Essen-Rüttenscheid. Nach einem länger als ein Jahr dauernden Rechtsstreit hat das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen am Donnerstag für einen Rüttenscheider Friseur entschieden, dem die kosmetische Behandlung mit Kongal-Fischen zunächst verboten worden war. Das Landesumweltamt hatte ihm Tierquälerei vorgeworfen.

Die Geschäftsidee, die Friseur Nadim El-Khechen im Frühjahr 2011 aus südlichen Ländern wie Spanien und der Türkei mit nach Rüttenscheid brachte, schlug ein: In seinem Salon „Catwalk Hairart“ bot er seinen Kunden eine Fisch-Spa-Behandlung an. Dabei knabbern Kangalfische die abgestorbene Haut von Händen oder Füßen. El-Khechen, der seit seinem sechsten Geburtstag immer Aquarien besaß, war mit seiner kosmetischen Behandlungsmethode Vorreiter in NRW, bekam entsprechend Anfragen aus allen Landesteilen. Bis das Landesumweltamt (LANUV) im Oktober 2011 entschied, dass es sich um Tierquälerei handele und das Ordnungsamt El-Khechen im September 2013 zu einer Unterlassungserklärung verpflichtete (wir berichteten).

Vorwürfe des LANUV unbegründet

Ab nächster Woche darf an der Rüttenscheider Straße 176 ganz offiziell wieder geknabbert werden: Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen entschied am Donnerstag, dass die Stadt ihm eine Erlaubnis zum gewerbsmäßigen Halten der Kangalfische erteilen muss. Es ist eine Einzelfallentscheidung, die wohl auch auf El-Khechens Fachwissen fußt. Denn sämtliche Faktoren, die laut LANUV Stress bei den Tieren auslösen, sind bei dem Friseur nach Ansicht des Gerichts nicht gegeben.

Der LANUV hatte etwa unterschiedliche Wassertemperaturen, ein häufiges Umsetzen der Fische und die Aufnahme von schädlichen Stoffen wie Rückstände von Seifen oder Parfüm benannt. All das konnte widerlegt werden – so verbringen die Fische ihre Zeit immer in den gleichen Becken, die in der oberen Etage des Friseursalons und damit in einem ruhigen Umfeld aufgestellt sind. Zudem müssten sich Kunden vor der Behandlung waschen, im Zweifelsfall behält sich El-Khechen vor, sie abzuweisen. Darüber hinaus halte er auch nicht zu viele Fische auf zu engem Raum, es seien genug Rückzugsmöglichkeiten im Becken geschaffen, befand das Gericht.

Hauptaugenmerk liegt auf Friseur-Salon

El-Khechen zeigte sich erleichtert: „Ich richte gerade die Becken neu ein, in der kommenden Woche geht es wieder los. Ich habe lange dafür gekämpft, aber es hat sich gelohnt“, so der 37-Jährige.

Er begrüßt auch, dass er keinen Präzedenzfall geschaffen hat: „Sonst könnte jetzt jeder hingehen und eine solche Behandlung anbieten. Dabei ist es wichtig zu prüfen, ob die nötige Fachkenntnis vorliegt und es den Fischen gut geht“, so El- Khechen, der in jedem seiner drei Fuß- und einem Handbecken auch künftig maximal zwei Behandlungen am Tag anbieten möchte, „sonst wird das den Fischen zu stressig“, sagt er.

Sein Hauptaugenmerk liege schließlich auf dem Friseursalon, reich werde er mit dem Fisch-Spa, in dessen Einrichtung er mehrere tausend Euro investierte, nicht: Zwischen 20 und 30 Euro kostet die etwa halbstündige Behandlung. Vor allem Kunden mit Hautkrankheiten wie Neurodermitis wüssten die Fische als Helfer zu schätzen: „Etwa jeder fünfte Kunde, der es ausprobieren möchte, hat Hautprobleme“, so El-Khechen, der betont, dass es sich bei ihm um eine kosmetische Anwendung handelt. Im medizinischen Bereich kommen Kangalfische schon länger zum Einsatz.