stromausfall ausgelöst.

„Hätte der Blitz den Boden und nicht den Baum getroffen, wäre laut Uniper nichts passiert“, so Braun. Da der Stromausfall länger als zwei Sekunden dauerte, habe sich die Anlage in Scholven abgeschaltet. „Innerhalb der Anlage bei BP gab es keine Fehlfunktion“, bestätigen Mitarbeiter der Bezirksregierung, die den Zwischenfall analysiert haben. Allerdings hatte der Ausfall massive Folgen.

Niemand wurde verletzt

„Niemand wurde verletzt, es sind keine Produkte ausgetreten“, berichtet Braun. Als Folge des Ausfalls wurden zwei Drittel des Werksteils Nord abgeschaltet. Insgesamt wurden 590 Tonnen Kohlenwasserstoffe über die vier Fackeln verbrannt. Den Verlust für BP beziffert Braun im zweistelligen Millionenbereich. Mehr als 70 Anwohner haben sich besorgt an die Feuerwehr oder das Umwelttelefon ( 366-3588) der BP gewandt. „Wir entschuldigen uns für die Beeinträchtigung. Wir waren laut. Es hat gestunken. Wir haben Besorgnis bei den Nachbarn ausgelöst“, sagte Braun. Und betonte: „Der Auslöser für den Zwischenfall lag nicht in unserem Bereich“.

Seinem Ärger über die Wiederholung der Ereignisse macht Braun Luft: „Ich habe fünf Jahre in China gearbeitet, da hatten wir keinen Stromausfall. Wir müssen uns die Frage über die Qualität unserer Stromversorger stellen“.

Keine Stromanbieter-Wahl

Dabei hat BP keine Wahlmöglichkeit. „Es ist nur ein Strom-Anbieter da“, erläuterte Braun. In den letzten Jahren sei im Ruhrgebiet einiges an Industrie und Kunden weggebrochen. „Vielleicht ist das Netz strukturell nicht mehr so stark wie vor zehn Jahren“, gab der BP-Mann zu Bedenken. Klar sei aber, dass man im Jahrestakt mit solchen gravierenden Zwischenfällen nicht weitermachen kann.

Die Mitglieder des Ausschusses waren überrascht. Und Ausschussvorsitzender Manfred Leichtweis (SPD) resümierte: „Erst ‘ne Katze, jetzt ein Baum“.