Essen-Holsterhausen/-Rüttenscheid. In der Bauphase für den neuen Saaltrakt des Gerichts fallen zahlreiche Stellplätze im Justizviertel weg. Politiker und Bürger fragen jetzt nach einem Verkehrskonzept und wünschen sich kreative Lösungen für die Zeit der Bauarbeiten.
Die Bauzäune stehen, die Bagger sind da, erste Halteverbotsschilder installiert. Die Arbeiten für den neuen Saaltrakt für Land-, Amts- und Arbeitsgericht, den der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW an der Kortumstraße errichtet, haben begonnen. In den nächsten zwei bis drei Jahren werden die Anwohner der Baustelle mit Lärm und Dreck leben müssen. Sorgen bereitet Bürgern, Justiz-Bediensteten und Politikern allerdings, dass sich die im Justizviertel sowieso angespannte Parksituation durch die Baustelle weiter verschärfen wird.
Die SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung III (Essen-West) will deshalb der Verwaltung in der nächsten Sitzung des Gremiums am Donnerstag, 20. März, einen entsprechenden Fragen-Katalog übermitteln. Dabei geht es um die Auswirkungen der Baustelle auf den Gesamtverkehr, auf den öffentlichen Nahverkehr und vor allem auf die Parksituation. „Wir wollen wissen, welche Parkmöglichkeiten und -regelungen während der Bauphase geplant sind, ob es ein Verkehrskonzept und Umleitungsempfehlungen gibt und ob eine zeitlich begrenzte Anwohnerparkregelung möglich ist“, so SPD-Fraktionssprecher Rainer Pflugrad. „Wünschenswert wäre eine Art Koordinierungsstelle, an die sich die Bürger bei Fragen und Problemen wenden könnten. Beim Bau der forensischen Diagnostik hat das ja auch gut geklappt“, so Pflugrad. „Das können wir nicht leisten“, sagt Liane Gerardi vom BLB. Beim Bau der Forensik habe der Maßregelvollzug die Koordinierungsstelle eingerichtet. „Die Kontakt-Daten für Bürger sind aber dem Info-Flyer und dem Bauschild zu entnehmen“, erklärt sie.
Parkplatzsituation bereitet noch immer Sorgen
Wie viele Parkplätze tatsächlich wegfallen, darüber gehen die Angaben auseinander. Während in Politikerkreisen die Zahl 250 kursiert, spricht Liane Gerardi von 80 Plätzen, die auf der Baufläche wegfallen. Sobald der Neubau fertig sei, gebe es aber 200 neue Stellplätze. Mit Einschränkungen sei während der Bauzeit aber zu rechnen. „Die Kortumstraße soll aber in der Zeit keine Einbahnstraße werden“, so Liane Gerardi. Der Bürgersteig auf einer Straßenseite werde für die Baustelle wegfallen. Die Sorge der Bürger, dass sich der Parkdruck bis weit ins benachbarte Rüttenscheid auswirken werde, bleibt.
Heidemarie von Münchhausen, CDU-Bezirksvertreterin in der BV II (Rüttenscheid u.a.), hat deshalb vorgeschlagen, auf die Situation pragmatisch zur reagieren und für die Bauzeit die Anwohnerparkregelung für das angrenzende Museumsviertel anzupassen. „Tagsüber, wenn die dortigen Anwohner arbeiten, sind da ganze Straßenzüge leer. Da könnten gut von 8 bis 16 Uhr die Bediensteten der Justizbehörden parken“, findet Heidemarie von Münchhausen.
Begrünte Flachdächer
Bis zum Sommer soll die Baugrube für den neuen Saaltrakt eingerichtet sein. Dann erfolgt der eigentliche Bau der 35 neuen Gerichtssäle plus Beratungszimmer, Büro- und Technikräume, Archivflächen sowie einer Kantine mit 200 Sitzplätzen für Bedienstete und Besucher. Der BLB NRW investiert als Bauherr und Eigentümer rund 27 Millionen Euro in das Projekt. Auf dem 7650 Quadratmeter großen Gelände entsteht eine Nutzfläche von 3950 Quadratmetern. Die Außenanlagen werden 8800 Quadratmeter umfassen.
Das Gebäude ist fünfgeschossig mit Staffelgeschoss geplant. Die Dachflächen über dem dritten und vierten Obergeschoss werden als Flachdächer gestaltet und begrünt. Wenn der Neubau steht, wird der alte, schadstoffbelastete Saaltrakt abgerissen. Auch die Verbindungsbrücken zum Land- und Amtsgericht entfallen. Da der Neubau an das historische, denkmalgeschützte Gerichtsgebäude angebaut wird, soll ein verglastes Treppenhaus als Bindeglied entstehen.
Von außen wird sich der Saaltrakt durch eine Natursteinfassade dem historischen Nachbargebäude anpassen. Der Haupteingang zum Neubau wird über die Zweigertstraße erfolgen.