Zehnmal mehr Teilnehmer als erwartet kamen zur Essener „Fridays for Future“-Demo für Klimaschutz. Mehr als 6000 Bürger zogen durch die Straßen.

Mit mehr als 6000 Teilnehmern geriet der Essener Protestmarsch am Freitag, dem weltweiten Klimastreik-Tag, zu einer eindrucksvollen Demonstration für mehr Maßnahmen in Sachen Umweltschutz. Zu der Veranstaltung, die von der Schülerbewegung „Fridays for Future“ angeführt wurde, waren gerade mal 600 Teilnehmer angemeldet worden.

Es waren so viele, dass die Route geändert werden musste: Ein geplanter Zwischenstopp vor dem Rathaus musste ausfallen – dort ist es zu eng. Immerhin. „Herr Kufen, Stadt Essen, die Zukunft nicht vergessen“, skandierten die Demonstranten, als die lange Schlange über die Schützenbahn am Rathaus entlangzog.

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Eine Stunde vorher: „Wir sind mehr als 6000, das ist so krass“, ruft Levi Camotta (14), Schüler am Gymnasium Werden, ins Megaphon. Da ist es fast halb elf, der gesamte Burgplatz ist voll mit Menschen, es wehen grüne Fahnen der „Fridays for Future“-Bewegung, auf denen steht. „Wir streiken, bis ihr handelt.“

Erste Aktion im Dezember 2018

Im Dezember 2018 waren Essener Schüler erstmals unter dem Motto „Fridays For Future“ auf die Straße gegangen. Die Aktion erregte sofort großes Aufsehen, weil die Schüler für die Demos den Unterricht schwänzen. „Von unserer Schule sind heute viele da, wir konnten eine Entschuldigung der Eltern vorlegen“, sagt am Freitagvormittag Jonas (13) aus dem achten Jahrgang der Gesamtschule Holsterhausen. „Auch viele Lehrer sind mit ihren Klassen hier, die haben aus dem Besuch der Demo eine Exkursion gemacht.“ Für alle Fälle: Mitglieder der Bezirksschülervertretung (BSV) verteilen Vordrucke von Entschuldigungsschreiben, die von den Eltern unterschrieben werden müssen.

Hundert Meter weiter sind auch Grundschüler unterwegs: „Fällt Entscheidungen, keine Bäume“, steht auf ihren selbst gemalten Plakaten. „Wir haben gerade das Thema Treibhauseffekt durchgenommen, der Besuch der Demonstration gehört heute zum Unterricht“, sagt Verena Furgol, Lehrerin an der Leither Schule. Mit 18 Kindern ist sie heute hier, doch die Essener Klima-Demo ist bei weitem keine reine Schüler-Demo: Es wehen „Verdi“-Fahnen, die Ruhrbahn ist mit vielen Mitarbeitern vertreten. Die Grünen sind da, die IG Metall, die Arbeiterwohlfahrt (AWo). Junge Familien sind gekommen, viele Männer und Frauen der Generation „60 plus“. Ein Paar mit silbernen Haaren hält ein Schild in die Höhe: „Schöpfung bewahren – dringender denn je!“

Rund zwei Stunden zieht die Demo durch die Stadt – entlang am RWE-Campus an der Altenessener Straße, dann zurück über die Schützenbahn vorbei am Rathaus, schließlich folgt eine Abschlusskundgebung auf dem Willy-Brandt-Platz. Dort wird es richtig eng, denn die Fläche ist schon vorher gut belegt von Ständen von Umwelt-Verbänden – die „Grüne Hauptstadt“ begeht dort die „Europäische Mobilitätswoche“.

„Uns wird gesagt, wir sind ja nur Schüler“, ruft Levi Camotta von der Bühne, „und wir würden das alles nicht verstehen. Dabei verstehen wir sehr wohl: Es ist längst fünf nach zwölf!“ Frenetischer Applaus brandet auf und Jubelschreie ertönen, Trommeln, Trillerpfeifen, und dann rufen sie wieder alle: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“