Essen-Kupferdreh. . Wenn Kupferdreher Senioren den Singscheider Hof besuchen, spielen Berührungsängste keine Rolle.Entspannter Umgang zwischen Zwei- und Vierbeinern ist therapeutisch wertvoll

Die Freundschaft zwischen Mensch und Tier besteht seit ewigen Zeiten. Längst haben wissenschaftliche Studien belegt, dass Vierbeiner nicht nur treue Weggefährten sind, sondern auch eine therapeutische Wirkung auf den Menschen haben. Diese Erkenntnis machen sich das Franz-Hennes-Heim und das Altenheim Deilbachtal zunutze. Die beiden Seniorenheime arbeiten mit dem nahe gelegenen Singscheider Hof zusammen.

Einmal im Monat haben die Heimbewohner die Möglichkeit, auf den Reiterhof zu kommen, um die dort lebenden Tiere zu sehen. „Für viele der Senioren sind diese Ausflüge ein echtes Highlight“, sagt Annette Friedrich vom sozialen Dienst des Altenheims Deilbachtal. Damit auch die nicht mehr so mobilen Heimbewohner eine Chance haben, die Tiere zu streicheln, zu füttern und zu bürsten, stattet auch der Reiterhof seinerseits den beiden Heimen regelmäßig Besuche ab.

An diesem Nachmittag sind sechs Senioren auf den Singscheider Hof gekommen. Nachdem sich die Gruppe bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse vor dem Bauernhaus von den Strapazen der Anreise erholt hat, geht es auf den Paddock. In dem mit Sand ausgelegten Pferdeauslauf warten schon die beiden Stuten Luna und Emma, der braun-weiß gescheckte Shetty-Lewitzer-Mischling Hummelfee und ein Welsh-Partbred, das wegen seiner schwarzen Färbung den Namen Ramazzotti trägt.

Christa Häuser betritt das Gehege als eine der ersten aus der Gruppe. Berührungsängste vor den majestätischen Tieren hat die 67-Jährige offensichtlich keine. „Ich bin im Essener Süden aufgewachsen und habe immer die Nähe zu Tieren und der Natur gesucht“, erzählt die Seniorin und hält Ramazzotti eine Möhre hin, die das Pferd geräuschvoll zwischen seinen Zähnen zermalmt. Vor kurzem habe sie noch in Altenessen gewohnt, sagt Häuser, dort habe es ihr aber nicht so gut gefallen. Seit sie vor anderthalb Monaten in das Altenheim Deilbachtal gezogen ist und sie wieder im Grünen lebt, blühe sie regelrecht auf, sagt sie.

Annette Friedrich vom sozialen Dienst des Altenheims erzählt von „kleinen Wundern“, die durch die Zusammenarbeit mit den Tieren geschehen: „Ich habe erlebt, dass eine schwer an Demenz erkrankte Frau sich plötzlich wieder an die Grubenponys aus ihrer Kindheit erinnert.“ In diesen Momenten habe sie zeitweise wieder in zusammenhängenden Sätzen sprechen können.

Auch sonst setzt die Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen (GSE), die die beiden Seniorenheime im Deilbachtal betreibt, auf Tiere. So haben einige Heimbewohner ihre Katze oder Hund mitgebracht.

Unter den Vierbeinern auf dem Singscheider Hof ist der Esel Pedro an diesem Nachmittag der unangefochtene Liebling. Jeder der sechs Heimbewohner will unbedingt einmal sein graues, struppiges Haar streicheln. Zum Dank erhält er Möhren. Einen halben Beutel hat er bereits gefressen, aber genug hat er immer noch nicht. Neugierig schnuppert er an der Jackentasche von Michael Birwe, der seit drei Jahren im Altenheim Deilbachtal lebt und den forschen Esel an der Leine hält. „Sag mal, Michael, wer führt hier eigentlich wen?“, wird Birwe von einer anderen Heimbewohnerin gefragt. „Das weiß ich im Moment auch nicht so genau“, sagt Birwe und lacht.