Essen-Stadtwald. Seit drei Jahren nimmt die Gesamtschule Süd an der Frankenstraße keine Fünftklässler mehr auf. Der Schulbetrieb läuft aus, soll aber noch möglichst lange weitergehen. Die Zukunft der Schulgebäude und ihre weitere Nutzung sind noch unklar.
Derzeit feiern die Abiturienten den Abschluss ihrer Schulzeit. Das gilt auch für den 13. Jahrgang der Gesamtschule Süd. Doch dort sind Abiturienten eine aussterbende Spezies. Höchstens noch sechsmal wird ein Abi-Jahrgang die Schule an der Frankenstraße verlassen. Vor drei Jahren zog der Schulausschuss die Konsequenz aus der allgemeinen demografischen Entwicklung und dem mangelnden Interesse an der Schule. „Bei den Anmeldungen für Klasse 5 war die Schule bei den Eltern hier in Stadtwald sowieso nicht so beliebt“, erklärt Ludwig Menke, seit 2002 Leiter der Schule. Erst wenn es auf dem Gymnasium nicht gut laufe, wechselten die Kinder in Klasse 7 oder 8. „Unsere Oberstufe ist dagegen sehr beliebt, weil wir als Gesamtschule die Gymnasiale Oberstufe bis Jahrgang 13 anbieten und sich Realschüler da gut einfügen können“, so der Schulleiter.
Menke selbst lebt seit langem in Stadtwald, weiß, wie die Eltern dort denken. Er war stellvertretender Schulleiter an der Gesamtschule Bockmühle in Altendorf, bevor er nach Stadtwald wechselte. Damals habe er die Anmeldezahlen, die auch in Altendorf unter denen der freien Plätze lagen, gekannt und die weitere Entwicklung erahnen können. Laut Gesetz müssten Gesamtschulen vierzügig sein, so Menke. Dass aber die Gesamtschule Süd tatsächlich auslaufen würde, sei auch für ihn nicht absehbar gewesen. „Ich bin jetzt 61 und würde natürlich gern bis zum Ende meines Arbeitslebens hier bleiben“, erklärt Menke.
"Wir favorisieren eine schulische Weiternutzung"
Die jungen Lehrer seien in einer anderen Lage. „Die Stimmung unter den Kollegen ist in der Tat nicht mehr so gut, wie sie war. Wir nehmen seit drei Jahren keine Fünftklässler mehr auf, das heißt, hier werden ab dem kommenden Schuljahr noch die Jahrgänge acht bis zehn und die Oberstufe unterrichtet. Jedes Jahr müssen wir das Kollegium um neun Stellen einschmelzen.“ Bisher funktioniere das durch natürliche Fluktuation, also Kollegen, die in den Ruhestand gehen und solche, die sich auf eigenen Wunsch, auch zur Beförderung, wegbewerben. „Man kann es den jungen Kollegen ja nicht verdenken, wenn sie sich auf Stellen bewerben, die ihnen zusagen“, ergänzt Regine Möllenbeck, Leiterin des städtischen Fachbereichs Schule.
„Es ist mit der Schulaufsicht abgesprochen, den ordnungsgemäßen Betrieb als selbstständige Schule so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und die Schüler auf vernünftige Weise zum Abitur zu führen“, betont Menke. Wenn es irgendwann an Fachlehrern fehle, könne man auf Kollegen anderer Schulen zurückgreifen.
Was mit den Gebäuden nach dem Aus der Gesamtschule passiert, ist noch unklar. „Wir favorisieren natürlich eine schulische Weiternutzung. Mehr kann ich im Moment dazu nicht sagen“, erklärt Regine Möllenbeck. Es gebe diverse Anfragen und Ideen. Die Einrichtung der evangelischen Zukunftsschule habe sich ja bekanntermaßen zerschlagen. Seitdem tauchten immer neue Gerüchte auf, die von einer Kindertagesstätte bis hin zu Einfamilienhäusern auf dem Gelände reichten, so der Schulleiter.