War das ein Kontrast! Im Februar Absperrgitter, Menschenscharen, totale Medienpräsenz im SportCentrum Kamen-Kaiserau. Da hielt Yogi Löw mit seinen Jungs Hof vor dem Fußball-Länderspiel-Klassiker gegen Italien. Jetzt, gut zwei Monate später, logiert ein amtierender-Weltmeister an der Jakob Koenen-Straße. Löws weiblicher Pendant, Silvia Neid, bereitet sich mit ihren 26 Nationalspielerinnen auf die bevorstehende Frauenfußball-Weltmeisterschaft in Deutschland vor. Keine Absperrung, kein Menschenauflauf, nur gut ein Dutzend Journalisten.

Neid bei Frau Neid? „Nein, nein, auch wenn ich so heiße, ich bin nicht neidisch“, schmunzelte die Bundestrainerin und setzte hinzu, „alles was, die Männer haben, das haben wir auch.“ Einen großen Trainer- und Betreuerstab, sogar einen Psychologen. „Uns fehlt es an nichts, auch die Medienpräsenz wird größer“, ist sie sicher, „je näher die WM kommt, desto größer wird sie.“

Die Weltmeisterschaft ab 26. Juni ist das große Ziel, ja, dafür ist die Neid-Truppe, der Weltmeister, genauer gesagt, die Weltmeisterinnen, in Kaiserau. Station Nummer drei auf dem Weg zur Titelverteidigung. Nach dem Technik- und Athletik-Lehrgang in Köln wird im SportCentrum Kamen-Kaiserau in den sechs Tagen, genauer gesagt vom 28. April bis zum 3. Mai, der Fokus auf Spielformen gelegt. Ausgewählte Spielformen, 1 gegen 1, 3 gegen 3 etwa, wichtige Prinzipien für ein erfolgreiches Kombinationsspiel. Dass dabei der Ball im Mittelpunkt steht, freut Kim Kulig, frisch vom Hamburger SV zum 1. FFC Frankfurt in der Bundesliga gewechselt, ganz besonders. „Wir haben konditionell ein hartes Programm hinter uns, mussten an die Grenzen gehen, die Beine waren schwer, aber jetzt ist die Vorfreude auf den Ball umso größer.“ Bis zum kommenden Dienstag wird in Kaiserau täglich trainiert. Kulig, die sich auf der Sechser-Position in der Nationalmannschaft sieht, genießt die Tage mit der Nationalmannschaft, „wir verstehen uns alle gut, ich will mich persönlich zeigen und jeden Tag der WM-Vorbereitung nutzen.“

Wie sie denn Birgit Prinz finden würde, wurde Kim Kulig gefragt. „Früher habe ich sie im Fernsehen bewundert, jetzt spiele ich mit ihr in der Mannschaft“, man merkt, wie sehr sie die Rekord-Nationalspielerin mit ihren über 200 Länderspielen mag. „Was sie sagt, hat Gewicht und sie ist in der Kapitänsrolle die beste, die man sich wünschen kann.“ Silvia Neid bekräftigt, dass die dreifache Weltfußballerin „ein Standing hat“.

Doch nicht Birgit Prinz allein ist das Gesicht der Nationalmannschaft, „die wird von mehreren Gesichtern geprägt, denn es haben sich auch mehrere Spielerinnen in den Vordergrund gespielt, davon lebt der Frauenfußball“, so Neid weiter. Für sie ist jedoch der Star die Mannschaft. „Es gibt in unserer Mannschaft viele auf dem Platz, die Verantwortung übernehmen können.“

Für die Bundestrainerin ist das SportCentrum Kamen-Kaiserau kein Neuland. Sie kommt immer wieder gerne, auch mit der Nationalmannschaft. „Wir fühlen uns in Kaiserau wohl, die Bedingungen sind optimal, die Plätze hervorragend, eine wichtige Etappe in der WM-Vorbereitung.“ Die dauert nach Kaiserau bis zum 21. Juni an. „Es werden noch vier weitere Lehrgänge folgen bis zum 21. Juni in Berlin“, klärt Silvia Neid auf. Am 26. Juni eröffnet Weltmeister Deutschland das Turnier im Berliner Olympiastadion gegen Kanada. Jetzt aber wird im SportCentrum noch viel Schweiß fließen.