Essen. Gegen die Fällung der Gingko-Bäume im Dohmanns Kamp in Essen-Rüttenscheid regt sich Protest - daher wurde die Fällung wurde zunächst ausgesetzt. Jetzt entscheiden die Stadtteilpolitiker in ihrer Sitzung im Dezember, ob die Bäume, deren Früchte nach Erbrochenem stinken, bleiben dürfen.
Die Nachricht sorgte für Wirbel, weit über die Stadtgrenzen hinaus: „Ekliges aus Essen“ schrieb die Süddeutsche Zeitung und griff die Geschichte um die stinkenden Ginkgos im Rüttenscheider Dohmanns Kamp auf. Ein Anwohner hatte sich über die Früchte der Bäume beklagt, die wegen ihres Buttersäure-Inhalts nach Erbrochenem riechen, sobald sie auf dem Boden zerplatzen. Grün und Gruga hatte daraufhin die Fällung der gesunden Bäume in Auftrag gegeben.
Dagegen regt sich nun Protest im Dohmanns Kamp. Ein unbekannter Anwohner hat in der Stichstraße zwischen Anna- und Klarastraße Zettel verteilt, die zum Einspruch gegen die Fällung ermutigen. Darauf vermerkte er u.a. Bernd Kothe, Verwaltungsbeauftragter für die Bezirksvertretung II, als Ansprechpartner. „Dabei bin ich formal gar nicht zuständig, sondern Grün und Gruga. Bei mir steht aber das Telefon nicht mehr still, mindestens zehn Bürger haben sich allein heute über die Fällung beschwert“, berichtet Kothe.
Unterschriftenliste geplant
Eine von ihnen ist Nadine Neusser, die mit ihrer Familie am Dohmanns Kamp ein Versicherungsbüro betreibt und auch dort wohnt. „Die Ginkgos sind doch straßenbildprägend hier. Und gesunde Bäume zu fällen, nur weil sie stinken?“, fragt die 31-Jährige, die eigentlich ein „Landei“ ist, wie sie sagt, und in Dinslaken aufwuchs. „Wenn ich oben aus dem Fenster gucke, schaue ich in eine Baumkrone – und ich möchte, dass das so bleibt“, so Nadine Neusser, die nun Unterschriften für den Erhalt der teilweise 30 Jahre alten Bäume sammeln möchte.
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Problem ist, dass im Dohmanns Kamp hauptsächlich weibliche Ginkgos stehen, die erst nach etwa 20 Jahren beginnen, die stinkenden Früchte zu tragen. „Der Gestank ist bestialisch, keine Frage. Wir wohnen jetzt seit fünf Jahren hier, seitdem machen wir das auch jeden Herbst mit – das dauert aber immer nur drei, vier Wochen“, so Nadine Neusser.
Bei Grün und Gruga nimmt man den massiven Protest ernst. So wurde die Fällung nun ausgesetzt und das Thema an die Bezirksvertretung II verwiesen. Die Stadtteilpolitiker entscheiden nun in ihrer Dezembersitzung für oder wider den Erhalt der Bäume. Ein Sachverständiger von Grün und Gruga soll zu Wort kommen. An anderer Stelle im Stadtgebiet lief die Fällung der Ginkgos ohne Protest, zuletzt fielen im Februar auf der Ladenspelderstraße in Holsterhausen zehn Bäume der Säge zum Opfer. Die Stadt Duisburg ließ 2010 sogar 160 Bäume fällen. Doch das alles war vor dem Pfingststurm, der die Menschen für Bäume sensibilisierte – selbst dann, wenn sie stinken. Sogar Goethe war das offenbar egal: Schon 1815 beschrieb er die Ginkgo-Blätter in einem Gedicht als Sinnbild der Freundschaft. Es bleibt abzuwarten, ob das auch im Dohmanns Kamp gilt.