Der Betreiber wechselt das alte Team des Bahnhofs Süd komplett aus. Kündigungen per SMS. Sonntagskonzerte werden zurückgefahren. Auch die Küche schließt früher
Stammgäste des Bahnhofs Süd wundern sich bereits seit vielen Wochen über den konsequenten Personalaustausch in der Kultkneipe. Kaum ein bekanntes Gesicht ist vom ehemaligen Team, das unter Thomas Draheim die beliebte „Südfamilie“ bildete, übriggeblieben. „Mein neuer Betriebsleiter hat eben für frischen Wind gesorgt und gründlich ausgewechselt“, sagt Holger Walterscheid, seit Oktober 2012 Betreiber des Bahnhofs. Die Mitarbeiter, die man anfangs übernommen hätte, seien teilweise unflexibel gewesen und hätten auf Neuerungen, wie die Verbesserung des Services, nicht adäquat reagiert. „Aber der Gast kommt ja nicht wegen des Personals, sondern um in netter Atmosphäre sein Bier zu trinken“, ist Walterscheid überzeugt.
Weniger nett ist die Art und Weise, wie sich Walterscheid teilweise von dem alten Team getrennt hat. So berichtet eine langjährige Mitarbeiterin von Mobbing und Kündigungen per SMS, gegen die sie jetzt, wie so mancher Ex-Kollege, per Anwalt vorgehe. „Das steht ja jedem frei“, gibt sich der Unternehmer, der auch das Seaside Beach betreibt, betont gelassen und fügt hinzu, dass es ein großer Fehler gewesen sei, eine Kneipe mit dem alten Personal zu übernehmen.
Wie zur angestrebten Verbesserung des Services die vorzeitige Schließung der Küche passt, verrät Holger Walterscheid nicht. Schon mancher Gast, der auf ein Schnitzel nach 22 Uhr hoffte, wurde hungrig weggeschickt. „In der Regel gibt es bis 23 Uhr warmes Essen. Aber wenn zum Beispiel sonntags oder montags nichts mehr los ist, muss der Koch ja nicht bis zum Schluss bleiben. Der wird nach Stunden bezahlt“, so Walterscheid. Man müsse sich der Nachfrage anpassen und flexibel sein. Trotzdem wirbt der Bahnhof weiterhin mit der durchgehenden Küche bis 23 Uhr.
Bereit für die WM
Zum „frischen Wind“, der im Bahnhof Süd weht, gehört auch das langsame Ausschleichen der Jazzkonzerte am Sonntagabend. Jahrelang waren sie ein fester Termin im Viertel und zogen Musikfreunde aus der ganzen Stadt ins Süd. „Die Veranstaltungen rechnen sich nicht mehr“, sagt Walterscheid, der die Konzerte auf einmal, höchstens zweimal im Monat reduzieren will. Allerdings werden die Konzerte seit seiner Übernahme auch nicht mehr öffentlich beworben und angekündigt.
Was bleibt, ist die Disco am Samstag, „die läuft ja immer noch gut“. Ansonsten wird die ehemals karnevalsfreie Zone im Bahnhof erstmals in diesem Jahr aufgehoben: Eine Mottoparty mit Kostümierung steigt am Karnevalssamstag. Auch für die kommende Fußball-Weltmeisterschaft ist das Süd bestens gerüstet: „Wir werden die Deutschlandspiele im Biergarten und auch in der Kneipe live übertragen“, so der Betreiber.