Ganztägige Klima-Demo am 20. September geplant. Doch die Organisatoren finden keinen Veranstaltungsort in Essen, der ihnen zusagt.
Die Schüler-Demos „Fridays for Future“ laufen nach den Sommerferien in Essen nur schleppend an. Doch die Organisatoren haben Großes vor – und ärgern sich über Stadt und Polizei.
Freitagmorgen, 10 Uhr: „Ihr seid weniger, als ich erwartet habe“, ruft Ursula Heim (31) mit einem Megaphon den rund 30 Demonstranten zu, die sich auf dem Willy-Brandt-Platz versammeln. Vor drei Tagen hat die Schule wieder begonnen. Ursula Heim ist Doktorandin an der Ruhr-Uni Bochum, hat als Aktivistin der „Fridays for Future“-Bewegung die heutige Demo angemeldet. Seit Ende 2018 gibt es die regelmäßigen Demos auch in Essen.
Warum sind heute so wenige Schüler hier? „Das muss am Start des Schuljahres direkt nach den Ferien liegen“, mutmaßt sie. Heim verweist auf die große, tagesfüllende Klima-Demo, die am Freitag, 20. September, auch in Essen stattfinden soll. Weltweit wollen Klimaschützer an diesem Tag auf die Straße gehen. Greta Thunberg, das Gesicht der „Fridays for Future“, die gerade einem Segelboot den Atlantik überquert hat, um in New York an der UN-Klimakonferenz teilzunehmen, hat zu dem Aktionstag aufgerufen.
Schwierige Suche nach geeignetem Veranstaltungsplatz
Nicht nur Schüler wollen dabei sein. Die „Parents for Future“ machen auch mit – unter anderem. „Wir sind in Gesprächen mit sehr vielen Protagonisten, auch den Gewerkschaften und dem Runden Umwelttisch Essen“. Von 10 bis 22 Uhr soll es ein großes Programm geben, „denn Klimaschutz“, sagt Ursula Heim, „geht alle an.“
Ärger gibt es allerdings um die Suche nach einem geeigneten Veranstaltungsplatz. Seit zwei Wochen seien die Organisationen mit der Polizei im Gespräch, berichtet Christiane Gregor von den „Parents for Future“. „Die Suche gestaltet sich diesmal schwierig“, so Gregor. Das Orga-Team hätte sich den Willy-Brandt-Platz gewünscht. Doch der sei belegt. „Das Umweltamt und die Grüne Hauptstadt haben eine eigene Veranstaltung.“ Auf dem Kennedyplatz schlägt Arche Noah, das Gemeinschaftsprojekt des Initiativkreises der Religionen, seine Zelte auf.
Den Klimaschützern sei der Weberplatz als Alternative angeboten worden. Doch der Platz in der nördlichen Innenstadt ist die Organisatoren zu weit ab vom Schuss. Sie wünschten sich mehr Unterstützung von Seiten der Stadt. „Wir wundern uns über die Widerstände. Es ist eine eine große und friedliche Veranstaltung, die sich durch die gesamte Stadtgesellschaft zieht.“ In der kommenden Woche soll es ein weiteres Abstimmungsgespräch mit der Polizei geben.
Die Organisatoren gehen davon aus, dass spätestens am 20. September wieder mehr Schüler mitmachen bei der Klima-Demo. Dabei bestätigen Schulleiter, dass die Freitags-Demos schon längst keine Löcher mehr in die Klassenzimmer reißen. Aber: „Das Thema ist weiter sehr präsent in der Schule, und wir sind als ökologisch orientierte Schule sehr daran interessiert, unsere Schüler zu politisch mündigen Bürgern zu erziehen“, sagt Ulrike Pelikan, Leiterin der Gesamtschule Holsterhausen und Sprecherin der Essener Gesamtschulen.
Schulleiterin empfiehlt Sonderurlaub
Eltern von Schülern, die weiter auf die Freitags-Demos gehen wollen, rät Ulrike Pelikan, Sonderurlaub für das Kind einzureichen, „wir genehmigen das dann.“ Häufig seien ganze Klassen auch schon als Exkursion auf die Freitags-Demos gegangen. „Die ganze Aufregung um das vermeintliche Schwänzen“, findet Ulrike Pelikan, „verstehe ich nicht.“
Auch Berthold Urch, Leiter des Alfred-Krupp-Gymnasiums und Sprecher der Gymnasien in Essen, kann nicht erkennen, dass freitags seine Schule leerer ist als sonst. Aber: „Das Thema Klima ist wichtig und wird ernst genommen.“ Gleichwohl gilt das, was das Land festgelegt hat: Eine Teilnahme an der Demo bedeutet erst mal unentschuldigtes Fehlen, das auf dem Zeugnis vermerkt wird.