Essen-Rüttenscheid. . Die Interessengemeinschaft will den Wochenmarkt mit Plakaten bewerben. Händlersprecher Johannes Schandelle begrüßt das, fordert aber auch die Politik, sich stärker für die Belange der Händler einzusetzen.

Mit einer Plakataktion möchte die Interessengemeinschaft Rüttenscheid den Markt unterstützen. Einer, der dessen Entwicklung verfolgt hat wie nur wenige, ist Johannes Schandelle. Der Sprecher der Essener Markthändler steht trotz seiner 80 Jahre noch jeden Mittwoch und Samstag auf dem Rüttenscheider Markt. Ein Gespräch über Zukunftschancen, Auswirkungen des Einzelhandels und mangelnde Unterstützung aus der Politik.

Warum genießen Sie nicht längst Ihren Ruhestand?

Weil es ohne Markt nicht geht. Ich fühle mich verantwortlich und bin jetzt seit 60 Jahren im Geschäft. Ich fühle mich gesund und brauche das Marktgeschäft einfach - auch, weil man zu vielen Kunden ein persönliches Verhältnis aufbaut.

Seit drei Monaten ist der Neubau am Stern geöffnet. Eine harte Konkurrenz für Sie?

Sicherlich waren die Menschen in den ersten Wochen neugierig und sind etwas abgewandert. Generell spüren wir die Konkurrenz durch die Supermärkte nicht stärker als früher auch. Der Umsatz ist nicht zurück gegangen, seit der Neubau eröffnet ist. Der Markt ist ein Einkaufserlebnis, hier suchen die Menschen bewusst frische Waren, Beratung und Qualität. Früher waren wir der Hauptversorger, das hat sich geändert. Glücklicherweise aber leben wir zu einem Großteil von Stammkunden, die bei jedem Wetter kommen. Deswegen fürchten wir auch keine Konkurrenz.

Wie steht der Rüttenscheider Markt im stadtweiten Vergleich da?

Rüttenscheid ist seit jeher der attraktivste Markt der Stadt. Selbst Kunden aus Mülheim und Düsseldorf kommen zu uns. Insgesamt sind es weniger Händler, dafür sind die Stände attraktiver und wir haben Sitzmöglichkeiten geschaffen.

Die Bezirksvertretung will ja nun auch Bänke am Brunnen aufstellen.

Das ist völliger Quatsch. Selbst zu Marktzeiten werden die kaum genutzt, das habe ich bereits in der der Bezirksvertretung prophezeit. Außerhalb der Markttage will sich wohl kaum jemand auf einem Parkplatz ausruhen. Das Geld könnte man sinnvoller investieren.

Wofür denn zum Beispiel?

Vor allem in die Infrastruktur. Wir müssen mit Jahrzehnte alten Stromleitungen arbeiten, vor allem im Sommer fällt ständig der Strom aus. Da wäre unbedingt eine Erneuerung nötig. Die Stadttochter EVB, die den Markt betreibt, hat immerhin schon einen Stromkasten versprochen. Ein weiteres Thema ist die Parksituation. Hier appellieren wir auch an einige Händler, nicht am Markt zu parken und Kunden Parkplätze wegzunehmen. Aktuell stehen wir in Verhandlungen mit Kölbl Kruse, um Stellflächen im Parkhaus zu reservieren. Ich fordere aber auch mehr Kreativität von der Politik. Insgesamt würde ich mir einen runden Tisch mit kompetenten Ansprechpartnern bei der Stadt wünschen, die uns in allen Fragen rund um den Markt zur Seite stehen.

Die Toiletten sind auch immer wieder ein großes Problem.

Die hygienischen Zustände sind bedenklich. Seit die Stadt die Reinigung übernommen hat, hapert es. Ich hoffe, dass wir das in Zusammenarbeit mit der EVB in den Griff bekommen. Bislang hat sich die Stadt nicht besonders gekümmert.

Die Interessengemeinschaft unterstützt sie jetzt mit Werbeplakaten. Was halten Sie von der Aktion?

Das kann ich natürlich nur begrüßen. Viele junge Familien kommen schon zu uns. Wenn wir verstärkt auf diese Kundschaft setzen, ist der Mark auch in Zukunft gesichert.

Gastronomie und Handel profitieren

Johannes Schandelle freut sich über die Unterstützung der Interessengemeinschaft Rüttenscheid. Um regelmäßiger und effektiver für den Markt zu werben, würde er es auch begrüßen, wenn die Stadttochter EVB diese Aufgabe übernimmt. „Das ist in Städten wie Köln längst üblich. Man müsste ja nur die Standgebühr leicht erhöhen, um die Kosten abzudecken“, sagt Schandelle. So sei in jedem Fall gewährleistet, dass die Werbemittel vorhanden sind und die Umsetzung in einer Hand liegt.

Die Werbeplakate der Interessengemeinschaft sind nun überhaupt ein Anfang - schließlich fordern viele Händler schon länger, sich nach außen stärker zu präsentieren. In den kommenden Wochen sollen die Plakate aufgehängt werden, auch in benachbarten Stadtteilen. „Wir wollen niemandem die Kunden wegnehmen. Dennoch liegt es natürlich auch in unserem Interesse, den Rüttenscheider Markt zu stärken. Schließlich profitieren davon auch die umliegenden Gastronomen und der Handel“, sagt IGR-Vorsitzender Rolf Krane. Auch für den Stadtteil selbst sei der Wochenmarkt gute Imagewerbung - schließlich locke er nicht nur Rüttenscheider vor die Tür.