Gelsenkirchen. Landwirte in Gelsenkirchen wollen Hundebesitzer senibilisieren. Parasiten und Bakterien im Hundekot können für Kühe und Pferde gefährlich werden.

Sie klagen nicht an. Sie wollen wachrütteln. Appellieren an Hundebesitzer, ihre Vierbeiner nicht frei auf ihren Wiesen, Weiden und Äckern herumlaufen zu lassen. Denn für landwirtschaftliche Nutztiere, allen voran der Kuh, kann Hundekot, sollte er in die Nahrung gelangen, tödlich sein.

„Wenn wir Gras schneiden, um es zu Heu zu verarbeiten, sehen wir den Hundehaufen von unseren Maschinen aus nicht“, sagt Daniel Rohmann, der mit seinem Vater Johannes den Hof am Fünfhäuserweg in Scholven betreibt. Das Problem dabei: „Im Hundekot befinden sich Bakterien und Parasiten, die folgenschwere Schäden bei Nutztieren hervorrufen können“, erläutert Tierarzt Christoph im Winkel. So kann das Bakterium Leptospira bei Pferden die sogenannte „Mondblindheit“ verursachen, „eine Augenentzündung, die langfristig zur Erblindung führt“, so Im Winkel.

Parasit kann bei Kühen zu Fehlgeburt führen

Der Parasit Nesospora caninum, von dem viele Hunde befallen sind, kann bei Kühen zu Fehlgeburten führen. „Die Kuh selber erkrankt zwar nicht, das Kalb, was sie austrägt, wird aber infiziert“, so Tierarzt Im Winkel.

Der Gladbecker Landwirt Bernd Im Winkel hat seine 170 Kühe testen lassen. „30 Prozent“, sagt er, seien mit dem Parasiten infiziert. Acht bis zwölf Kälber verliert er pro Jahr durch den Befall. Den wirtschaftlichen Schaden beziffert er mit 3000 bis 5000 Euro pro Tier. Denn: „Eine Fehlgeburt bedeutet für die Kuh das Todesurteil“, so der Milchviehhalter. „Kühe, die gerade in der letzten Phase der neunmonatigen Trächtigkeit ihr Kalb verlieren, produzieren keine Milch mehr“, so der Landwirt. „Wir sind kein Streichelzoo“, sagt Daniel Rohmann.

Natur genießen

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen, Friedrich Steinmann, appellieren sie an Hundebesitzer: „Wir wollen niemanden aus der Natur vertreiben. Wir bitten aber die Leute, ihre Hunde nicht auf den Wiesen laufen zu lassen“.

Und wenn der geliebte Vierbeiner dann doch einmal sein Geschäft auf der Wiese verrichtet: „Dann sollen die Leute den Kot einsammeln“, sagt Daniel Rohmann. Auch wenn die Flächen nicht eingezäunt sind: „Alle Wiesen im Außenbereich der Städte befinden sich in Privatbesitz“, sagt Willi Rohmann, Jagdpächter im Norden der Stadt. Er verweist auf eine weitere Problematik: „Frei laufende Hunde vertreiben das Wild, die Bodenbrüter, Fasane und Singvögel.“ In den letzten zehn Jahren sei die Population stetig gesunken. In den Landschaftsschutzgebieten, die im Außenbereich der Städte ausgewiesen wurden, gelte zudem ein Leinenzwang.

Wer gern Milch trinkt, muss sich übrigens nicht sorgen. „Die Parasiten werden nicht auf den Menschen übertragen“, so Im Winkel.