Essen-Stoppenberg. . Das muslimische Gräberfeld am Hallo in Essen ist in fünf Jahren komplett belegt. Der Bezirksbürgermeister schlägt eine Industriebrache vor.
„Wir können in Stoppenberg nicht die Beerdigungen von halb Nordrhein-Westfalen bewältigen!“ Bezirksbürgermeister Michael Zühlke (SPD) ist alarmiert: In etwa fünf Jahren, so heißt es, ist das islamische Grabfeld am südlichen Rand des Hallo-Friedhofs komplett belegt. Da stelle sich die Frage: Was tun? Michael Zühlke schlägt deshalb als Ausweichstandort die „Freiheit Emschertal“ vor, also die riesige Industriebrache zwischen Essen und Bottrop. Dort gebe es genügend freie Flächen für einen islamischen Friedhof und später auch die notwendige Infrastruktur.
Vor etwa einem Monat hatte sich der „Arbeitskreis Friedhof“ des auch für Grün und Gruga zuständigen Ratsausschusses getroffen. Gemeinsam mit Mitgliedern der Bezirksvertretung beriet er über die Zukunft des Friedhofs auf der Grenze von Stoppenberg und Schonnebeck.
Anlass ist die „rasant steigende Belegung durch Muslime“, berichtete Michael Zühlke. „Perspektivisch“ sei sie aber nicht mehr lange möglich. Eine Ausdehnung Richtung Naturschutzgebiet und der Bau neuer Parkplätze oder gar die Vertreibung des Modellflugklubs kämen trotzdem nicht in Frage. Zumal offenbar in Nachbarstädten wie Gelsenkirchen oder Bottrop die Anzahl muslimischer Beerdigungen längst nicht so hoch ist wie in Essen. Die Konzentration am Hallo liege möglicherweise an verwandtschaftlichen Beziehungen, mutmaßten die Bezirksvertreter. Andererseits sei der Weg zum Beispiel nach Gelsenkirchen auch nicht unzumutbar.
Grabfelder mehrfach nutzen
Einen anderen Vorschlag stellte Rudolf Vitzthum (CDU) zur Diskussion: Wenn auch die Muslime bereit wären, ein einmal bereits genutztes Grabfeld erneut zu belegen, ließe sich die Problematik entschärfen. Doch er klang nicht optimistisch, dass das möglich sei.
Dem widerspricht allerdings Halit Pismek, Imam an der Aya Sophia Moschee in Katernberg. „Natürlich erlaubt es der Islam, ein Grabfeld neu zu nutzen, zum Beispiel nach 30 Jahren“, betont der Geistliche. In Saudi-Arabien sei das etwa möglich. „Das ist salafistische Mentalität.“ Manche Kulturen wüssten das jedoch nicht, „manche Menschen denken anders“. Etwa in der Türkei. Halid Pismek: „Dort ist es leider ganz anders, die wollen es nicht. 90 Prozent der Gräber dort sind ganz alt.“
Doch der Imam, der auch am interreligiösen „Arche-Noah“-Dialog im Stadtbezirk teilnimmt, wirbt für ein Umdenken. „Wir müssen als Muslime Alternativen sagen und mit der Stadt zusammenarbeiten.“ Das thematisiere er auch immer wieder in seiner Freitagspredigt: „Denn sonst ist der ganze Friedhof in 100 Jahren mit Muslimen voll. Und das geht natürlich nicht.“
>>>>>Friedhof bis zu zwei Stunden für Autos gesperrt
Friedhofsbesucher mit Sonderausweis müssen am Hallo damit rechnen, bis zu zwei Stunden nicht mit dem Auto zu den Gräbern zu gelangen. Etwa bei Beerdigungen mit mehr als 800 Trauergästen.
Auch für Gewerbetreibende sei der Friedhof dann gesperrt, so Grün und Gruga. Meist gelte die Sperre aber nur bis 12 Uhr.