Essen-Rüttenscheid. . Seit über zehn Jahren findet in der Grugahalle die Schallplattenbörse statt. Dabei ist das Angebot von Klassik bis Rock breit gefächert. Immer mehr junge Besucher haben Spaß an den alten Vinyl-Platten, schätzen die Qualität der Scheiben.

Kistenweise hat Guido Gappa die Schallplatten in die Grugahalle geschleppt. An seinem Stand hängen Plakate seiner Lieblingsbands, von einem LP-Spieler ertönen die Rolling Stones. Von vorne nach hinten suchen die Gäste systematisch die alten Weinkisten nach neuen Vinyl-Scheiben ab. Sie sind sortiert nach Genre, Sprache oder Künstler. Ihr Besitzer steht dahinter und berät.

„Eigentlich bin ich Tischler, Schallplatten sind nur ein Hobby“, sagt Gappa und steckt die Hände in die Taschen seiner Jeans. Der Dortmunder mit dem markanten Ohrring ist Privatsammler und verkauft regelmäßig einige seiner Schätze auf Schallplattenbörsen, so wie gestern in der Grugahalle.

Genres sind bunt gemischt

Die Genres sind bunt gemischt, sein Spezialgebiet sind aber die Exoten. Vier bis 14 Euro bekomme er für die Standard-Platten, für seltene Stücke bis zu 40 Euro. „Diese hier“, sagt Guido Gappa und zieht eine Platte von Curtis Mayfield mit schwarz-gelbem Cover aus einer der Kisten. „Die ist selten und einiges wert.“ Auf der Suche nach solchen besonderen Funden sind die meisten Besucher. Schon eine Stunde nach Start drängen sich rund 500 Musikliebhaber an den Tischreihen vorbei. Darunter auch Colin King, der mit seiner Freundin von Stand zu Stand schlendert.

Musikbegeistert war er schon immer. Doch seit seine Mutter ihm vor zwölf Jahren einen Schallplattenspieler geschenkt hat, schwört er auf Vinyl. „Das Feeling ist einfach anders“, sagt der 26-Jährige und lächelt seine Freundin an. Sie habe er auch schon mit seiner Leidenschaft für die schwarzen Scheiben angesteckt.

„Ich habe ungefähr 100 Platten in meiner Sammlung. Mit CDs und Kassetten komme ich aber auf 800“, sagt er. „Schallplatten lohnen sich allein für die Qualität.“ Vor allem Metal-Klassiker wie Iron Maiden oder AC/DC habe er im Schrank stehen, Tendenz steigend.

Immer mehr J unge begeistern sich für Langspielplatten

Dass immer mehr junge Besucher sich für Langspielplatten begeistern, ist auch Ulrich Lauber aufgefallen. Mit seiner „Agentur Lauber“ organisiert er die vermutlich größte Schallplattenbörse Deutschlands schon seit über zehn Jahren. Lauber ist selbst begeisterter LP-Fan und freut sich über die jungen Gäste. „Über die Hälfte der Besucher haben die Zeit der Schallplatte selbst nicht mehr live mitbekommen“, sagt er begeistert. „Dabei ist Vinyl und alles, was damit zusammenhängt, ja eigentlich veraltete Technologie in Zeiten von Downloads und MP3.“

Warum Schallplatten wieder in Mode kommen? Für Ulrich Lauber sind sie etwas Besonderes. „Es geht darum, Musik bewusst zu hören und nicht nur im Hintergrund laufen zu lassen.“ Und sie haben einen weiteren Vorzug: die Qualität - da sind sich Gappa, King und Lauber einig.