Essen. . In ihren Workshops „Mission Mode“ vermittelt Trend-Expertin Dominique Saal nicht nur Fach-Wissen. Bei Kleidertausch- und Näh-Cafés in der Goldbar soll in den nächsten Monaten vor allem das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen.
Jazz-Klänge aus den 1920er-Jahren wabern im Hintergrund, eine Gruppe junger Frauen hat es sich in den Retro-Polstern der Goldbar am Isenbergplatz gemütlich gemacht. Vor ihnen ausgebreitet liegen Schwarz-Weiß-Fotografien von Mode-Ikonen wie Josephine Baker und Coco Chanel – jenen Damen, die vor gut 90 Jahren maßgeblich die modische Befreiung der Frau auf den Weg brachten.
Für Dominique Saal sind sie allesamt Vorbilder, was man der jungen Trend- und Modeexpertin aus Bergerhausen an ihrem Stil eindeutig ansieht. Bei dem „Miss Charleston“-Workshop in der Goldbar zeigt sie ihren Zuhörerinnen, wie sie sich dank Make-up und Accessoires selbst in die 1920er-Jahre zurückversetzen können.
Master in Modetheorie und Trendforschung
Dabei geht es der 31-Jährigen, die in Arnheim ihren Master in Modetheorie und Trendforschung absolvierte, auch um Nachhaltigkeit. „70 Prozent in meinem Kleiderschrank sind gebraucht“, sagt Dominique Saal, die an diesem Abend stilecht eine Melone auf dem Kopf trägt. Sie glaubt, dass es in der heutigen Wegwerf-Gesellschaft, in der Mode zu teils wahnwitzigen Billig-Preisen verkauft wird, wieder eine „Sehnsucht nach etwas Persönlichem“ gebe, sagt Saal.
Deswegen möchte sie die Goldbar in den nächsten Wochen ein wenig aufmischen: In Planung ist neben einem „Näh-Café“ auch eine Klamotten-Börse, bei der jeder seine gebrauchten Teile gegen „neues Altes“ eintauschen kann. Eine Idee, die sie aus Heidelberg mitbrachte, wo sie eine Zeit lang an der Pädagogischen Hochschule unterrichtete. „In Heidelberg kam das gut an. Auch Näh-Cafés sprießen in viele Metropolen überall aus dem Boden. Die Bereitschaft, ein Lieblingsteil selbst zu reparieren anstatt es einfach wegzuwerfen ist gestiegen“, hat Dominique Saal beobachtet.
"Mode ist Zeitgeist"
Viele ihrer Lieblingsteile ergatterte sie von ihrer holländischen Tante, „die hat einen ganz tollen Stil“, schwärmt Dominique Saal. Mode ist für die Neu-Essenerin dabei weit mehr als die täglich quälende Frage vor dem Kleiderschrank: „Mode ist Zeitgeist. Das möchte ich auch gerne in meinen Workshops vermitteln. In den Zwanzigern wurde Make-up entwickelt, trugen Frauen auf einmal Spaghetti-Träger und kurze Röcke. Was erst als Affront aufgefasst wurde, hat dafür gesorgt, dass viele Frauen mutiger wurden.“
Etwas Mut müssen auch ihre Miss-Charleston-Anwärterinnen beweisen, die sich mit blutrotem Lippenstift und tiefschwarzen Augen zunächst angemalt vorkommen. Dominique Saal nimmt ihnen die Berührungsangst: „Diese bewusste Provokation hat uns schließlich dahin gebracht, wo wir heute sind. Coco Chanel war in Wirklichkeit ein Punk.“
Miss-Charleston-Workshop
Der nächste Miss-Charleston-Workshop findet am 23. März statt. Die Kleider-Tauschparty steigt am 10. März, das Näh-Café beginnt am 7. April. Jeweils ab 18 Uhr, Goldbar, Rellinghauser Straße 110. Infos auch auf hier.