Gelsenkirchen. Ditib und der Vorbeter haben „eine einvernehmliche Lösung gefunden“. Der Muslim kehrt nicht an seinen Arbeitsplatz im Gelsenkirchener Norden zurück.
- Nach den gewaltsamen Ausschreitungen gegen ein der Gülen-Bewegung nahestehendes Jugendheim
- Dachverband Ditib und der umstrittene Vorbeter haben „eine einvernehmliche Lösung gefunden“
- Die Untersuchung hatte der religiöse Beirat der Ditib in Münster durchgeführt
Der Druck war enorm: In den letzten Wochen schaute fast die gesamte bundesrepublikanische Presse Richtung Hassel und berichtete über die Ausschreitungen von türkischstämmigen Menschen gegen das Jugendzentrum an der Polsumer Straße. Jetzt zog Ditib einen Schlussstrich.
Der umstrittene Imam, der nach den ersten gewaltsamen Ausschreitungen gegen die der Gülen-Bewegung nahestehende Einrichtung die tükischstämmigen Angreifer gelobt haben soll, wird nicht mehr in Deutschland arbeiten. „Er ist nicht mehr in der Gemeinde tätig und wird nicht nach Deutschland zurückkehren“, erklärte Ditib-Sprecher Zekeriya Altuğ auf WAZ-Anfrage.
Am Freistuhl kennt man Entscheidung nicht
Das Ergebnis der internen Untersuchung, die der Ditib-Dachverband in Köln eingeleitet hatte, lag gestern zwar noch nicht schriftlich vor. Aber der Imam habe, so Altug, „selber darum gebeten, nach seinem Urlaub in der Türkei bleiben zu dürfen“. Es sei eine „einvernehmliche Entscheidung“. Die Untersuchung hatte der religiöse Beirat der Ditib in Münster durchgeführt.
Die Ditib-Gemeinde am Freistuhl in Hassel schien die Entscheidung gestern noch nicht erreicht zu haben. Der stellvertretende Vorsitzende Durcan Kilic erklärte auf WAZ-Anfrage: „Ich habe keinen Überblick. Was mit dem Imam passiert, wird in den nächsten Tagen abgeklärt.“
„Allah möge Euch lohnen!
Zum Hintergrund: In der Nacht des Mititärputsches in der Türkei kam es zu dem Angriff auf das Jugendzentrum an der Polsumer Straße. Auf einem Video, das Report Mainz Ende Juli ausgestrahlt hat, ist ein Mitglied der Ditib-Gemeinde zu sehen. Der Mann, der in Abwesenheit des Imams sogar die Predigt hält, steht in einer Traube von Männern, die sich die Ausschreitungen ansehen, ohne einzuschreiten. Nach den Übergriffen soll der Imam der Ditib-Gemeinde gesagt haben: „Dass daraufhin die Stellen der Parallelorganisation in Hassel geschlossen und die türkische Flagge angebracht wurde, hat mich sehr gefreut. Allah möge Euch lohnen!“
14 Tage später wurde das Jugendzentrum ein weiteres Mal angegriffen. Im Report-Beitrag erklärt ein türkischstämmiger Mann vor der Moschee in Hassel: „Also das war ein Reflex und jeder, der halbwegs ein bisschen patriotisch ist, hat diese Reaktion gezeigt.“
Ditib und der Moscheeverein hoffen jetzt, dass es nicht erneut zu solchen reflexartigen Handlungen kommen wird. „Wir haben bereits Mitte Juli ein internes Schreiben an alle Vorstände und Gemeinden geschickt“, sagt Zekeriya Altuğ. Der Dachverband Ditib habe darum gebeten, besonnen zu reagieren und in den Gemeinden Ruhe zu bewahren.