Essen-Rüttenscheid. . Eine Nachricht wie ein Paukenschlag für die CDU im Essener Süden: Mit Heidemarie von Münchhausen ist am Dienstag ihre Frontfrau für Rüttenscheid und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin aus der Partei ausgetreten. Dem Stadtteilparlament bleibt sie erhalten – allerdings für eine andere Partei.

Rat- und Verständnislosigkeit bei den Christdemokraten im Essener Süden: Mit Heidemarie von Münchhausen ist gestern ihre Frontfrau für Rüttenscheid und stellvertretende Bezirksbürgermeisterin aus der Partei ausgetreten. Ersten Angaben zu Folge wechselt die Politikerin zum Essener Bürgerbündnis und nimmt ihr Mandat für die Bezirksvertretung II gleich mit. Auf diesem Weg könnte sie gemeinsam mit EBB-Vertreterin Dagmar Rode dann eine Fraktion bilden. Im Gegensatz zum Stadtrat, wo dafür drei gewählte Vertreter nötig sind, reichen in den Stadtteilparlamenten zwei Mandatsträger aus. Und noch eine Konsequenz hat der Wechsel zum Bürgerbündnis: SPD und CDU sind dann mit jeweils sechs Stimmen absolut gleichberechtigt; die Wahl des neuen Bezirksbürgermeisters dürfte damit noch spannender werden.

Heidemarie von Münchhausen macht schließlich keinen Hehl daraus, dass die Enttäuschung über den Vorzug Hans Schippmanns als CDU-Bürgermeister-Kandidat einer der Haupt-Gründe für ihren Ausstieg ist. „Ich musste Konsequenzen ziehen. Dabei geht es mir vor allem um die Art und Weise, wie ich behandelt wurde“, sagte von Münchhausen, die heute Stellung zu ihrem Partei-Austritt nehmen will.

"Über die Entscheidung sehr verwundert"

Kommunalwahlen 2014CDU-Ratsherr und Rüttenscheider Ortsvereins-Vorsitzender Hans-Peter Huch kann sich den für ihn völlig überraschenden Schritt nicht erklären. „Zwischen dem Wahlsonntag und heute ist nichts passiert. Dass Hans Schippmann unser Kandidat sein würde, haben wir bereits im Herbst vergangenen Jahres festgelegt und auch bei einer Klausurtagung im März darüber gesprochen. Entsprechend bin ich über die Entscheidung sehr verwundert. Uns wurde lediglich mitgeteilt, dass es sich um persönliche Gründe handele“, so Huch. Es sei nicht gut „auf dem Ticket der CDU“ gewählt zu werden und dieser Partei wenige Tage später den Rücken zuzukehren. Gleichzeitig lobte er von Münchhausens Engagement der vergangenen Jahre. Sie sei immer die Rüttenscheider Frontfrau gewesen, daran hätte auch die Kandidatur Schippmanns nichts geändert, so Huch.

Fünf turbulente Jahre in der BV II

Tische-Krieg

Im Frühjahr 2011 macht Rüttenscheid Schlagzeilen: Der damalige Bezirksbürgermeister Michael Roy (SPD) war gegen einige Café-Tische vor der Siechenhaus-Kapelle und die Außengastronomie im Christinenpark ins Feld gezogen. Ihm schlug mächtiger Gegenwind entgegen; mit einem Sitz-Flash-Mob protestierten die Bürger gegen die Regulierungswut ihres Volksvertreters. Drei Jahre später ziehen die Fraktionen in diesem Punkt an einem Strang: Aktuell führen sie Gespräche, um einen Kompromiss für das Balthazar auszuhandeln. Dessen Betreiber möchte als dritte Außengastronomie in den Christinenpark.

Straßenstreit

Im Mai 2012 beschließt die rot-rot-grüne Mehrheit in der BV II die Umbenennung der Von-Seeckt- und Von-Einem-Straße und beschwört damit im Januar 2013 einen Bürgerentscheid herauf. 80 Prozent entscheiden sich für die Beibehaltung der Namen.

Philipp-Müller-Gedenktafel

Das Mahnmal für den 1952 erschossenen Demonstranten sorgt für Kontroversen, da Müller Mitglied der KPD war. Dass die politische Gesinnung unerwähnt bleibt, stört FDP und CDU; die SPD hingegen wollte einen Ort des Innehaltens schaffen.

Mehrgenerationenspielplatz

Im Sommer 2012 eröffnet der Spielplatz an der Paulinenstraße. Die BV II steuert 55 000 Euro zu den Kosten von 190 000 Euro bei, feiert die Spielfläche als Erfolg. Mittlerweile werden nach ihrem Vorbild stadtweit ähnliche Plätze eingerichtet.

Brunnen-Bänke

Diverse Ortstermine, abgelehnte Entwürfe, versehentlich durch die Verwaltung zu hoch angesetzte Kosten und ein erst vergessener Denkmalschutz: Obwohl ihre Aufstellung im September 2012 beschlossen wurde, lassen die Bänke rund um den Brunnen auf dem Rüttenscheider Markt weiter auf sich warten. Ob sich das neue Stadtteilparlament dort künftig niederlässt? Ungewiss.

Anti-Schmutz-Beschichtung

Auf Initiative der IGR und mit Unterstützung der BV II werden die Laternen an der Rü neu gestrichen. Die Farbe erschwert das Bekleben und Sprayen.

Evag-Masten

Die Aufstellung der riesigen Oberleitungs-Masten der Evag sorgt im Sommer 2012 für Wirbel: Bauausschuss und BV II hatten das zwar zuvor – offenbar in gutem Glauben – durchgewunken, sehen aber später das Ausmaß und kritisieren die Evag. Das Stadtteilparlament setzt sich gemeinsam mit den Bürgern schließlich erfolgreich für einen Abbau der unansehnlichen Spargel ein.

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