Gelsenkirchen-Buer. . Staatsanwaltschaft untersucht jetzt die Überfälle auf das türkische Jugendzentrum in Hassel. Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung
- Staatsanwaltschaft untersucht jetzt die Überfälle auf das türkische Jugendzentrum in Hassel
- Der Angriff in der Nacht nach dem Putschversuch in der Türkei hatte für bundesweites Aufsehen gesorgt
- Ein Iman der Ditib-Moschee soll die Angreifer mit den Worten „Allah möge Euch lohnen“ gelobt haben
Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt jetzt nach zwei Überfällen auf einen türkischen Jugendtreff an der Polsumer Straße gegen zehn Tatverdächtige. Das bestätigte Anette Milk, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, auf WAZ-Anfrage. Die Verdächtigen konnten aufgrund von Zeugenaussagen und Videoaufzeichnungen identifiziert werden. „Es geht um den Vorwurf der Körperverletzung“, sagt Milk.
Der Angriff im Juli in Hassel, in der Nacht nach dem Putschversuch in der Türkei, hatte für bundesweites Aufsehen gesorgt. Rund 150 Personen, in der Mehrzahl Erdogan-Anhänger, sollen das Jugendcafé an der Polsumer Straße angegriffen haben. Fensterscheiben gingen zu Bruch, mindestens ein Mensch wurde verletzt.
Imam soll Angreifer gelobt haben
Das Pikante daran: Der Imam der benachbarten Ditib-Moschee am Freistuhl in Hassel hatte im Anschluss an den ersten Angriff erklärt: „Dass daraufhin die Stellen der Parallelorganisation in Hassel geschlossen und die türkische Flagge angebracht wurde, hat mich sehr gefreut. Allah möge Euch lohnen!“
Sein Stellvertreter, so zeigt es ein ARD-Film, schaute sich den Angriff an, tat allerdings nichts, um die Gewaltorgie zu verhindern. Ein Moschee-Besucher erklärt den Angriff in einem Kontraste-Beitrag: „Das in Gelsenkirchen war eine Reflexsituation. Also das war einfach ein Reflex und jeder, der halbwegs so ein bisschen patriotisch ist, hat dann diese Reaktion gezeigt.“
Imam lebt nicht mehr in Gelsenkirchen
Der umstrittene Imam lebt mittlerweile nicht mehr in Gelsenkirchen. Er wird auch nicht mehr in Deutschland arbeiten. „Er ist nicht mehr in der Gemeinde tätig und wird nicht nach Deutschland zurückkehren“, erklärte Zekeriya Altuğ, Sprecher des Ditib-Dachverbandes in Köln, Anfang August. Der Imam habe „selber darum gebeten, nach seinem Urlaub in der Türkei bleiben zu dürfen“. Es sei eine „einvernehmliche Entscheidung“. Die Untersuchung hatte der religiöse Beirat der Ditib in Münster durchgeführt.
Jetzt, drei Monate nach den beiden Überfällen, die sich im Abstand von zwei Wochen ereignet hatten, hat die Staatsanwaltschaft Essen die Ermittlungen von der Gelsenkirchener Polizei übernommen. Wann und ob es zu einer Anklage kommen werde, mochte Anette Milk gestern nicht sagen.