Gelsenkirchen-Buer. . Am Krankenhaus Bergmannsheil in Gelsenkirchen Buer entsteht bis zum Herbst ein Druckkammerzentrum, das Überdruck zur Behandlung einsetzt.

Ein roter Teppich war es nicht, den das Bergmannsheil für die Ankunft der beiden Schwergewichte ausgerollt hatte. Eine Fahrbahn aus massiven Metallplatten musste her, um das Gewicht der beiden 50 und 19 Tonnen schweren Druckkammern auf dem Weg von der Vorfahrt am Haupteingang des Krankenhauses bis zum endgültigen Standort zu tragen. Die beiden Stahlkolosse bilden das Herzstück eines Druckkammerzentrums, das im Herbst in Betrieb gehen wird und dann Patienten an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr versorgen kann.

Mit Gefühl und ohne Einparkhilfe

Schweres Gerät war vorgefahren, um die beiden Kammern am frühen Mittwochmorgen von den Lkw auf den Boden zu hieven. Ein vergleichsweise leichter und unkomplizierter Vorgang, den ein Autokran der auch in Gelsenkirchen ansässigen Firma Schares meisterte. Anschließend die Kurve zu kriegen, gestaltete sich da schon weitaus schwieriger. Denn trotz der aufwendigen Planung für den Bau und die Genehmigung des Druckkammerzentrums galt es, ein nicht ganz unwichtiges Detail besonders zu beachten: Denn die sechs Säulen, die das Vordach am Besuchereingang des Bergmannsheil tragen, stellten sich der Anlieferung buchstäblich in den Weg.

Also mussten die Stahlkammern nicht durch den Säulengang bugsiert, sondern außen herum in einem Linksbogen vorbei geführt werden. Kein leichtes Unterfangen, ist doch die größere der beiden Kammern immerhin acht Meter lang, über drei Meter breit und fast drei Meter hoch.

Mit Muskelkraft und Gabelstapler

Andreas Voß an der Deichsel hat ein leichtes Spiel, so scheint es. Er zieht den rollenbewehrten Auflieger, auf dem die Kammer ruht, ohne große Anstrengung. Für den nötigen Schub sorgt hinten Kai Kleine, der den Gabelstapler steuert. Mit Feingefühl, aber ganz ohne Einparkhilfe. Kleine gibt mit Gefühl Gas, dreht das Lenkrad, setzt die Handzeichen und Rufe seiner Kollegen in millimetergenaue Manöver um. Der Raum zwischen Säulengang und den Fensterbrüstungen des Hauses ist eng begrenzt, da muss manch ein Lenkradeinschlag noch einmal korrigiert werden.

Bergmannsheil erhält zwei neue Druckkammern

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    Es folgt die nächste Herausforderung in Form einer Stufe, die sich im Übergang vom Eingangsbereich zum Gebäude gebildet hat, ungefähr da, wo ein großes Loch in die Wand geschlagen werden musste, durch das die Kammern geschoben werden müssen. Hydraulik-Stützen nehmen vorübergehend das Gewicht auf. „Und jetzt: pumpen, pumpen, pumpen“, lautet der Befehl an die beiden Männer, die per Hand die Hebel bewegen und die Kammern Millimeter für Millimeter in die Höhe schieben. So kann der Auflieger versetzt und auf der unteren Ebene wieder die Last des Transportgutes aufnehmen. Gut drei Stunden sind vergangen. Nach der zylindrischen Kammer mit einem Leichtgewicht von 19 Tonnen kann nun das Navigieren der quaderförmigen Kammer mit ihren 50 Tonnen erfolgen.

    Sauerstofftherapie setzt Überdruck ein

    Am Ende kann Georg Rinneberg aufatmen. Der Abteilungsleiter Hyperbare Sauerstofftherapie hat das Druckkammer-Projekt am Bergmannsheil angestoßen und von Anfang an begleitet. Vier Jahre sind von der Idee bis zur Anlieferung ins Land gegangen. „Wir haben alles 100.000 mal vermessen. Aber am längsten haben die Planungs- und Genehmigungsverfahren gedauert“, erinnert er sich.

    Da war der Spezialtransport vom 400 Kilometer entfernten Ittersbach in Baden-Württemberg, wo der Druckkammer-Hersteller Haux seinen Sitz hat, kaum der Rede wert. Der Aufwand, davon ist er überzeugt, wird sich für das Gelsenkirchener Krankenhaus lohnen. Georg Rinneberg: „Bis hinauf nach Flensburg und zur dänischen Küste gibt es keine vergleichbare Einrichtung.“