Essen.. Grün und Gruga steht vor finanziellen Problemen – Politiker fordern, auf die üblichen Holzfällungen im Wald zu verzichten – Ideen für ein Zukunftskonzept
Der Orkan Ela wirbelt die Finanzen der Stadt Essen durcheinander. Ein Schaden von mehr als 61 Millionen Euro ist entstanden - und das ist nur eine grobe Schätzung. „Der weitaus überwiegende Teil bezieht sich auf Bäume bzw. Grünflächen“, heißt es im zweiten Quartalsbericht von Grün und Gruga. Es sei - bedingt durch die Unwetterkatastrophe - zum jetzigen Zeitpunkt schon erkennbar, dass „die Vorgaben aus der Haushaltskonsolidierung nicht einzuhalten sind und sich das Betriebsergebnis verschlechtern wird“, steht in einer Vorlage an den Umweltausschuss, der am Dienstag ab 15 Uhr, im Rathaus am Porscheplatz tagt.
Schlechteres Ergebnis
Sollte der erhöhte Verlust nicht durch eine Erhöhung des Betriebskostenzuschusses ausgeglichen werden, werde sich das Eigenkapital von Grün und Gruga (GGE) weiter verringern „und die Liquidität von GGE kann nicht mehr sichergestellt werden“, so der Bericht. Das Betriebsergebnis insgesamt werde sich voraussichtlich verschlechtern.
Genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor. Bekannt ist bisher nur, dass das Land mit 5,65 Millionen Euro die Stadt Essen bei der Beseitigung der Sturmschäden finanziell unterstützen wird. Ordnungsdezernent Christian Kromberg, Leiter des Krisenstabes, kündigte bereits an, dass das Problem verwaltungsintern und mit den Politikern gelöst werden müsse.
CDU und SPD fordern in einem gemeinsamen Antrag im Umweltausschuss eine Prüfung, ob der Waldwirtschaftsplan überarbeitet werden muss, denn der sieht jährliche Holzfällungen im Essener Wald vor. Doch wegen der „massiven Waldschäden“ durch Orkan Ela sollten die für diesen Herbst und Winter geplanten Fällungen zurückstehen, meinen die beiden Fraktionen. Begründung: „Eine zusätzliche Durchforstung und Fällung von Bäumen, die der Orkan verschont hat, würde sicherlich bei den Bürgerinnen und Bürger auf Unverständnis stoßen“, schreiben Ota Hortmanns (SPD) und Walburga Isenmann (CDU) in ihrem Antrag. Gegebenenfalls müsse ein neuer Wirtschaftsplan für den Wald erarbeitet werden.
Die Grünen gehen noch weiter. Sie fordern angesichts der verheerenden Verwüstungen vor allem im Schellenbeger Wald ein generelles Umdenken in der Forstwirtschaft und die Einrichtung einer Kommission, die sich mit der Essener Waldentwicklung in Zeiten des Klimawandels befasst. Dass der längst eingetreten ist, hat Pfingststurm Ela „uns drastisch vor Augen geführt“ erklärt Rolf Fliß, umweltpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion. Die Kommission, deren Gründung die Grünen im Umweltausschuss beantragen werden, müsse eine „Anpassungsstrategie“ entwickeln und langfristig für „klimatolerante Mischwaldbestände“ und mehr Naturwald sorgen.
Einfach liegen lassen
Auch Wissenschaftler und Umweltinitiativen sollen in dieser Kommission mitarbeiten. Die Arbeitsgruppe soll Antworten auf die Frage geben, welche Waldbaumsorten Wind und Wetter am besten trotzen können.
Grün und Gruga hat sich bereits für eine möglichst natürliche Verjüngung in den Essener Wäldern ausgesprochen. Auch die Grünen halten dies für sinnvoll und wollen umgestürzte Bäume als „wertvolle Biotope“ liegenlassen.