Essen-Rüttenscheid. . Die Bezirksvertretung II hat den Text der Gedenktafel zur Erinnerung an den 1952 erschossenen Demonstranten Philipp Müller verabschiedet. CDU und FDP geht die Information nicht weit genug. Sie kritisieren, dass Müllers Mitgliedschaft in der KPD unerwähnt bleibt.
60 Jahre, nachdem der Student Philipp Müller bei einer nicht genehmigten Demonstration nahe der Rüttenscheider Brücke durch einen Querschläger der Polizei tödlich verletzt wurde, soll in wenigen Wochen eine Gedenktafel an die Ereignisse des 11. Mai 1952 erinnern. Der von Stadthistoriker Dr. Klaus Wisotzky verfasste Text der Mahntafel wurde von der rot-rot-grünen Mehrheit der Bezirksvertretung einstimmig verabschiedet.
FDP kritisiert „einseitige Bewertung des historischen Ereignisses“
FDP und CDU enthielten sich - ihnen geht der vorgelegte Text nicht weit genug. „Es wird verschwiegen, dass Müller Mitglied der KPD war. Die Öffentlichkeit wird schlicht nicht vollständig informiert. Es ist fraglich, einen Kommunisten zu ehren“, so Hannelore Pintzke, Sprecherin der Rüttenscheider Union.
Sie befürchtet zudem, mit der Anbringung der Gedenktafel eine Heimat „für Sozialisten und Kommunisten“ zu schaffen. Die Rüttenscheider Straße sei für Demonstrationen schlicht nicht ausgelegt, wie schon der Gedenkzug im Frühjahr dieses Jahres gezeigt habe. Auch Helmut Dinter (FDP) kritisiert die „einseitige Bewertung“ des historischen Ereignisses.
Nach seinem Tod war der Student vor allem durch Erich Honecker zu DDR-Propaganda-Zwecken genutzt worden, der sozialistische Jugendverband FDJ ließ gar eine „Philipp Müller-Medaille“ verleihen.
„Das Recht auf Demonstration ist ein hohes Gut in unserer Demokratie“
Auch interessant
Der SPD geht es bei der Gedenktafel darum, an das Ereignis selbst zu erinnern: „Es gab damals eine massive gesellschaftliche Gegenbewegung zur Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Der Tod Müllers hat die Gesellschaft und auch das Verhalten der Polizei verändert. Das Recht auf Demonstration ist ein hohes Gut in unserer Demokratie“, sagt Fraktionsvorsitzender Peter Lankes. Ihm gehe es nicht darum, die Debatte um den Kalten Krieg neu zu entfachen. Der politische Hintergrund Müllers sei vor diesem Zusammenhang nicht erwähnenswert.
Viel eher wünscht Lankes sich, „dass Fußgänger an der Tafel im Gedenken innehalten“. Auch für Bürgermeister Rolf Fliß (Grüne) ist die Tafel ein willkommener Kompromiss - wenngleich auch er anmahnt, keinen „Wallfahrtsort“ zu schaffen. Fliß hatte sich gegen den ersten Vorschlag, die gesamte Brücke nach Philipp Müller zu benennen, gewehrt. Mit der Tafel werde man dem historischen Ereignis gerecht, „zumal der Text aus der Feder des Historikers meines Vertrauens stammt“, so Fliß.
Politisch möchte Dr. Claus Wisotzky die Gedenktafel nicht bewerten. „Ich habe schlicht und einfach versucht, den Text möglichst neutral zu verfassen. Die Frage, in welcher Partei Müller zuvor engagiert war, ist für das Geschehen an sich unwichtig“, so Wisotzky. Wie auch aus dem Gedenk-Text hervorgeht, waren damals Menschen aus unterschiedlichsten Institutionen auf die Straße gegangen.
Die Tafel, deren Herstellung und Anbringung rund 2000 Euro kostet, soll in den kommenden Wochen montiert werden.