Essen-Rüttenscheid. . Mehr als ein Jahr nach dem Beschluss, Sitzgelegenheiten am Markt-Brunnen auf dem Rüttenscheider Markt zu schaffen, stehen sich die Besucher dort noch immer die Füße platt. Warum das so ist? Ein Drama in fünf Akten.

18 Monate sind vergangen, seit ein Bürger in der Sitzung der Bezirksvertretung II den harmlosen Vorschlag machte, Bänke rund um den Brunnen am Rüttenscheider Markt zu installieren. Vor allem an den gut besuchten Markttagen würde das den Platz aufwerten und zum Verweilen einladen, so die Begründung, die nach zähem Ringen bald auch die Politiker teilten. Trotz der Beschlussfassung, Rundbänke aufzustellen, stehen sich die Marktbesucher am Brunnen aber noch immer die Füße platt. Warum das so ist? Ein Drama, erzählt in fünf Akten.

Der Beschluss

Im Juni 2012 beschließen die Bezirkspolitiker zunächst einstimmig, sich im Juli vor Ort ein Bild zu machen. Dann erfolgt im September vergangenen Jahres – nach erneutem Ortstermin – der Mehrheitsbeschluss zur Anschaffung der Sitzgelegenheiten. Kostenpunkt: 16 955,50 Euro.

Diese Kosten erscheinen vor allem der sich enthaltenden EBB zu hoch, sie bittet die Verwaltung um Prüfung der Kosten und darum, eine „kostengünstigere Alternative“ zu finden.

Die Überprüfung

Bei der Prüfung stellt sich heraus, dass die hohen Kosten schlichtweg durch einen Übermittlungsfehler bei der Verwaltung zustande gekommen sind. Die Bezirksvertretung muss die für die Bänke zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel in Höhe von 6654 Euro schließlich gar ganz zurückstellen. Der Grund: Das zuständige Amt für Straßen und Verkehr hat vergessen, das Amt für Denkmalschutz zu fragen. Das hat bei dem unter Denkmalschutz stehenden Brunnen aus dem Jahr 1955 schließlich ein Wörtchen mitzureden. Und lehnt die im ersten Entwurf vorgesehenen Edelstahl-Gitterbänke ab. Im November 2012 wird die Verwaltung beauftragt, einen neuen Plan in Abstimmung mit dem Denkmal-Fachleuten auszuarbeiten.

Die Unzufriedenheit

Guter Entwurf will Weile haben: Ende Mai 2013 – das Wetter lädt längst wieder zum Verweilen unter freiem Himmel ein – soll die Bezirksvertretung II das wohl meist diskutierte Mobiliar der Stadt beschließen. Doch die Entscheidung wird auf die Sitzung nach der Sommerpause verlegt. Die Planung sei überhaupt nicht das, was bei den zwei Ortsterminen besprochen worden sei. Die zum Schutz des Brunnens angebrachten Stelen sind noch eingezeichnet, dabei hatten sie eigentlich durch die Bänke ersetzt werden sollen. Stelen und Bänke zusammen ergäben kein stimmiges Bild, so die Meinung. Die Verwaltung wird nun beauftragt, einen detaillierten Plan ausarbeiten, auf dem genau ersichtlich ist, wo Bänke und wo Stelen stehen.

Der neue Anlauf

Goldener Herbst 2013, die Statue auf dem Brunnen wartet weiter geduldig unter ihrem Schirm. Bei ihrer jüngsten Sitzung kommen die Stadtteil-Politiker überein, dass der überarbeitete Lageplan der Verwaltung nicht die erhoffte Klarheit bringt. Ein erneuter Ortstermin soll endlich Abhilfe schaffen.

Das Happy End

Das ist ein Drama, kein Märchen.

Kommentar: Nichts Neues aus der Provinz 

Zunächst einmal: Rüttenscheid geht es gut. Sonst würden vermeintliche Petitessen wie Straßennamen oder eben Bänke kaum so viel Beachtung finden. Natürlich hat der Markt eine „solche Hudelei“ nicht verdient, wie es CDU-Bezirksvertreterin Heidemarie von Münchhausen formulierte. So ein Entwurf will gut durchdacht sein, schließlich ist der Markt der Treffpunkt schlechthin, auch über die Stadtteilgrenzen hinaus. Bänke und Brunnen müssen zueinander passen, keine Frage. Dennoch soll die Frage erlaubt sein, wie nur wenige Meter weiter ein architektonisch beeindruckender Neubau „Rü 62“ innerhalb von nur eineinhalb Jahren entstehen konnte. Ein Konsens zwischen Verwaltung und Bezirksvertretung für ein paar Sitzgelegenheiten sollte in einer Großstadt wie Essen eigentlich reine Formalie sein. Stattdessen schieben sich beide Seiten den schwarzen Peter für die Verzögerung zu. Und das ist die eigentliche, provinzielle „Hudelei“, die ein urbaner Platz wie der Markt nicht verdient.