Gelsenkirchen. Die Ditib-Moscheevereine sind bundesweit in die Kritik geraten. Der Vorsitzende des Hasseler Vereins aus Gelsenkirchen bezieht Stellung.
- Spitzelaffäre, Erdogan-Referendum – die Ditib-Gemeinden sind in die Kritik geraten
- In Hassel versucht man Probleme zu ergründen, politische Hetzkampagnen zu unterbinden
- Der Vorsitzende des Hasseler Vereins bezieht in einem Gespräch Stellung
Spitzelaffäre, Erdogan-Referendum, Diffamierung von Gülen-Anhängern – die Ditib-Gemeinden in Deutschland leiden unter ihrem zweifelhaften Ruf. Mit dem Vorsitzenden der Hasseler Mescid-i Aksa Moscheegemeinde Cesur Özkaya sprach WAZ-Redakteurin Angelika Wölke.
Nach den Ausschreitungen gegen den der Gülen-Bewegung nahestehenden Jugendtreff im Juli 2016 ist ihr Imam von der türkischen Religionsbehörde zurück nach Istanbul beordert worden. Haben Sie inzwischen einen neuen Imam?
Cesur Özkaya: Ja, er ist vor zwei Wochen angekommen.
Spricht der neue Imam deutsch?
Özkaya: Gebrochen ...
Wie kann sich ein solcher Imam denn mit der Lebenswirklichkeit in Deutschland auseinandersetzen, wenn er mit der Mehrheitsgesellschaft nicht kommunizieren kann?
Özkaya: Ich hätte lieber einen Imam, der zwar in der Türkei professionell ausgebildet wurde, aber hier aufgewachsen ist. Der sich mit der Gesellschaft und der Sprache sehr gut auskennt. Demnächst werden wir einen solchen Imam bekommen.
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Haben Sie nach den Übergriffen im Juli das Gespräch mit Nachbarn gesucht?
Özkaya: Ich habe zunächst das Gespräch mit den Politikern im Stadtteil gesucht. Ich hatte auf eine öffentliche Diskussionsveranstaltung gedrängt. Und ich bin schon ein Stück weit enttäuscht, dass nichts passierte. Die Politiker kannten doch die Gemeinde gut, hatten in den letzten Jahren immer wieder intensiven Kontakt zu uns.
Wie sieht die Arbeit in der Gemeinde aus? Gibt es politische Debatten?
Özkaya: Natürlich gibt es die. Aber in der Moschee, während der Gebete, sind sie strikt untersagt. Ich habe mich selbst ans Mikrofon gestellt und erklärt, dass ich keine politischen Hetzereien dulde. Wir haben ja auch Mitglieder, die der Gülen-Bewegung nahe stehen. Die müssen hier auch eine Heimat haben.
Die Ansage wurde auch erhört?
Ja, ich habe gesagt, dass diejenigen, die die Ruhe im Verein stören, ausgeschlossen werden.
Wie steht’s denn um die Abstimmung über Recep Tayyip Erdogans Präsidialsystem?
In unserer Moschee werden keine Wahlplakate aufgehängt.
Gehen Sie denn zur Abstimmung?
Ich habe zwar ein Wahlrecht, aber ich gehe nicht. Ich finde, man soll dort wählen, wo man lebt. Ich würde lieber mit meinem türkischen Pass an der deutschen Kommunalwahl teilnehmen.
Das Vertrauen zwischen der deutschen Bevölkerung und den Ditib-Gemeinden ist beschädigt. Was kann uns jetzt denn im Zusammenleben helfen?
Özkaya: Wir müssen weg von der leeren Floskel Integration hin zur Kommunikation. Wir brauchen einen interkulturellen Arbeitskreis, wie wir ihn einige Jahre hatten, der präventiv mit Problemen umgehen kann. Wir brauchen einen Austausch, der sich nicht auf ein einzelnes gemeinsames Essen beschränkt. Ich jedenfalls möchte mit meinen deutschen Nachbarn im Gespräch bleiben. Ich möchte nicht gegen Vorurteile ankämpfen müssen. Ich stehe mit meiner ehrenamtlichen Arbeit für Transparenz.