Schonnebeck. . Die Garnbleiche in Schonnebeck löst als ehemaliger sozialer Brennpunkt negative Erinnerungen aus. Im Zuge eine Neubaus sollte nun der ungeliebte Straßenname verschwinden. Doch dagegen hat der grüne Stadtteilpolitiker Yves Landes einiges einzuwenden.
Darf man einen Straßennamen ändern, weil an Ort und Stelle einmal ein Flüchtlingswohnheim stand und sich die Adresse bei den Bürgern als schlecht beleumdeter „sozialer Brennpunkt“ ins Gedächtnis eingeprägt hat? Um diese Frage lavierte sich die Mehrheit der Bezirksvertretung (BV) VI in ihrer vergangenen Sitzung herum und schickte den Umbenennungs-Antrag der CDU für die „Garnbleiche“ in die Warteschleife. Der Widerstand des Grünen Yves Landes hat das Vorhaben wohl zum Kippen gebracht – und das voraussichtlich nicht nur vorübergehend.
„Dass in den letzten Jahrzehnten die ,Garnbleiche’ Raum für ein Flüchtlingsheim bot, ist sicher keine Schande für den Stadtteil und kein Grund, nach einem neuen Namen zu suchen“, unterstreicht Landes auf Anfrage dieser Zeitung, dass ihm der Vorstoß erheblich zu weit geht. Die dortigen Integrationsprobleme seien Schnee von gestern. „Wir können doch nicht jedes Mal, wenn etwas negative Vorstellungen auslöst, den Straßennamen ändern“, stellt Landes fest.
CDU ist überrascht: Wir waren uns doch einig
Dabei schien vor der Sitzung des Stadtteilparlamentes alles klar zu sein. Bei der Vorstellung des Bauprojektes „Grüne Insel Schonnebeck“ des Investors „Adams & Partner“ vor einigen Wochen auf einer Bürgerversammlung äußerten vor Ort verschiedene Teilnehmer den Wunsch, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und mit dem Siedlungsneubau im Bereich der Landschede, der Portendieckstraße und der Garnbleiche auch gleich einen Schlussstrich unter den ungeliebten Straßennamen zu ziehen (wir berichteten).
Rudolf Vitzthum, Sprecher der CDU in der BV VI, sollte nun mit seinem Antrag der Vollstrecker dieses Bürgerwillens werden. Allerdings brauchte er das positive Votum der rot-rot-grünen Mehrheit in der BV. „Die ,Garnbleiche’ ist hier negativ besetzt und ich dachte, in der Sache wären wir uns mit der SPD einig“, erläutert Vitzthum. War er wohl auch. So lange bis Landes mit Verfahrensfragen für Unruhe in der Sitzung sorgte und seinen Koalitionssprecher Andre Vollmer (SPD) schließlich dazu bewegte, sowohl die „Garnbleiche“ als auch die Benennung einer neuen Siedlungsstraße in der Nachbarschaft in „Nienkämper Weg“ – die Stadtverwaltung hatte zusätzlich die Entscheidung über den historischen Betreiber der Garnbleiche auf die Tagesordnung gesetzt – auf eine der kommenden Sitzungen zu verschieben. Ob man sich da vorher nicht mehr richtig abgesprochen hatte?
„Wir haben Beratungsbedarf“, verwies Vollmer offiziell bei der Rolle rückwärts der SPD auf die kürzlich verschärften Grundsätze der Straßenbenennungen in Essen. Darüber müsse man sich noch detailliert bei der Stadtverwaltung informieren. Dass am Ende aber etwas anderes als ein „Nein“ der Koalition steht, ist eigentlich kaum mehr zu erwarten.