Essen. . Die Essener Tanzlehrerin Jenni Auer bringt Brautleuten und Abiturienten die Tanzschritte im heimischen Wohnzimmer bei - ihr Motto: „Rent a Tanzlehrerin - Miete eine Tanzlehrerin“. Auch auf die Arbeit mit Kindern, Behinderten und Demenzpatienten hat sich die 44-Jährige spezialisiert.

Das hat wohl nicht erst ein Hochzeitspaar erlebt: Man bereitet das Fest bis ins kleinste Detail vor und kurz vor dem Termin fällt einem mit Schrecken der Hochzeitstanz ein. Und den will man natürlich, trotz ungewohnter Kleidung und vielleicht Jahrzehnte zurückliegender Tanzstunden-Erfahrung, einigermaßen anmutig über die Bühne bringen.

Da gibt es Hilfe: Tanzlehrerin Jenni Auer aus Essen-Bredeney hat genau solche Notfälle zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte gemacht. Die 44-Jährige ist selbstständig und kommt unter dem Motto „Rent a Tanzlehrerin - Miete eine Tanzlehrerin“ auch gern zu den Tanzwilligen nach Hause, um ihnen die wichtigsten Schritte in Standard- und Latein-Tänzen beizubringen. „Ganz gleich, ob Hochzeit, Abi-Ball oder was auch immer: Die Menschen sollen sich sicher und souverän auf dem Parkett bewegen“, sagt Jenni Auer.

Oft ist Improvisation angesagt

Jedes Hochzeitspaar sei anders. Manchmal gehe es nur um den Brauttanz, oft ein langsamer oder Wiener Walzer, manchmal darum, den kompletten Abend mit Disco-Fox bestreiten zu können oder gar eine eigene Choreographie einzuüben. „Manche kommen mit ihrem Lieblingslied und wollen darauf Walzer tanzen. Schwierig nur, wenn das gar kein Dreiviertel-Takt ist.“

Die einen rufen ein halbes Jahr vor dem großen Tag an, andere ein paar Tage vorher. Dann ist für Jenni Auer Improvisieren angesagt. „Manchmal üben wir im Wohnzimmer mit Jeans und Reifrock, weil sich der Mann ja daran gewöhnen soll, dass er die Füße der Partnerin beim Tanzen nicht sieht. Aber die steht natürlich noch nicht im Brautkleid da“, erläutert die Tanzlehrerin. „Wenn am großen Tag dann alles glatt läuft, bekomme ich manchmal Fotos oder ein Video, was mich natürlich sehr freut“, schildert Jenni Auer den Reiz ihres Jobs.

Nicht nur Hochzeiten haben Saison, auch Abi-Bälle

Jetzt im Frühjahr ist die 44-Jährige gut gebucht. Nicht nur Hochzeiten haben Saison, auch Abi-Bälle, vor denen sich manchmal die Eltern, manchmal auch ganze Kurse vorher von ihr coachen lassen. Zu ihren Kunden gehören auch Menschen, die ihre Partner einfach mal mit den neuen tänzerischen Fähigkeiten überraschen wollen. „Das ist oft ganz rührend“, weiß Auer aus Erfahrung.

Die Essenerin ist - was das Tanzen angeht - quasi erblich vorbelastet. Sie ist die Tochter des Tanzlehrer-Ehepaares Wachtmeister, das jahrzehntelang eine Tanzschule in der Stadtmitte unterhielt. Jenni Auer wuchs mit dem Tanzen auf und absolvierte nach dem Abitur an der Goetheschule in Dortmund ihre Ausbildung zur Tanzlehrerin. „Ich habe immer viel getanzt und es fiel mir leicht“, erinnert sie sich an die Entscheidung, den Beruf ihrer Eltern ebenfalls zu ergreifen.

Verschiedene Projekte

Die Weichen waren gestellt, doch dann verliebte sie sich, gründete eine Familie. Ihre Kinder sind heute 20, 18 und 12 Jahre alt, zudem hat Jenni Auer vor kurzem Zuwachs in Form eines jungen Windhunds bekommen. Trotz der Kinder tanzte sie weiter, unterrichtete an Schulen, damals vornehmlich im Raum Holzwickede, Menden, Unna, aber auch in Dortmund und Essen. Bis ihr Leben eine andere Wendung nahm.

Nach der Trennung von ihrem Mann kam Jenni Auer in ihre Heimat zurück, wo ihre Eltern heute noch leben, und startete von Essen aus richtig durch. Einige Zeit war sie für einen Tanzsportverein tätig, seit 2013 widmet sie sich freiberuflich ganz unterschiedlichen Projekten an verschiedenen Orten.

Bei Senioren gehe es um Geselligkeit

In der Jugendhalle Schonnebeck zum Beispiel ist ein Vormittagsangebot für die Generation 60 plus geplant. „Es ist ganz gleich, ob die Leute früher schon getanzt haben oder komplett neu starten, ob sie mit Partner oder ohne kommen. Wir wechseln einfach die Rollen, so dass jeder das Führen lernt und sich beim Tanzcafé sicher fühlt“, sagt Jenni Auer, die auch oft Tanzschüler ihrer Eltern nach vielen Jahren wiedertrifft. Gerade bei Senioren gehe es um Geselligkeit, Ausflüge und Grillabende gehörten deshalb durchaus dazu. „Ich arbeite zudem sehr gern mit Menschen mit Behinderungen oder Demenz“, sagt Auer. Nach Projekten mit der Lebenshilfe Haarzopf sei jetzt ein Angebot für Patienten mit Multipler Sklerose (MS) am Alfried-Krupp-Krankenhaus geplant.

In ihrer Tanzhose, dem sportlichen T-Shirt und den neonfarbenen Barfuß-Schuhen hat Jenni Auer äußerlich nichts mit einer gestylten Turniertänzerin gemein. „Ich unterrichte Freizeittanz“, betont sie. „Und trage niemals hohe Absätze.“ Nicht mehr, denn mit hochhackigen Schuhen übers Parkett zu wirbeln, hatte für sie erhebliche gesundheitliche Probleme zur Folge: „Seit ich in Barfuß-Schuhen laufe und tanze, ist mit Knien und Rücken alles gut.“ Kontakt: 0175 15 15 501 oder www.rent-a-tanzlehrerin.de