Mit zwei Innenkolumbarien betritt Grün und Gruga Neuland in Essen.Auf den Friedhöfen gibt es einen klaren Trend hin zu mehr anonymen- und Urnenbestattungen
"Immer mehr Menschen wünschen pflegefreie Gräber", berichtet Werner Thomsen, Abteilungsleiter Friedhöfe bei Grün und Gruga. Und deshalb gibt es in Essen seit vier Wochen mit den Innen-Kolumbarienkammern in der neuen Friedhofshalle auf dem Huttroper Parkfriedhof und der Trauerhalle des städtischen Friedhofs Überruhr eine Premiere.
Thomsen: "Von den 23 Grabarten, die wir anbieten, sind bereits acht pflegefrei." Auf den Essener Friedhöfen sei ein "großer Wandel" zu beobachten: "Der Trend geht eindeutig weg von den alten Wahlgräbern und hin zu anonymen und teilanonymen (Wiesen-) Gräbern sowie zu Urnenbestattungen.
Seit 1976 gibt es in Essen ein Außenkolumbarium auf dem Nordfriedhof, das längst vollbelegt ist. In den Nachbarstädten tut sich viel: Grabeskirchen werden eröffnet, es gibt auch private Anbieter für Kolumbarienkammern. Deshalb entschloss sich Grün und Gruga, Neuland zu betreten. Neue Außenkolumbarien sind derzeit nicht in Planung, auf dem Parkfriedhof und in Überruhr werden jetzt insgesamt 128 Kammern angeboten. Thomsen: "Reservierungen sind nicht möglich, da wären wir schnell ausgebucht." Fünf der neuen Kolumbarienkammern sind bereits vergeben.
In einer Kolumbarienkammer lassen sich je nach Größe zwei bzw. vier Urnen beisetzen. Die Kammern sind auf dem Parkfriedhof mit einer Natursteinplatte und in Überruhr zusätzlich mit einer satinierten Glasplatte versehen, die individuell beschriftet werden kann. Es gibt auch Halterungen, um Blumenschmuck anzubringen. Das Nutzungsrecht für 25 Jahre beträgt für eine Zwei-Urnen-Kammer 1840 Euro, für vier Urnen 2540 Euro, Verlängerungen sind möglich. Vor dem Eingang zur neuen Friedhofshalle auf dem Parkfriedhof wurde zudem ein kleiner Platz mit einem restaurierten Gedenkstein eingerichtet, wo Blumenschmuck und Kränze niedergelegt werden können. Mit einem speziellen Schlüssel erhalten trauernde Angehörige jederzeit Zugang zum Kolumbarium, ausgenommen sind lediglich die Zeiten von Trauerfeiern.
Der neue Trend auf den heimischen Friedhöfen legt einen Blick in die Geschichte nahe: In Rom und Umgebung wurden bisher über 100 antike Kolumbarien entdeckt, die aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammen. Sie wurden von reichen Leuten angelegt, die für ihre Sklaven nach dem Tod sorgten. Dementsprechend waren diese Kolumbarien schlicht und zum Zweck einer möglichst kostengünstigen Bestattung errichtet worden. In Deutschland gibt es diese Beisetzungsart verstärkt mit der Einführung der Feuerbestattung ab 1879. Bedeutende, teilweise unter Denkmalschutz stehende Kolumbarien gibt es u.a. in Leipzig, Berlin und Wiesbaden.