Essen. . Designer Frank Herzberg gab seinem Label „Neon Elektrisch“ vor sieben Jahren im Südviertel ein Zuhause. Beth Ditto und Helge Schneider gehören zu Kunden, ebenso wie der Essener DJ und Clubbetreiber Kay Shanghai. Die Mode des Deutsch-Briten ist extrovertiert - und lässt sich in keine Schublade stecken.
Er steckt Hooligans in Maßanzüge, näht verspielte Rüschen an Achtziger-Jahre-Shirts und verziert Lederjacken mit kleinen Monstern: Für die Mode von Frank Herzberg gibt es keine Schublade. Wer die kleine Boutique an der Rellinghauser Straße betritt, der will von Konventionen nichts wissen.
Vor sieben Jahren eröffnete der 37-Jährige den Laden und gab damit gleichzeitig seinem eigenen Label „Neon Elektrisch“ eine Plattform. Was von außen wie ein harmloser Second-Hand-Shop anmutet, ist alles andere als das: So haben es die extravaganten Stücke des Deutsch-Briten schon in die Kleiderschränke von Mode-Ikonen wie Beth Ditto, Pete Doherty, Kate Moss und Radiohead geschafft.
„Ich will mich emanzipieren und nicht nur ein Schein der Modeindustrie sein“, sagt Herzberg, der als Kreativberater mehrere große Labels betreute, ehe er sich von den starren Gesetzen der Modewelt gänzlich befreite. „Wer entscheidet, was untragbar ist?“, fragt er kopfschüttelnd und verweist auf ein Kleid, dessen Grundlage ein Torwarttrikot aus den Neunzigern war.
Alte Stoffe umkrempeln
Herzberg kauft gezielt alte Stoffe und Kleidungsstücke auf, um sie schließlich wortwörtlich umzukrempeln und ihnen neue, aktuelle Schnitte zu verpassen. Seine Kunden sind entsprechend extrovertiert: DJ und Clubbetreiber Kay Shanghai gehört dazu und auch Starkoch Nelson Müller sowie Frontmann Mille der Metal-Band Kreator schauten schon vorbei.
Helge Schneider entschied sich bei einem Spontanbesuch im Südviertel für eine Lederjacke, die ebenso ausgefallen ist, wie sein Lebensstil.
Parallel dazu verkaufte Herzberg seine Mode anfangs auch in England, wo sein Bruder Boutiquen in London, Birmingham und Manchester betreibt. „Pete Doherty entdeckte dort ein T-Shirt von mir, dadurch nahmen die Dinge seinen Lauf“, erinnert sich Herzberg.
„In Berlin oder Hamburg würde ich nicht mehr auffallen“
Die Liebe brachte ihn schließlich nach Essen, wo er im Südviertel den idealen Standort für seinen Laden ausmachte. „In Berlin oder Hamburg würde ich nicht mehr auffallen. Das Ruhrgebiet hat noch eine Menge Potenzial - auch, wenn es lange noch nicht soweit ist, wie es bei der Kulturhauptstadt den Anschein machen wollte“, sagt Herzberg, der in Birmingham und Deutschland aufwuchs.
Aus beiden Kulturen und verschiedenen Stilrichtungen pickt er sich heraus, was ihm gefällt: Da gesellen sich in dem kleinen Laden Roboter und Comic-Figuren zum britischen Ledersofa, thront ein alter Plattenspieler über Mary-Poppins-Schuhen und Sneakern aus den Siebzigern. „Mich kann man nie richtig einordnen“, sagt Herzberg und lacht. Er will nicht die großen Laufstege sondern die Menschen erreichen. Diejenigen, die wie er einfach anders sind und die Welt ein bisschen offener und verrückter machen wollen.