Essen-Holsterhausen. . Der Holsterhauser Stephan Wiehe wagt den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffnet einen Plattenladen an der Kahrstraße. Rund 20 000 Vinyl-Scheiben stehen im Regal. Die Eröffnung der Vinyl Lounge findet am Mittwoch, 11. Juni, statt.

Von der Welt der Zahlen in die Welt der Töne: Der studierte Betriebswirt Stephan Wiehe wagt mit 46 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit und eröffnet am Mittwoch, 11. Juni, an der Kahrstraße seine Vinyl Lounge, einen Schallplatten-Laden, in dem er ausschließlich Klassik anbietet. „Die Vorbereitungen machen mehr Arbeit als gedacht“, sagt Wiehe mit Blick auf die Regale, in denen rund 20 000 Platten stehen, die alle sortiert und ausgezeichnet werden wollen. Der gebürtige Hesse und Wahl-Essener bietet nur gebrauchte Vinyl-Schätzchen an, die Scheibe für vier bis 40 Euro.

„Ich weiß, dass das eine Nische ist. Aber ich selbst kenne keinen derartigen Laden zwischen Köln und Dortmund. In der Region leben zehn Millionen Menschen. Wenn sich da nur jeder Tausendste für Klassik-Platten interessiert, müsste das doch ein Markt sein“, ist Wiehe vom Erfolg seines Konzepts überzeugt.

In dem rund 100 Quadratmeter großen Ladenlokal herrscht Wohlfühl-Atmosphäre. Holzboden, drei dicke Ledersessel, eine Liege mit eingebauten Lautsprechern, ein hochwertiger Plattenspieler - der Raum eines ehemaligen Kiosks nahe des Folkwang-Museums lädt förmlich zum Probehören ein.

„Nach 20 Jahren im Finanzmanagement wollte ich mal was anderes machen“, sagt der Musikliebhaber, der in den 1980er Jahren mit Rock und Pop sozialisiert wurde, aber auch mit Klassik experimentierte. Das Konfirmationsgeld investierte Wiehe in eine gute Anlage. Irgendwann stieg er auf CD um - und kehrte später aus Qualitätsgründen zum Vinyl zurück. „Ich bin ein großer Klassikfan, aber kein Fachmann im eigentlichen Sinne. Ich mag gern Beethoven, Wagner, Bach, weniger Mozart. Was zählt, ist der Hörgeschmack“, erklärt er. Um all die Aufnahmen zu hören, die er ab Mittwoch verkaufen wird, „bräuchte man wohl ein paar Leben“, schätzt der Inhaber.

Seine Plattensammlung vervollständigte Wiehe in Berlin und den neuen Bundesländern. Als er dabei einen älteren Ladenbesitzer traf, der sich zur Ruhe setzen wollte und ihm seinen kompletten Bestand anbot, war das die „Initialzündung“. Wiehe folgte seinem Bauchgefühl, mietete Ende 2013 das leerstehende Ladenlokal, gestaltete den Raum - angelehnt an die Fassade - in Grau, Rot und Gold.

Seinen festen Job hat Wiehe gekündigt. Für die erste Zeit der Selbstständigkeit hat er sich ein finanzielles Polster angelegt. Aber das mit dem An- und Verkauf wird laufen, ist der Holsterhauser überzeugt. „Geschafft habe ich es, wenn die Leute 30 Kilometer Fahrt in Kauf nehmen, um zu mir zu kommen.“ Er setzt auf Kunden, die wie er Musik von der Renaissance bis zur Moderne lieben, gern stöbern und sich für alte Schätzchen begeistern können. „Für sehr verstaubte Scheiben habe ich eine Plattenwaschmaschine hier stehen“, ist der 46-Jährige auch für schwierige Fälle gerüstet.