Essen-Rellinghausen. Wo früher das Haus der ev. Gemeinde Rellinghausen stand, entsteht ab Juli ein Neubau für genossenschaftliches Wohnen. Grundstück wird übergeben.

Der Baustart für ein genossenschaftliches Wohnprojekt in Essen-Rellinghausen steht unmittelbar bevor. Am Freitag, 10. Juli, wird die evangelische Gemeinde das Gelände, auf dem früher das alte Gemeindehaus stand, der Wohngenossenschaft Raumteiler offiziell übergeben. In Kürze sollen dann die Bagger anrücken.

Evangelische Gemeinde Rellinghausen hat sich kleiner gesetzt

Die evangelische Gemeinde Rellinghausen hatte beschlossen, sich aufgrund zurückgehender Mitgliederzahlen und Einnahmen kleiner zu setzen und sich so zukunftssicher aufzustellen.

So wurde der ehemalige Kindergarten an der Bodelschwinghstraße zum neuen Gemeindehaus umgebaut. Dort sind jetzt alle Angebote der Gemeinde gebündelt worden. Zum Jahresende 2019 war das alte Gemeindehaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite abgerissen worden, nachdem die Gemeinde Anfang September 2019 ihr neues Zuhause bezogen hatte.

Zur offiziellen Übergabe des Geländes werden Mitglieder der Gemeinde, des Presbyteriums und der Wohngenossenschaft erwartet. Die evangelische Gemeinde hatte sich in den letzten Jahren aus Kostengründen kleiner gesetzt, ihre Aktivitäten im neuen Gemeindezentrum direkt neben der Kirche gebündelt und das alte Gemeindehaus abreißen lassen. Das Gelände ging in Erbpacht für 99 Jahre an die Gruppe Raumteiler, die die Gemeinde mit ihrem nachhaltigen, ökologischen und sozialen Konzept überzeugen konnte.

Eva Zitta vom Projekt Raumteiler erläuterte das Vorhaben im Mai letzten Jahres, als das alte Gemeindezentrum auf dem Gelände noch stand.
Eva Zitta vom Projekt Raumteiler erläuterte das Vorhaben im Mai letzten Jahres, als das alte Gemeindezentrum auf dem Gelände noch stand. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Baustart ist für den 13. Juli vorgesehen, so Eva Zitta, Theaterregisseurin, Kommunikationstrainerin und bei Raumteiler für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Bevor die Arbeiten jetzt beginnen können, musste noch ein alter, rund 400 Meter langer Luftschutzstollen unter dem Gelände verfüllt werden. Dieser hatte im Zweiten Weltkrieg bis zu 900 Menschen Schutz geboten.

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27 Wohneinheiten entstehen auf dem Gelände in Essen-Rellinghausen

„Wir sind jetzt 37 Erwachsene sowie zwölf Kinder und Jugendliche, die einziehen wollen. Die 27 Wohneinheiten, die dort entstehen, sind fast alle vergeben“, sagt Eva Zitta. Für die letzte Wohnung liefen gerade die Gespräche mit einer Interessentin. „Wir achten darauf, dass die Bewerber zu uns passen und hinter der Idee des gemeinschaftlichen Wohnens stehen.“

Das L-förmige Gebäude soll eine einstellige Millionensumme kosten und bis zum Frühjahr 2022 fertig sein. In Bezug auf die Bewohner könne es durchaus noch Bewegung geben. „Die Lebensumstände können sich in der Zeit ja noch ändern“, so Eva Zitta. Die Bewohnerschaft werde auf jeden Fall ganz gemischt und so unterschiedlich wie die Größen der Wohnungen sein: Singles, Paare, fünf Familien mit Kindern, eine (Alters)-Wohngemeinschaft mit drei Wohneinheiten. Die Bauzeit sei sehr großzügig berechnet, so dass es eher positive als negative Überraschungen geben werde.

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Ein späterer Tausch der Wohnungen, wenn sich Mitglieder größer oder auch kleiner setzen wollten, sei durchaus angedacht. Schließlich erwerbe man als Mitglied der Genossenschaft nicht eine bestimmte Wohnung, sondern ein lebenslanges Wohnrecht. Die Mitglieder kämen vorwiegend aus Essen, aber auch aus Nachbarstädten wie Bochum, Wattenscheid und Oberhausen. Es habe einen großen Interessentenkreis gegeben, aber nicht alle wollten auch tatsächlich selbst einziehen, so Eva Zitta. Einige seien nur an dem Projekt und seiner Umsetzung interessiert gewesen, andere seien investierende Mitglieder.

Der Kennenlernprozess der Mitglieder erfordert Zeit und Aufwand

Seit sich die Gruppe 2018 gegründet habe, sei viel passiert. Nicht nur der so genannte Annäherungsprozess an potenzielle Mitglieder sei aufwändig, auch die Zusammenarbeit mit Architekten, Banken und Behörden erfordere viel Zeit. „Trotz Corona liegen wir im Zeitplan“, sagt Eva Zitta. Man wolle bei der Übergabe des Geländes mit Flatterband die Abmessungen des Gebäudes simulieren. „Es ist schon etwas anderes, ob man die Architektenentwürfe betrachtet oder auf dem Gelände steht und schaut, wo dann später die eigene Wohnung entstehen wird.“

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