Essen-Bredeney. Ein neuer Kraxelturm lockt Kletterfans zum Seaside Beach am Baldeneysee. Zwar soll das Angebot vor allem Anfänger ansprechen - trotzdem können sich auch Fortgeschrittene auf die 60 Meter lange Abfahrt nach dem anspruchsvollen Rundkurs freuen.

„Das Klettern liegt uns Menschen im Blut.“ Thomas Szidat, einer der Betreiber des neuen Kraxelturms am Seeufer, verfolgt die vorsichtigen Schritte eines sichtlich Unerfahrenen in der steilen Wand. Senkrecht geht es bergan, acht Meter hoch auf diversen Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. „Wir haben den Schwerpunkt auf Anfänger gelegt“, erklärt der Geschäftsführer von „Insider Traveller“.

Eine siebener Runde ist hier das Höchste der Gefühle, mithin ein Wert, der echte Gipfelstürmer nicht vom Hocker reißt. Aber es geht schließlich nicht um Hochleistung, sondern um den Spaß an der Bewegung an frischer Luft und mit ordentlich Sonnenschein. „Und um das Gemeinschaftsgefühl“, betont Szidat. „Teambuilding ist ein wesentlicher Aspekt. Gruppenmitglieder sollen erfahren, wie es ist, sich auf den anderen zu verlassen.“

Kein Zugang ohne Testlauf

Das gilt uneingeschränkt auch für das Treiben einige Meter weiter westlich. Sven Behmenburg und seine Mitarbeiter legen ihren Kunden schwere Sicherungsgeschirre an und schicken sie auf den Einweisungsparcours. Jetzt muss sich zeigen, ob Balance und Geschicklichkeit mit dem Mut mithalten können. Ohne einen erfolgreichen Testlauf darf niemand auf eine der drei Strecken des Naturseilgartens.

Wer es nicht auf Anhieb schafft, muss den Durchgang wiederholen. „Im Zweifel sagen wir: Sorry, aber du musst leider verzichten“, so Profikletterer Sven Behmenburg. „Das kommt vor. Aber nicht oft.“ Zwischen mächtigen Baumstämmen spannen sich kippelige Hängebrücken. Böig auffrischender Wind zerrt an den beständig schwingenden Konstruktionen aus Holz, Hanf und Stahl.

Sicherheit ist das A und O. „Die Ausstattung besteht aus einem Hosenträgergurt mit zwei Karabinern, einem Cowtail, einer Seilrolle, Helm und Handschuhen“, erläutert Behmenburg, der die „Seaside Beach Climbing“ genannte Anlage vor drei Jahren eröffnete. Bei dem „Kuhschwanz“ handelt es sich um einen zusätzlichen Sicherungsring am Brustgurt. Behmenburg fand vor gut zehn Jahren zum Trendsport. Der Weg dorthin war nicht weit. Im Einzelhandel hatte er ohnehin mit alpinen Ausrüstungsgegenständen zu tun und verkaufte Skier und Kraxlerutensilien.

Schussfahrt zum Abschluss

Beim Deutschen Alpenverein erwarb er sämtliche Kletterscheine. Über diese umfassende Ausbildung verfügen auch etliche seiner Mitarbeiter. Die Guides müssen sämtliche Sicherheitsvorkehrungen und natürlich alle Knoten aus dem Eff-Eff beherrschen. „Das Schöne am Klettern ist, dass selbst blutige Anfänger schnell Erfolgserlebnisse erreichen können“, schwärmt Behmenburg. „Ich beobachte das oft, wenn uns Schulklassen besuchen. Nicht selten sind es die Außenseiter, die sich hier beweisen können. Das zu beobachten macht großen Spaß.“

Die Parcours sind als steter Mix aus Herausforderung und Belohnung angelegt. Ist ein schwieriger Abschnitt geschafft, geht es etwas einfacher weiter. Und ganz zum Schluss wartet die besondere Belohnung: Eine Schussfahrt am Seil bis zum Erdboden (deswegen die Seilrolle). Wer den anspruchsvollsten Rundkurs wählt, darf sich auf eine satte 60 Meter lange Rutschpartie aus sieben Metern Höhe freuen.

Zufriedenes Jauchzen klingt wie Musik in Behmenburgs Ohren. Vom nebenan tafelnden Kindergeburtstag indes hört man keinen Mucks. Die Kids sind ziemlich groggy nach einem Tag in den Baumwipfeln. Ob im Blut oder nicht, Klettern liegt vielen immer mehr. Es muss ja nicht immer in der Halle sein.