Gelsenkirchen. Schutzhündin „Mila“ weicht ihrer Führerin Kirsten Freienstein 365 Tage lang nicht von der Seite. Sie ist immer gut gelaunt und heiß auf die Trainings-Arbeit.
„Mila“ zerrt an der Leine, wiegt ihren geschmeidigen Körper in Wellenlinien aufgeregt hin und her. Was Menschen eher als routinierten Arbeitsalltag begreifen, ist für die zweijährige Malinois-Schäferhündin spannend wie am ersten Tag. Die aufgedrehte Dame ist versessen auf ihren ganz normalen Einsatz als Schutzhündin bei der Gelsenkirchener Polizei.
Gemeinsam mit Hundeführerin Kirsten Freienstein muss sie beim Training auf dem Hundeplatz in Resse nachweisen, dass sie ihren Job beherrscht und die Tugenden einer Diensthündin besitzt. Dazu zählt vor allem Gehorsam, sich dem menschlichen Begleiter unterwerfen und eigene tierische Instinkte auch mal unterdrücken zu können.
Beim gemeinsamen Gang über den Hundeplatz schmiegt sich „Mila“ so eng an ihre Führerin, dass der Körperkontakt keinen Millimeter Spielraum lässt. Die außer Dienst gern verspielte Hündin konzentriert sich auf ihren Einsatz, folgt den Sitz- und Auf-Kommandos ihrer Führerin. Zur Belohnung für Aufmerksamkeit und Gehorsam winken Leckerlis oder kräftige Reiß- und Schleuderbewegungen mit der Beißwurst, die ihr Kirsten Freienstein ins Maul hält.
100-prozentige Erfolgsquote
Beim Stöbern bewährt sich die sensible Spürnase des Tieres. Millimeter über dem Boden durchpflügt die Hündin die Gräser, um Gegenstände zu entdecken. Eine 100prozentige Erfolgsquote ist bei der leidenschaftlichen Schnüfflerin garantiert. Dreimal findet sie die versteckten Gegenstände, legt sich nach erfolgreichem Einsatz ruhig ab und darf die nächsten Leckerchen verputzen. Mit den versteckten Gegenständen simuliert Kirsten Freienstein Situationen bei möglichen Verfolgungen von Tätern. Sie könnten Werkzeuge oder andere Beweisstücke beiseite werfen, die ein Polizeihund dann in penibler Spürnasen-Recherche aufstöbern müsste.
Auch andere vierbeinige Kollegen zeigen ihre Fähigkeiten auf dem Hundeplatz. Die Polizeibeamten können sich auf zuverlässige Gehilfen verlassen, deren ausgeprägten Spür- und Geruchssinne Menschen nie beherrschen würden. Zwei Rauschgift-, zwei Sprengstoff-, zwei Schutzhunde und ein Personenspürhund sind bei der Polizei in Gelsenkirchen als tierische Planstellen vorgesehen.
Drogen-Lehrgang in diesem Jahr
Doch ehe „Mila“ beim Polizeidienst mitmischen durfte, musste sie die Hundeprüfung bestehen. Das hat sie vor sechs Monaten geschafft. Sie arbeitet so zuverlässig, dass sie in diesem Jahr zum Rauschgift-Lehrgang angemeldet werden soll. In 50 Arbeitstagen muss sie sich dabei durch alle möglichen berauschenden Mittel geschnüffelt haben.
Kirsten Freienstein weiß die Arbeit ihres Schützlings zu schätzen, der an 365 Tagen im Jahr auch die Rolle des vertrauten Familienmitglieds einnimmt. „Wir sind ständig ein Team, bei dem ich privat und Dienst gar nicht trennen kann“, sagt die 47-jährige Polizeioberkommissarin. „Mila“ ist ein treuer und verlässlicher Partner, immer gut gelaunt und freut sich auf jeden Arbeitstag.“ Jeder Hundeführer muss zwar einen Zwinger für seinen Dienstpartner nachweisen können. Doch leben viele Tiere wie auch „Mila“ in der Wohnung ihrer Dienstvorgesetzten.
Tierische Leistungssportler
Die treuen Gesellen müssen alle zwei Wochen nachweisen, dass sie nichts verlernt haben. Der Ausbildungstag gehört zum dienstlichen Pflichtprogramm. Und „Mila“ weiß genau zwischen Dienst und Freizeit zu unterscheiden. Während ihre Artgenossen auf dem Trainingsplatz ihr Können beweisen, zeigt die Dame ihre verschmuste Seite und holt sich gleich von mehreren Polizeibeamten ihre Streicheleinheiten. Die Anspannung bleibt konstant, denn die Vorfreude auf den nächsten Arbeitstag lässt bei der eifrigen Diensthündin nicht nach. Heiß auf ihren Job ist sie immer.
Mit Leistungssportlern können die Hunde, die für die Polizei im Einsatz sind, verglichen werden. Sie erhalten energiereiches Futter für ihren anstrengenden Job. Bei Wohnungsdurchsuchungen, Präsenzstreifen oder beim Objektschutz sind Diensthunde wichtige Partner.
Das Land NRW unterhält eine eigene Züchtung, wobei die Ausbildung der Tiere mit 15 Monaten beginnt. Neben ihrer Rolle als Respekt erzeugende Begleiter ist vor allem ihre Spürnase gefragt. Länger als zehn Jahre hält kein Hund den stressigen Job durch. Nach der Pensionierung als Diensthund gehören sie nach wie vor dem Land, bleiben in der Regel aber in der Obhut ihrer früheren dienstlichen Führer.