Essen. . In Essen-Rüttenscheid sollen nach dem Willen der Politiker zwei legale Sprayflächen für Jugendliche nahe der Villa Rü und am Girardet-Haus entstehen. Mit dem Projekt sollen Schäden durch illegale Graffiti an Gebäuden vermieden werden.
„Der Ausdruck einer weltweiten Jugendkultur, die sich nicht aufhalten lässt“ – das ist Graffiti-Kunst aus Sicht der Stadtverwaltung. Da diese Kunst aber noch immer zu einem großen Teil in der Illegalität stattfindet – oder stattfinden muss – will die Stadt Essen den Sprayern nun verstärkt Freiflächen zur Verfügung stellen. Zum einen geht es hierbei darum, Schäden an öffentlichen sowie privaten Gebäuden zu vermeiden und letztlich auch die mühsame und kostspielige Verfolgung der Täter. Zum anderen sollen Kreativität und Partizipationsrechte von Jugendlichen gestärkt werden.
Im Bezirk II sind es bisher zwei an der Zahl: An der Villa Rü und am Girardet-Haus in Rüttenscheid können sich die Sprayer kreativ austoben. Bei der Plattenwand am Girardet-Haus handelt es sich jedoch um eine „Eventwand“, die nur von ausgewählten Künstlern genutzt werden darf. Die Fläche an der Villa Rü kann nach Absprache genutzt werden.
Besitzer des Gebäudes hat eingewilligt
„Wir halten das für eine gute Idee“, sagt Alexandra Bremer vom städtischen Jugendhaus und Bürgerzentrum Villa Rü. Man habe die kleine Mauer zwischen dem benachbarten Bürogebäude und dem Durchgang zum Christinenpark als Fläche für die Sprayer vorgeschlagen. Der Besitzer des Gebäudes habe eingewilligt, die Mauer gestalten zu lassen, um so Schmierereien entgegenzuwirken. Jetzt müssten nur noch die politischen Gremien entscheiden, dann könne Koordinator Gerd Dubiel vom Jugendamt mit seinen Sprayern anrücken. „Ich denke, es geht bald los“, vermutet Bremer. Eine Wand der Villa Rü könne zudem im Rahmen des Projekts „mitWirkung“, zum Beispiel im Rahmen des Kunstunterrichts, von Jugendlichen gestaltet werden.
Andere Städte haben es bereits vorgemacht: In Bochum, Hagen und Duisburg wurden in den letzten Jahren verstärkt Sprayflächen zur Verfügung gestellt - das Ganze unter dem Aktionstitel „Hall of Fames“. Durch Studien sei belegt worden, „dass durch die Schaffung mehrerer legaler Wände die Anzahl illegaler Werke deutlich zurückgegangen ist“, berichten die Verantwortlichen. Essen will nun also nachziehen. An verschiedenen Stellen im Stadtgebiet sollen Freiflächen eingerichtet werden.
Bisher kosten Flächen jährlich 2500 Euro
Die Kosten für das Projekt sollen die Bezirksvertretungen tragen. Für die bisher eingerichteten Flächen wird mit jährlich 2500 Euro für Abfallentsorgung, Reinigung und Graffiti-Entfernung gerechnet.
Auf den Bezirk II entfallen zunächst jedoch nur 100 Euro. Im Rahmen der letzten Sitzung beschloss die BV II, diese Kosten zu übernehmen. „Die Finanzierung ist kein Problem. Ich werde die Mittel aus meinem Etat zur Verfügung stellen“, erklärte die Kinder- und Jugendbeauftragte Irmgard Krusenbaum (Grüne).
Die Vertreter der anderen Parteien begrüßten dies mehrheitlich. Es handle sich um ein sinnvolles Projekt, das der Zustimmung bedürfe, merkte etwa Cornelia Swillus-Knöchel von der Linken an. Lediglich der EBB-Vertreter äußerte sich kritisch: „Damit ist das Problem nicht gelöst. Jugendliche sprayen illegal meist aus Gründen der Profilierung und der Verewigung“, erklärte Theo Feldmann-Pootmann. Die Schaffung von legalen Freiflächen könne nicht alle Sprayer auffangen. Der Beschluss der BV erfolgte letztlich aber einstimmig.