Essen-Huttrop. Wegen Corona findet der Tag der Architektur nur digital statt. Architekt Helmut Fox beteiligt sich mit dem Kolumbarium auf dem Parkfriedhof.
An der „Oase der Ruhe“ wird es auch am Tag der Architektur 2020 ruhig bleiben. Das 2019 eingeweihte Kolumbarium auf dem Parkfriedhof in Essen-Huttrop nimmt an der Präsentation teil – die coronabedingt allerdings nur virtuell stattfindet. Die reale Besichtigung von architektonischen Höhepunkten in Nordrhein-Westfalen am 20. und 21. Juni fällt aus. Die Objekte sind im Internet zu sehen.
Das gilt auch für das Kolumbarium in Huttrop: „Wichtig war uns, einen Ort mit Atmosphäre zu schaffen, der zum Verweilen einlädt, der fast etwas von einem Wohnzimmer hat“, beschreibt Landschaftsarchitekt Helmut Fox seine Intention. Die 16 Urnenschränke mit je acht Fächern stehen nicht weit entfernt vom Haupteingang des Huttroper Friedhofs.
Das Kolumbarium in Essen-Huttrop wurde im Sommer 2019 eröffnet
Das Kolumbarium war unter der Bezeichnung „Oase der Ruhe“ im Spätsommer 2019 eröffnet worden. Derzeit gibt es 128 Urnenfächer. Fünf Schränke mit je acht Fächern sollen noch ergänzt werden. Die Säulen stehen halbkreisförmig um eine Rasenfläche. Sie sind in unterschiedlich großen Gruppen angeordnet und über geschwungene Wege zu erreichen. Davor befinden sich, ebenfalls im Halbkreis, rote Sitzgelegenheiten unter einem schattenspendenden Baum, eine weitere rote Bank steht etwas abseits. „Die Besucher sollen hier in aller Ruhe bei ihren Verstorbenen verweilen und die Atmosphäre aufnehmen können. Die Sitzgelegenheiten werden gut angenommen“, sagt Helmut Fox.
Das Kolumbarium ist in südlichen Ländern weit verbreitet
Kolumbarium bedeutet eigentlich Taubenschlag, abgeleitet von Columba, lateinisch für Taube. Wegen der optischen Ähnlichkeit wurden dann auch altrömische Grabkammern mit reihenweise übereinander angebrachten Nischen zur Aufnahme von Urnen nach Feuerbestattungen so benannt.
Heute bezeichnet man als Kolumbarium ein Bauwerk, das der Aufbewahrung von Urnen dient und oft einem Friedhof angegliedert ist. Vor allem in südlichen Ländern sind Kolumbarien ein weit verbreiteter Bestandteil der Begräbniskultur, hier werden Kolumbarien häufig im Freien in Form langer, teilweise überdachter Mauern errichtet, oft an den Außenmauern der Friedhöfe.
Der gebürtige Essener besitzt seit 1989 in Mülheim ein Büro für Freiraumplanung und zeichnet mit seinem Team unter anderem verantwortlich für Projekte wie den Niederfeldsee oder die Gestaltung des Germaniaplatzes in Borbeck, mit denen er in den Vorjahren ebenfalls am Tag der Architektur teilnahm.
Die Gestaltung des Kolumbariums auf dem Parkfriedhof in Kooperation mit der Friedhofsverwaltung von Grün und Gruga habe er gern übernommen, so Helmut Fox. Für ihn sei es eine Premiere gewesen. Danach habe er auch Urnenschränke auf dem Terrassenfriedhof in Schönebeck gestaltet. Ein solches Projekt muss auch von der Politik abgesegnet werden, erst dann werden die Gelder bereitgestellt und die Umsetzung kann erfolgen.“
Areal auf dem Friedhof war eine Brachfläche
Die frühere Brachfläche auf dem Parkfriedhof habe durch die Urnenschränke eine neue Qualität erhalten. In den Bau des Kolumbariums habe man laut Hans-Joachim Hüser, Leiter der Friedhofsverwaltung, rund 180.000 Euro inklusive Nebenkosten, investiert. Die Planungen hätten bereits 2018 begonnen, die eigentlich Bauzeit habe rund anderthalb Monate betragen, so Helmut Fox. „Die Schränke selbst bestehen aus Beton, die Türen aus Granit“, so der Landschaftsarchitekt, der für die Gestaltung des gesamten Bereichs verantwortlich zeichnet. „Kolumbarien, die keine Pflege erfordern, werden immer beliebter, für die Fächer gibt es immer mehr Interessenten“, sieht Helmut Fox einen neuen Trend der Trauer- und Bestattungskultur.
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Stadt wollte ein ruhiges Umfeld für die Trauernden
Ein Doppel-Urnenfach koste 2700 Euro, die Liegezeit betrage 25 Jahre. „Wir wollen auch den Menschen, die ihre Angehörigen in einer Kolumbariumwand bestatten lassen, ein privates und ruhiges Umfeld bieten, um zu trauern, Abschied zu nehmen und sich zu erinnern“, betonte Hans-Joachim Hüser von Grün und Gruga 2019 zur Eröffnung der „Oase der Ruhe“ auf dem Parkfriedhof. Deshalb habe man die Anlage von Hauptwegen etwas abgeschirmt. Laut Helmut Fox ist aufgrund der großen Nachfrage bereits ein zweites Kolumbarium-Feld gegenüber der Hauptverwaltung in Planung.
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Kolumbarien sind seit 1972 auf städtischen Friedhöfen in Essen zu finden: Das Feld auf dem Schönebecker Terrassenfriedhof verfügt zurzeit über 176 Stellen, auf dem Nordfriedhof in Altenessen gibt es draußen 225 Stellen, in Überruhr drinnen 52 Stellen. Auf dem Parkfriedhof existiert bereits seit 2008 ein Kolumbarium in der neuen Trauerhalle mit 142 Plätzen.
Tag der Architektur findet in diesem Jahr erstmals virtuell statt
Beim Tag der Architektur – in diesem Jahr zum ersten Mal rein virtuell – nähmen die Bürger vor allem solche Angebote gern wahr, bei denen sie zum Beispiel Privathäuser besichtigen könnten, die ihnen sonst verschlossen blieben, weiß Helmut Fox aus Erfahrung. Aber auch Erläuterungen zu öffentlich zugänglichen Objekten wie dem Kolumbarium wüssten viele zu schätzen. Die Bauwerke – wie der besondere Bestattungsort in Huttrop – sind im Internet unter www.aknw.de zu betrachten.
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