Essen. . Der Abschlussjahrgang 1964 der Realschule Altstadt kommt alle fünf Jahre zum Klassentreffen zusammen. Am 14. März feiern die Schüler aus ganz Essen ihr rundes Jubiläum.

Als Vorsitzender des „Initiativkreises City Steele“ gilt Léon Finger in Steele als „Mister Event“ schlechthin. Nun organisiert er in eigener Sache: In seinem persönlichen Terminkalender steht das Jubiläums-Klassentreffen der Realschule Essen-Altstadt ganz weit oben.

Genau 50 Jahre liegt der Tag zurück, seit die Schüler des Abschlussjahrgangs 1964 zum letzten Mal die Schulbank drückten und der Penne an der Hofterbergstraße – dort, wo heute die Frida-Lewy-Gesamtschule zu finden ist – endgültig den Rücken kehrten. „Aus uns allen ist etwas Vernünftiges geworden“, versichert Mitorganisator Ralf Beba augenzwinkernd. Davon konnte sich der Grafiker aus Rüttenscheid auf zahlreichen Klassentreffen überzeugen. „Wir kommen alle fünf Jahre zusammen“, erklärt der Frohnhausener Dieter Rohe. „Der Kontakt ist eigentlich nie abgerissen, auch nach 50 Jahren nicht.“

Im Sport nach Größe antreten

Dass Rohe, ein gelernter Industriekaufmann, dieselbe Klasse besuchte, ist der Tatsache geschuldet, dass er zu Schulzeiten den Namen Goitowski trug. Im Laufe der Schulhistorie hatte man die ehemals drei „königlich-preußischen“ Mittelschulklassen in vier Schulklassen aufgeteilt und dabei – ganz pragmatisch – die Schüler nach dem Alphabet geordnet. So begann Rohes Klasse 6a bei Friedhelm Albrecht und endete bei Manfred Gottschlich. Nicht auszuschließen, dass diese strikte Form der Bürokratie einige Freunde von einst in die Parallelklasse rutschen ließ.

Dies war jedoch nicht die einzige Besonderheit. „Im Sportunterricht wurde stets nach Größe aufgestellt“, schmunzelt Roland Bielawny, was ihm einen Platz ziemlich weit am Ende der Reihe einbrachte. Andere Zeiten, andere Sitten – und andere Bildungsinhalte: Neben den Klassikern Mathematik, Physik und Chemie wurden auch Technisches Zeichnen und Steno vermittelt. „Alles war viel praxisbezogener“, sagt der Altenessener, der später noch zweieinhalb Jahre lang die Krupp-Oberschule besuchte.

Auch Fremdsprachen standen auf dem Stundenplan der Realschüler: English und auch Französisch – ein Heimspiel für den in Brüssel geborenen Léon Finger. „Über meine Noten in den anderen Fächern decke ich den Mantel des Schweigens“, sagt er, verschmitzt lächend.

Ansonsten gehörten „Pflichtbewusstsein und Disziplin“ zu den damals vermittelten Werten, wie Dieter Rohe sagt. Was die Jungs der Altstadt-Realschule nicht davon abhielt, ab und an über die Stränge zu schlagen. „Der Schüler Finger saß am Samstag noch lange nach Schulschluss in der Klasse“, schrieb Klassenlehrer Hans Harttung ins Klassenbuch. „Aber nicht zum Lernen, sondern zum Kartenspielen“, witzelt Finger gutgelaunt. „Zum Glück waren da immer auch andere dabei. Da fiel man nicht so auf.“ Dies gelang einem gewissen Jürgen Götz nicht immer. Was ihn offensichtlich wenig störte, änderte er doch manchmal eigenhändig die Einträge ins Klassenbuch.

Das große Jubiläum steigt am Freitag, 14. März, „also genau am Tag unserer Lossprechung“, freuen sich alle auf das Wiedersehen. Mit ihren Kollegen wollen sie in Erinnerungen schwelgen und auch darüber reden, wie es weiterging, nachdem die letzte Schulglocke bimmelte und sich die Schüler – die Realschule war eine reine Jungen-Schule – in alle Himmelsrichtungen verteilten. „Wir erwarten auch Gäste aus Norddeutschland“, sagt Ralf Beba. Sein Schulkollege Götz ist aber nicht dabei. Der wurde in der satirischen „Bierzeitung“ des Abschlussjahrgangs wie folgt zitiert: „Ich muss endlich anfangen zu arbeiten.“

Die Realschule Altstadt gilt als die älteste ihrer Art in Essen. Ihre Wurzeln reichen bis zum 26. April 1905 zurück; damals mit 122 Schülern in der Ev. Volksschule Alfredistraße.

1911 wurde die Schule in die erweiterte Ingenieursschule am Beginenkamp verlegt.

Das Klassentreffen steigt am 14. März, 19 Uhr, im Sengelmannshof, Sengelmannsweg 35. Kontakt/Info: ralf.beba@pageproduction.de